Interview

“Bootstrapping ist kein Sprint, sondern ein Marathon”

"Es ist relativ easy, die Firma zu gründen. Das Setup mit Einträgen in die nötigen Register, Firmenanmeldung und so weiter. Schwierig war und ist es dagegen, den Fokus zu behalten und durchzuhalten", sagt Thomas Reppa, Mitgründer von CoffeeCup.
“Bootstrapping ist kein Sprint, sondern ein Marathon”
Montag, 15. Januar 2018VonAlexander

Vor knapp drei Jahren startete Thomas Reppa CoffeeCup. Hinter dem genussvollen Namen steckt aber kein Kaffee-Unternehmen, sondern ein Plattform für Performance-Monitoring in kleinen Unternehmen. “Zeiterfassungs-, Abwesenheits- und auch Projektmanagementtools existieren wie Sand am Meer. Vor CoffeeCup gab es keine Software, die aus diesen wertvollen Daten wirklich aussagekräftige und individualisierte Reports und Kennzahlen generiert”, sagt Reppa. Inzwischen arbeiten 8 Mitarbeiter für das Start-up. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Reppa über Unternehmensprozesse, Handwerker und Pläne.

Wie würdest Du Deiner Großmutter CoffeeCup erklären?
Wir haben ein Computerprogramm entwickelt, das Firmen dabei hilft, besser, schneller und effizienter zu arbeiten.

Was genau kann ich denn mit CoffeeCup machen?
CoffeeCup ist eine Software zur Automatisierung und Auswertung von Unternehmensprozessen. Die Funktionen von Zeiterfassung, Abwesenheitserfassung, Personaldaten- und Projektdatenverwaltung ermöglichen das Generieren von maßgeschneiderten Reports und einem individuellen Dashboard. Dadurch liefert die Software allen Mitarbeitern die für sie relevanten Daten – unabhängig von ihrer Rolle im Unternehmen.

Wer genau ist die Zielgruppe von CoffeeCup?
CoffeeCup eignet sich besonders für Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern, die projektbasiert arbeiten. Wir schließen hier keine Branchen aus und wollen ebenso den Handwerker ansprechen wie die Digitalagentur oder den Architekten

Wie hat sich CoffeeCup seit der Gründung entwickelt?
Wir sind professioneller, anspruchsvoller und konsequenter geworden, vor allem was Entscheidungen angeht.

Hat sich Euer Konzept, Eurer Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren verändert?
Unser Geschäftsmodell hat sich nicht geändert, aber das Konzept wiederum sehr: Wir hatten zunächst ein gamifiziertes Zeiterfassungsprogramm geplant, dass sich schlussendlich zu einer HR-Management- und Projektcontrollingsoftware entwickelt hat.

Wie kam es zu dieser Konzeptänderung?
Es ergab sich einfach aus einer logischen Schlussfolgerung. Wir stellten fest: Eine Zeiterfassungssoftware ergibt ohne Abwesenheitstracking keinen Sinn, da mit den Ressourcen sonst ja gar nicht geplant werden kann. Wenn pro Person eh schon die Abwesenheiten verwaltet werden, dann könnten diese Funktionalität auch zu einer digitalen Personalakte ausgebaut werden. So bildete CoffeeCup schon einen Großteil der Unternehmensprozesse ab, allerdings fehlte dann noch Projectcontrolling. Mit Letzterem bildet CoffeeCup die wichtigsten Strukturen eines Unternehmens ab und gibt in der Software einen umfassenden Einblick in Prozesse, Umsätze und Kosten.

Du hast CoffeeCup bisher ohne Fremd-Finanzierungen und Kapitalgeber aufgebaut. War dies von Anfang an eine bewusste Entscheidung?
Ja, weil wir frei und unabhängig bleiben wollten. Wenn wir einen Investor gehabt hätten, sähe CoffeeCup heute ganz anders aus: Das Programm wäre sicherlich nicht dasselbe und wir hätten uns bei der Entwicklung nicht die Zeit nehmen können, die wir gebraucht haben.

Wie war der Start ohne fremdes Geld – was geht recht einfach, was ist als Bootstrapping-Start-up recht schwierig?
Es ist relativ easy, die Firma zu gründen. Das Setup mit Einträgen in die nötigen Register, Firmenanmeldung und so weiter. Schwierig war und ist es dagegen, den Fokus zu behalten und durchzuhalten. Bootstrapping ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Das braucht viel Geduld und die Bereitschaft, weniger Geld zu verdienen. Da kann die Motivation schon mal in den Keller gehen. Und der Druck ist freilich ein ganz anderer, wenn du dein Startup selbst finanzierst.

Gab es denn viele Dinge, die Du einfach nicht umsetzen konntest, weil das Geld fehlte?
Einiges. Wir hatten sehr viele Konzepte für Gamification, die wir bisher leider noch nicht so umsetzen konnten, wie wir es ursprünglich vorgestellt hatten. Zum Beispiel haben wir uns in der ganz frühen Phase überlegt, wie wir High-Score-Listen und Badges in die Zeiterfassung integrieren konnten. Zudem haben wir einfach sehr viel Zeit verloren, da wir nicht Vollzeit an der App entwickeln konnten.

Was rätst du anderen Gründer, die sich für Bootstrapping entscheiden?
Konzentriert euch aufs Wesentliche, damit ihr mit einem soliden Produkt auf den Markt gehen könnt. Und habt einen Plan B.

Welchen Plan B hattet ihr denn?
Plan B bezieht sich in diesem Fall aufs Bootstrapping. Falls das Geld ausgeht, ist es wichtig, eine finanzielle Alternative zu haben oder aufzubauen, damit das Projekt weiter gehen kann. In unserem Fall wäre es ein Investor.

Wovon hast Du in der Anfangszeit gelebt?
Ich habe noch eine Software-Firma, von der ich gelebt habe.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Es sind viele kleine Dinge in die Hose gegangen, aber einen richtigen Big Bang hat es nicht gegeben.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben uns nicht zu früh festgelegt. So konnte das Produkt auf der Basis von Userfeedback und Marktanforderungen wachsen.

Wo steht CoffeeCup in einem Jahr?
Auf der Wunschliste von Mitarbeitern und Managern von kleinen Unternehmen.

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Foto (oben): CoffeeCup, Anna McMaster

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.