Von Alexander
Mittwoch, 3. Januar 2018

Gibt es überhaupt das ideale Gründerteam?

Wie sieht das ideale Gründerteam aus? "Das hängt immer stark vom Geschäftsmodell ab. So gibt es Bereiche wie E-Commerce, die nicht unbedingt einen Techie im Gründerteam erfordern", sagt Iskender Dirik von Bauer Venture Partner. "Das ideale Gründerteam gibt es nicht", sagt Olaf Jacobi von Capnamic.

Wir haben bereits mehrere Investoren gefragt: Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee? – siehe “Aufs falsche Team zu setzen, tut viel mehr weh“. Nun folgt erneut die wichtige Frage: “Wie sieht das ideale Gründerteam aus bzw. gibt es überhaupt das ideale Gründerteam?”.

Wichtig ist, dass die Kompetenzen gut verteilt sind. Dreimal BWLer ist vielleicht nicht wirklich sinnvoll bei einem Tech Thema. Dreimal ITler jedoch genauso doof – muss ja auch noch verkauft werden, die Tech. Darüber hinaus müssen die zwei, drei, vier unter einander gut können – man verbringt viel Zeit miteinander auf dem steinigen und beschwerlichen Weg zum Erfolg, Streithähne können da schnell zum Sand im Getriebe werden.
Christoph Neuhaus, Endeit Capital

Das hängt immer stark vom Geschäftsmodell ab. So gibt es Bereiche wie E-Commerce, die nicht unbedingt einen Techie im Gründerteam erfordern. Anders natürlich bei techgetriebenen Themen.
Generell finde ich es aber gut, wenn in einem Gründerteam Business-, Produkt- und Tech-Kompetenz vereint sind.
Iskender Dirik, Bauer Venture Partners

Das kann man ja nur anekdotisch oder vielleicht maximal statistisch beantworten. Ausnahmen werden also immer vorkommen. Ich glaube, vor einigen Jahren noch, haben viele angenommen, dass der ideale Gründer ein Steve-Jobs-Typ ist, also – sorry – ein Arschloch, der nur fest genug mit dem Kopf durch die Wand will. Zu einem gewissen Grad ist das auch nicht falsch, man braucht schon eine Meinung und durchaus die Standfestigkeit, nicht beim ersten Wind umzufallen. Aber heute sucht man eben auch viel mehr den Gründer, der sich zugleich selber hinterfragen kann, der nicht sagt: “ich glaube fest daran: Mein Produkt muss blau sein”, sondern lean-startup-mäßig einfach 50 % der Kunden ein blaues und 50 % ein rotes Produkt gibt und dann die KPIs am nächsten Tag auswertet. Auch dazu braucht man eine gewisse Charakter-Stärke, also eine gute Mischung aus selbstbewusstem Vortrieb, aber auch Lernbereitschaft. Gerade, wenn man eben noch nicht drei Firmen ge-exited hat, sollte man nicht zuuuuu sehr auf einem hohen Ross sitzen. Ich persönlich komme auch generell sehr gut mit den tendenziell „ruhigeren”, eher introvertierten Gründerinnen/Gründern klar, die sich sehr oft ohne jedes Ego ganz auf die Sache stürzen, teilweise auch oft schon Erfolg hatten, aber das niemals von ihrem ganzen Auftreten her heraushängen lassen. Ob sie dabei eher den Antrieb haben, die Welt zu verbessern oder einfach nur Geld zu verdienen, finde ich dabei eher zweitrangig. Die Kombination ist sicherlich nicht schlecht.
Nikolas Samios, German Startups Group

Wir achten vor allem auf ein hohes Maß an Komplementarität. Idealerweise sollte das Team unterschiedliche Hintergründe, Kenntnisse und Erfahrungen haben, so dass Schwächen des Einzelnen im Team kompensiert werden können. Genauso wichtig ist, dass die persönliche Chemie zwischen den Gründern stimmt. Mich interessiert immer sehr, wie sich das Team kennengelernt hat und was die Gründer schon gemeinsam erlebt haben. Denn fest steht: auch wenn das Unternehmen irgendwann noch so erfolgreich sein wird, muss das Gründerteam auf dem Weg dorthin gemeinsam durch dick und dünn gehen. Da ist ein starker Vertrauensbund zwischen den Gründern enorm wichtig.
Anton Waitz, Project A Ventures

Das ideale Gründerteam gibt es nicht. Es kommt wirklich sehr auf die Geschäftsidee, die Technologie, das Produkt und den Markt an. Je komplexer es wird, umso größer und komplementärer sollte das Team sein. Gründerteams sind langfristig erfolgreicher als Einzelgründer. Das belegen verschiedenste Studien und auch unsere Erfahrung. Ein Gründerteam sollte wenn möglich alle wichtigen Themen abdecken. Wenn es ein Tech-Startup ist, dann sollte es einen CTO geben, der in der Lage ist, die Technologie und die Produkte zu bauen.
Olaf Jacobi, Capnamic

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Foto (oben): Shutterstock