“Man sollte auf erfahrene Leute setzen” #HR #SCB18
Wer ein Unternehmen gründet, hat an viele Dinge zu denken. Auch an die richtigen Mitarbeiter. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen. Und wie bezahlen? Fragen, die sich junge Gründer rechtzeitig fragen müssen.
Antworten hierauf uns viele andere Aspekte einer richtigen HR-Strategie erhalten Gründer auf dem Startup Camp am 12./13.April in Berlin auf dem thematisch kuratierten HR-Focus Camps, das parallel zum Konferenzgeschehen stattfindet. Kuratorin des Camps ist Maika Hahne-Wiley.
Ab wann wird die HR in Unternehmen ein Thema?
Ab dem Zeitpunkt wenn man beschließt zu gründen! Wen brauche ich wofür, wie wollen wir sein, was wollen wir erreichen etc.?
Wo finden junge Gründer das richtige Team?
Als allererstes meist im eigenen Umfeld. Es kommt auf Vertrauen und gegenseitiges Verständnis an. Gründen ist ein bisschen wie heiraten: erst ist man sehr verliebt und voller Euphorie und dann kommt der Alltag und die ersten Probleme treten auf. Da ist es gut, wenn man sich aufeinander verlassen und sich gegenseitig vertrauen kann.
Worauf müssen Start-ups vor allem am Anfang achten, wenn sie Personal einstellen müssen?
Man sollte sich nicht von den Gehältern abschrecken lassen und meiner Erfahrung nach eher auf erfahrene Leute setzen. Manchmal kosten diese Leute 1/3 oder gar doppelt so viel wie Junioren oder Medioren aber wenn es darauf ankommt wissen sie, was sie tun. Sie kennen ihre Felder, die Do’s und Dont’s und bringen ein Netzwerk mit, was einem weiterhelfen kann wenn man Herausforderungen allein nicht immer lösen kann.
Am Anfang viel auf Junioren oder Werkstudenten zu setzen ist eine Milchmädchenrechnung. Die Motivation kann den Mangel an Wissen und Erfahrung langfristig oft nicht wettmachen. Das Ausgleichen entsprechend auftretender Versäumnisse kostet im Nachhinein meist mehr als ein Senior am Anfang.
Viele junge Unternehmen wachsen bereits nach kurzer Zeit rasant an. Wie schaffe ich es, die Qualität der Mitarbeiter zu garantieren?
Man sollte genau wissen, was man selbst will. Wo will ich hin mit meiner Idee, wie sieht mein Weg dahin aus und was sind die einzelnen Schritte zu meinen Zielen? Und wie wollen wir sein? Man sollte genau überlegen welche Art von Skills brauche ich kurzfristig oder nur zu bestimmten Zeiten und was sind langfristige Aufgaben? Da kann man gut zwischen Freelancern und Angestellten unterscheiden und vermeidet so Fehleinstellungen oder Demotivation bei Angestellten, wenn sie nicht bekommen, was ihnen versprochen wurde. Auch das Thema Werte sollte von Anfang an ein Thema sein. Man muss sich nicht in jedem Punkt einig sein und so die Diversität von Meinungen und Ansichten im Ansatz ersticken. Aber grundsätzlich sollte man schon den gleichen Weg gehen wollen und sich so auch einig über das wie – wohin, sein.
Ab wann brauchen Start-ups eine eigene HR-Stelle im Unternehmen?
Verantwortungsvolle Gründer haben von Anfang an jemanden an Bord mit dem sie sich über entsprechende Themen austauschen und eine entsprechende Roadmap erarbeiten können. Dafür muss man nicht gleich jemanden einstellen aber man sollte dabei nicht auf Glück setzen, wenn man selbst keine Erfahrungen oder schon ein entsprechendes Netzwerk hat. Dies verringert die Fluktuation und damit die Kosten vor allem am Anfang und ohne Funding sehr!
Was sind die größten Fehler, die Jungunternehmer in ihrer Personalpolitik machen?
Sie machen sich zu spät Gedanken darüber. Es wird zu spät überlegt wenn brauche ich und wen will ich eigentlich!? Da kommt schnell Frustration auf weil die Arbeitsergebnisse nicht stimmen oder die Meinungen zu vielen Themen zu weit auseinander gehen. Häufig wird gedacht ein Senior kostet zu viel und ein Junior oder Werkstudenten nur anteilig so und so viel weniger. Also stellen sie lieber zwei bis vier Anfänger ein und hoffen auf die Masse, wobei die Gründer die Chance auf wichtige und richtige Grundlagen verpassen, was ihnen später auf die Füße fällt. Und kleiner Tipp am Rande…bitte nicht nur nach Sympathie einstellen! Auch das funktioniert leider nicht.
Stimmt es eigentlich wirklich, dass eine Tischtennisplatte oder der Kicker zur Verbesserung des Klimas beitragen, oder sind es andere Faktoren?
Das ist nett aber ehrlich gesagt fängt niemand wegen einer Tischtennisplatte oder einem Obstkorb irgendwo an zu arbeiten. Wichtig sind den meisten Leuten zu wissen, warum sie tun was sie tun und die Transparenz darüber wie es läuft. Wie sind die Fortschritte des Einzelnen, der Teams und der Firma? Zählt die eigene Meinung und werde ich auch ohne Chef zu sein ernst genommen? Wie ist das Wertesystem? Finde ich mich darin wieder? Auch der Raum für eigene Entscheidungen ist wichtig! Wie weit kann ich gehen und selbst über Ziele und den Weg dahin entscheiden? Bestimme ich Arbeitszeit und -ort selbst? Gibt es Raum für eigene Projekte oder die Familie? Das ist es eher, was den Leuten wichtig ist. Auch die motiviertesten 20-jährigen kommen irgendwann in ein Alter, in dem sich die Werte verschieben und auch allein hohe Gehälter und raffinierte Bonussysteme nicht ausreichend sind. Teilhabe auf verschiedenen Ebenen ist dabei ein wichtiges Stichwort.
Du kuratierst auf dem SCB das HR-Focus Camp: an wen richtet sich das Camp und was werden die Themen sein?
Zielgruppe sind Startups, die um die Seedphase herum agieren. Sie sollen die Chance erhalten sich mit erfahrenen Leuten zu verschiedenen Themen aus dem Bereich HR auszutauschen. Daher wird es einige Klassiker bei den Themen geben aber auch neues damit es spannend bleibt. Ich möchte eine gute Basis schaffen und die Leute zum networken anregen, damit sie sich ggf. auch selbst helfen bzw. wissen bei wem sie mal nachfragen können.
Welche Speaker erwartest du?
Erfahrene Leute aus ihren Bereichen und ein paar bekannte Gesichter aus den vergangenen Jahren aber auch neue Leute, damit die Anregungen und Themen vielseitig und anregend sind. Ich denke klassische Themen wie Arbeitsrecht oder auch Visa mit unseren Freunden von Berlin Partner sind und bleiben spannend durch ihre hohe Relevanz und die sich ständig ändernden Vorgaben. Auch Philipp Engelhardt wird uns wieder von wissenschaftlicher/praktischer Seite zum Thema Growth Management unter zur Hilfenahme von OKRs unterstützen. Aber auch Thomas von SILabs zum Thema Holokratie oder Mike von Vertalab zum Thema Remote-Worker sind spannend und zeigen mit ihren praktischen Beispielen sicherlich, ob dies Möglichkeiten für eigene Teams sind oder nicht.
“Motivation, Mut und Macher. Anfangen und Durchhalten.” – so lautet das Motto des diesjährigen Startup Camp, dass am 12./13. April in Berlin stattfindet. Über die vergangenen zehn Jahre hinweg hat sich die beliebte Early-Stage-Konferenz zur größten ihrer Art entwickelt. Die Veranstaltung gliedert sich in vier Bereiche: Konferenzgeschehen mit Interviews und Paneldiskussionen, so genannte Focus Camps, sowie Office Hours und Expo. Interesse geweckt? Hier bekommt ihr euer Ticket.
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