Über die Challenge ein Hardware-Startup aufzubauen
Die Schwestern Lina und Eva Wüller sind seit dem vergangenen Jahr mit Ovy unterwegs. “Wir lösen ein akutes Problem, vor dem wir selbst und die meisten Frauen stehen. Das Thema reproduktive Gesundheit betrifft jede Frau einen Großteil ihres Lebens”, sagt Lina Wüller zum Konzept hinter dem jungen Unternehmen. Das Familienunternehmen Beurer, das Elektrogeräte für Gesundheit und Wohlbefinden verkauft, investierte kürzlich einen mittleren sechstelligen Betrag in Ovy. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründerin Lina Wüller über Hardware, Ressourcen und Kontakte.
Welches Problem wollt Ihr mit Ovy lösen?
Wir helfen Frauen, ihren menstruellen Zyklus natürlich zu kontrollieren. Dazu haben wir ein Thermometer und eine App miteinander verbunden. Durch die gemessene Aufwachtemperatur am Morgen kann Ovy den Tag des Eisprungs, die fruchtbare Phase und die nächste Periode berechnen. Unser Algorithmus basiert dabei auf der wissenschaftlich anerkannten symptothermalen Methode – auch NFP genannt -, die seit Jahrzehnten erforscht wird.
Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet Ovy ein Erfolg?
Es gibt sehr viele smarte Gründer mit guten Ideen. Am Ende setzen sich die durch, die tatsächlich ein wiederkehrendes Problem lösen und zur richtigen Zeit im Markt sind. Bei uns ist das so: Jede Frau ist ein Drittel ihres Lebens fruchtbar. In der Zeit muss sie sich mit ihrer reproduktiven Gesundheit auseinandersetzen – entweder um eine Schwangerschaft zu planen oder zu vermeiden. In beiden Fällen kann Ovy helfen. Der Wunsch nach natürlicher Zykluskontrolle ohne Hormone wächst. Es gab viel Berichterstattung über die schädlichen Nebenwirkungen der Pille, sodass wir ein relevantes Thema adressieren.
Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Ovy?
Die Idee entstand aus einem persönlichen Problem. Dabei haben wir so viel Potential für Verbesserung im Bereich der natürlichen Zykluskontrolle gesehen, dass wir die Sache anpacken wollten. Also haben wir einen Freund angerufen und in unserer Küche den ersten Prototypen gebastelt, der sogar funktioniert hat.
Hat sich euer Konzept seit dem ersten Gedankenblitz verändert?
Wir haben sicherlich an der einen oder anderen Stelle auf den Markt reagiert, aber im Kern ist es das gleiche geblieben: Wir wollten eine Lösung schaffen, mit der die Zykluskontrolle am Morgen automatisiert wird und sich einfach in den Alltag integrieren lässt. Wir haben 2017 sehr viel gelernt, vor allem welche App-Feature und weiteren Produkte die Zykluskontrolle noch unterstützen können. Das steht 2018 auf der Roadmap und war uns damals so nicht bewusst.
Was hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Wie viel Ressourcen es tatsächlich erfordert, ein zertifiziertes Medizinprodukt in Form einer Hardware auf den Markt zu bringen.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Wir decken mit Ovy sowohl App- als auch Hardware-Entwicklung ab. In Bezug auf die App-Entwicklung hatten wir recht fix einen Plan. Die große Challenge für uns war, eine zertifizierte Hardware zu bauen. Da mussten wir wirklich sehr viele Rückschläge einstecken. Es hat eine Weile gedauert, bis wir mit Beurer den perfekten Hardware-Partner gefunden hatten, mit dem wir aktuell das Ovy Bluetooth-Thermometer bauen.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Sofern ihr Risikokapital aufnehmt, sucht euch in der Seed-Stage Partner, die euch neben finanzielle Mitteln auch mit Know-how, Kontakten und Ressourcen unterstützen.
Welche Tools, welche Apps, welche Software erleichtert Dir den Arbeitsalltag?
Slack für die Kommunikation im Team. Moovel, um von A nach B zu kommen. Firebase für die Performance unserer App.
Wo steht Ovy in einem Jahr?
Wir entwickeln aktuell das neues Basalthermometer, das direkt mit der App verbunden ist. Außerdem testen wir gerade weitere Produkte, die Frauen im Bereiche Zykluskontrolle helfen können. Das Herzstück ist aber unsere App, die wir im Laufe des Jahres mit neuen Features ausstatten werden.
Kennt Ihr schon unseren #StartupTicker? Der #StartupTicker berichtet tagtäglich blitzschnell über die deutsche Start-up-Szene. Schneller geht nicht!
Mehr Startup-Substanz im Newsfeed – folgt ds auf Facebook
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.