Von Alexander
Mittwoch, 7. Februar 2018

Einfach mal Fremdkapital statt Venture Capital aufnehmen

Die Deutsche Handelsbank, die ihre Wurzeln in der SOFORT Bank hat, investiert zuletzt vor allem in E-Commerce Unternehmen. Insgesamt flossen dabei über 100 Millionen Euro Kredite in Startups und Grownups wie Lesara, reBuy und Mister Spex.

Wenn in der deutschen Startup-Szene über Geld gesprochen wird, dann meistens über Venture Capital – und wie man dieses den bekannten Investoren am besten aus der Tasche ziehen kann (was jetzt nicht negativ klingen soll). Verstärkt wurde in den vergangenen Monaten aber auch in Deutschland immer mehr über Venture Debt geredet. Was für die Unternehmen, die auf dieses Modell setzen, meist eine recht teuere Angelegenheit ist. Über Fremdkapital wird dagegen kaum gesprochen.

Dabei finanzierte etwa die Deutsche Handelsbank (DHB) in den vergangenen Jahren mehr als 100 Unternehmen. Insgesamt flossen dabei über 100 Millionen Euro Kredite in Startups und Grownups wie Lesara, reBuy und Mister Spex. Gerade sicherte sich etwa auch Junique eine Fremdkapital-Linie in Höhe von 500.000 Euro. Wobei die Deutsche Handelsbank zum Teil selbst schuld ist, dass hierzulande so wenig über Fremdkapital-Finanzierung geredet wird. Das Unternehmen war in der Vergangenheit einfach viel zu still in Sachen Außendarstellung.

Die Deutsche Handelsbank, die ihre Wurzeln in der SOFORT Bank hat, investiert zuletzt vor allem in E-Commerce Unternehmen. Aber auch Marktplätze und SaaS-Unternehmen stattet das Team rund um Daniel Kreis äußerst gerne mit Working Capital aus. Und auch FinTech-Firmen haben bei der DHB eine Chance. Wie das beispiel Junique zeigt, geht es dabei auch nicht immer um enorme Beträge. “Der Kredit oder die Kontokorrentlinie selbst werden zu Zinsen unter zehn Prozent bereitgestellt”, verspricht das Münchner Bankhaus.

“Wir können ziemlich schnell einschätzten, ob ein Geschäftsmodell funktioniert und wissen, dass es gerade im E-Commerce wichtig ist, schnell die Nummer eins oder zwei im Markt zu werden. Wir kennen die Herausforderungen von jungen Unternehmen, verstehen uns als Förderer von Unternehmertum und möchten mithelfen, dass sich dieser ‘Neue Mittelstand’ etablieren kann”, sagt DHB-Macher Kreis. Dabei moniert der Diplom-Kaufmann, dass sich Gründer im Lande oft nicht intensiv mit Fremdkapital beschäftigen würden. “Maximal mit dem aufwändigen und teuren Venture Debt”.

Wie gut das Handelsbank-Team die Szene versteht, zeigt auch die Geschwindigkeit, in der das Bankhaus arbeitet. Eine Kontoeröffnung innerhalb von 48 Stunden ist dabei das schnellste Versprechen. Viele Gründer, die mit der DHB zusammenarbeiten loben die teils unkonventionelle Zusammenarbeit. So habe ein Vertrag für einen Kontokorrentkredit nur wenige Seiten. Wichtiger sind da einige Voraussetzungen, die die Startups und Grownups erfüllen müssen – etwa ein Jahresumsatz von mindestens 5 Millionen sowie eine Burn-Rate, die sich in einem angemessenen Verhältnis zu Jahresumsatz und Liquidität befindet. In Stein gemeißelt sind diese Voraussetzungen aber auch nicht. Das DHB-Team ist lieber flexibel.

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Foto (oben): Shutterstock