Von Alexander
Donnerstag, 8. Februar 2018

Selbstfahrende Autos sind hier keine Vision, sondern Alltag

"Selbstfahrende Autos in Serie zu entwickeln ist technologisch eine kaum zu fassende Herausforderung. Durch engen Austausch mit Key-Playern haben wir im letzten Jahr gelernt, dass wir mit unseren Software-Lösungen einen essentiellen Baustein liefern", sagt Johannes Emigholz.

Das junge Unternehmen Silexica, das unter anderem ein Software-Tool anbietet, das Programme schneller machen und Energie sparen soll, gehört schon länger zu den Kölner Startups, die wir definitiv im Auge behalten. Die Jungfirma wurde bereits 2014 gegründet. Der amerikanische Kapitalgeber Merus Capital und Paua Ventures sowie die Altinvestoren Seed Fonds Aachen II und DSA Invest investierten Ende 2016 in das Unternehmen.

“Wir sind auf 50 Personen angewachsen und haben Experten aus der ganzen Welt rekrutiert. Unser Team hier in Köln kommt aus 16 Ländern – Kolumbien, Korea, China, Indien, Irland, um nur einige zu nennen. Letztes Jahr haben wir dann auch Büros in Japan und Silicon Valley eröffnet”, fasst Mitgründer Johannes Emigholz den Stand der Dinge bei Silexica zusammen. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Rheinländer zudem über Supercomputer, Intuition und Karneval.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Silexica erklären?
Silexica hilft Software Ingenieuren intelligente elektronische Systeme – wie etwa selbstfahrende Autos – zu entwickeln. Denn mit unserer Programmier-Technologie SLX ist es möglich, anspruchsvolle Software auf kleinen Supercomputer zum Laufen zu bringen.
 
Bei welcher Gelegenheit entstand die Idee zu Silexica?
Silexica wurde 2014 als Spin-off der RWTH Aachen gegründet und expandiert seitdem rasant. Maximilian Odendahl, Weihua Sheng und ich sahen die Weiterentwicklung von Computern für neue Anwendungen wie selbstfahrende Autos oder 5G-Kommunikation. Unser Produkt SLX ist die perfekte Technologie, um Softwareprofis bei der Beschleunigung und Optimierung ihrer Software für diese neuen Supercomputer zu unterstützen.

Wie hat sich Silexica seit der Gründung entwickelt?
In den frühen Tagen ging es um die Feinabstimmung des Produkts und um Investitionen. Im Jahr 2015 haben wir eine Seed-Finanzierungsrunde abgeschlossen und haben am deutschen Silicon Valley Accelerator Programm teilgenommen. Als Folge gingen wir für einige Monate ins Valley und haben viel gelernt. Daraufhin haben wir Ende 2016 mit Merus Capital und Paua Ventures eine Serie-A in Höhe von 8 Millionen US-Dollar abgeschlossen, was zu unserer größten Wachstumsphase führte.

Inwiefern?
Wir sind unserem Büro entwachsen und haben Aachen für Köln verlassen. Wir sind auf 50 Personen angewachsen und haben Experten aus der ganzen Welt rekrutiert. Unser Team hier in Köln kommt aus 16 Ländern – Kolumbien, Korea, China, Indien, Irland, um nur einige zu nennen. Letztes Jahr haben wir dann auch Büros in Japan und Silicon Valley eröffnet.

Was hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Dass es keine einfachen Antworten gibt und Dir im Grunde auch keiner wirklich helfen wird. Im Nachhinein lässt es sich immer leicht sagen was zu tun oder zu lassen war. Wenn Du jedoch unter großer Unsicherheit und unter Zeit- und Kostendruck Entscheidungen treffen musst, bist Du auf dich allein gestellt – und musst dabei oft auf deine Intuition vertrauen.
 
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Vertrauen zu Gewinnen. Bei Kunden, neuen Mitarbeitern, Investoren etc.
 
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Da gab es bestimmt viele. Aber vorschnelles Hiring war bestimmt einer davon. Denn auch wenn man eine Stelle schnell besetzen muss, darf man es nicht versäumen sich Gedanken darüber zu machen, welches Profil man eigentlich wirklich braucht. Von dem Moment, dass man eine Stelle geschaffen hat, bis hin zu dem Punkt, dass man feststellt, nicht die Richtige Person eingestellt zu haben, vergehen leider gut sechs bis neun Monate. Diese Zeit wieder aufholen zu müssen, tut wirklich weh – insbesondere in Schlüsselpositionen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen? Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht? 
Alles ist Lernerfahrung. Eine Reise und etwas bauen. Als Ingenieure messen wir gerne alles. Benchmark gegenüber früheren Jahren und dann verbessern.

Wo steht Silexica in einem Jahr?
Selbstfahrende Autos in Serie zu entwickeln ist technologisch eine kaum zu fassende Herausforderung. Durch sehr engen Austausch mit Key-Playern der Branche haben wir im letzten Jahr gelernt, dass wir mit unseren Software-Lösungen einen essentiellen Baustein liefern, um autonome Technologien vom Prototypen in die Serie zu bringen – also Wirklichkeit auf unseren Straßen werden zu lassen. Ich denke das wird man Silexica in einem Jahr von heute deutlich anmerken.

Reden wir zudem noch über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Hauptsächlich der Karneval natürlich Aber im Ernst, Köln liegt im Herzen der größten Industrie Region Europas: Dem Rhein- und Ruhrgebiet. Damit liegen Zweigstellen von so ziemlich jedem Technologiekonzern der Welt in S-Bahn Entfernung. Darüber hinaus ist Köln sehr international und tolerant und dabei auch noch top angebunden mit den Flughäfen in Düsseldorf, Köln und Frankfurt. Wie Berlin ist es ein kreativer, unternehmerischer Ort. In Ehrenfeld scheint fast jedes Unternehmen ein Startup zu sein. Ich denke, Sie werden bald viel mehr über Köln hören.

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Foto (oben): Silexica