“Es ist ein tolles Gefühl, wenn man erfolgreich ist”
Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Inga Bergen, Geschäftsführerin von Magnosco, ein Unternehmen zur Hautkrebserkennung. Entstanden ist das Startup 2014 als Ausgründung des Mittelständlers LTB Lasertechnik Berlin.
Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Es bedeutet Freiheit und Verantwortung. Wenn etwa etwas nicht läuft, kann ich mich immer an meine eigene Nase fassen und überlegen, was ich anders oder besser machen kann. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man erfolgreich ist, und es kann sehr anstrengend und herausfordernd sein, wenn man auf dem Weg ist, etwas aufzubauen. Außerdem arbeite ich gerne im Team und finde es toll, Mitarbeiter zu fördern und zu sehen, wie sie über sich hinaus wachsen.
Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Mir hat zufällig ein Investor von der Methode erzählt, die es möglich macht, schwarzen Hautkrebs mit Laserlicht erkennen zu können, auch schon in sehr frühen Stadien. Ich gehe selbst regelmäßig zum Hautarzt und weiß aus eigener Erfahrung, dass oft eine Mini-OP stattfindet, um Hautproben mit auffälligen Flecken zu entnehmen und sie im Labor untersuchen zu lassen. Abgesehen vom Schnitt und den Nähten beunruhigt mich als Patientin vor allem das tagelange Warten auf das Ergebnis. Denn das kann erschreckend sein: Früh erkannt ist die Prognose bei schwarzem Hautkrebs sehr gut, spät erkannt wird es für den Patienten lebensgefährlich. Daher fand ich es sehr spannend zu erfahren, wie Hautkrebs schneller, nicht-invasiv und sicher erkannt werden kann. Grundlage ist die Kombination von Lasertechnologie und Künstlicher Intelligenz. Ich war sofort am Thema interessiert und bin dann nicht nur ins Thema, sondern kurze Zeit später auch als CEO in die Firma eingestiegen, die Magnosco GmbH.
Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?
Finanziert sind wir durch Investoren, ein geschlossener Kreis von Unternehmen und Privatpersonen.
Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Es gab zwei Stolpersteine, beide sind zugleich Meilensteine für das Start-Up: Einer war die dreijährige klinische Prüfung, die die hohe Verlässlichkeit des Verfahrens belegt. Dies geschah in Zusammenarbeit mit der Charité Berlin und den Universitätskliniken Tübingen und Heidelberg. Der andere war die CE-Zertifizierung des Medizingeräts DermaFC, eine wesentliche Voraussetzung für den Einsatz des Geräts in der Arztpraxis. Beide Meilensteine haben wir erreicht, das kostet Geld und Geduld.
Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Den Zeitplan, denn die erste klinische Prüfung der wissenschaftlichen Methode hat drei Jahre gedauert. Ein langer Zeitraum für ein Start-Up, aber unverzichtbare Voraussetzungen für den Eintritt in den Gesundheitsmarkt.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Für uns zählt der Kontakt zu den Dermatologen, den Praxen und Kliniken. Wir bieten schließlich kein Endverbraucherprodukt an, sondern ein CE-zertifiziertes Medizingerät, das in Arztpraxen zur
Hautkrebsfrüherkennung eingesetzt werden soll.
Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Eher keine einzelne Person, sondern ein ganzes Netzwerk. Ich weiß immer, wen ich fragen kann und unterstütze gerne auch andere Unternehmer mit Rat und Tat. Ich bin gerne Mentor und gebe meine
Erfahrung weiter.
Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Feedback einholen und sich schnell in den Markt zu trauen ist aus meiner Sicht extrem entscheidend für den Erfolg. Außerdem hilft es, sich ein solides Netzwerk aufzubauen, in dem man sich gegenseitig unterstützen kann.
Du triffst die Bundeswirtschaftsministerin – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Dass die Anforderungen, die an Start-Ups im Gesundheitsmarkt gestellt werden, umsetzbar sind und an den Stellen vereinfacht werden, an denen dies ohne Verlust an Qualität oder notwendiger Kontrolle möglich ist. Sonst bleiben innovative Ideen in Deutschland und der EU auf der Strecke.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hätten?
Wahrscheinlich würde ich um die Welt reisen.
Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschenspielen?
Bei Medneo, denn was die in kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben, finde ich wirklich bewundernswert.
Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
In die Zukunft, mich würde sehr interessieren, wie wir Menschen in 100 Jahren leben.
Du hat eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Wenn ich irgendwann die Zeit habe, würde ich gerne einen Ort schaffen, der sich für Netzwerken und Austausch eignet, so eine Art Co-Being und Working Space auf dem Land.
Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Mit Yoga, meinem Mann, guten Freunden und in der Natur.
Mit wem würdest Du gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Reese Witherspoon und Ben Horowitz.
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