Gründeralltag

Was sollten Gründer niemals machen? 25 VCs antworten!

"Es gibt im Umgang mit Investoren nichts zu unterlassen, was man mit anderen Menschen nicht auch besser lässt. Wir wollen die Leute so kennen lernen, wie sie sind", sagt Simon Schmincke von Creandum. "Unehrlich sein", meint Markus Grundmann von senovo.
Was sollten Gründer niemals machen? 25 VCs antworten!
Freitag, 29. Dezember 2017VonAlexander

Was sollten Gründer vor Investoren niemals sagen oder machen? In den vergangenen Monaten haben wir 25 Gründerinnen und Gründer genau danach gefragt – siehe “Dies von Investoren niemals machen!“. Nun drehen wir den Spieß um, und stellen 25 Investoren genau diese Frage. Hier die spannenden Antworten.

Es gibt so ein paar immer wiederkehrende Sätze, die man als Investor wirklich nicht mehr hören kann und auch nicht mag. Hier ein paar Beispiele: “Wir werden das nächste Google”, “Wir planen mit einem Exit in Höhe von xxx im Jahre 20xx”, “Auf Basis der Discounted Cashflow Methode ist unser Unternehmen heute xxx wert”, “Wir haben bereits 2 Termsheets auf dem Tisch – ihr solltet Euch beeilen”. Möglichst vermeiden sollte man als Gründerteam, sich bei der Präsentation ständig gegenseitig ins Wort zu fallen oder sogar zu widersprechen. Achja, was absolutes No-Go ist, das sind kumulierte Umsatz-Grafiken in Pitch Decks. Die Ableitungsfunktion kann und wird jeder Investor durchführen.
Olaf Jacobi, Capnamic

Ich habe noch vier andere Projekte parallel. Ich möchte eigentlich gar nicht gründen, sondern eher virtuell arbeiten und jegliche Aufgabe an meine Angestellten delegieren. Zum Glück bleiben uns diese Antworten meist erspart und wir haben vor allem Kontakt mit wirklich hochintelligenten und motivierten Gründern, die Großes erreichen möchten.
Jan Alberti, bmp

“Darüber haben wir uns auch noch keine Gedanken gemacht” – wenngleich natürlich auch mal eine Frage offen bleiben darf.
Benedikt Herles, Vito Ventures

Aus meiner Sicht sind das dieselben Verhaltensweisen, die auch in der täglichen beruflichen Zusammenarbeit vermieden werden sollten: Unsachlichkeit, Streit im Team vor den Investoren, Arroganz, Unehrlichkeit, seine Zahlen nicht im Griff haben, sowie über den direkten Wettbewerber und den Markt nicht ausreichend informiert sein.
Matthias Orlopp, Check24 Ventures

Da gibt es viele Dinge, die uns die Indikation geben könnten, dass man nicht voll dabei ist. Dazu gehört etwa parallel andere Projekte zu machen. Das ist natürlich aus Sicht der Investoren eher kontraproduktiv. Gründer sollten auch wissen, dass wir Investoren, genauso wie die Gründer auch, miteinander reden. Wenn sich jemand schlecht benimmt, spricht sich das schnell herum.
Samuli Sirén, Redstone Digital

Gründer sollten niemals erklären, dass sich ihr Unternehmen zu einem kleinen, feinen Business entwickeln wird. VCs investieren nicht in Unternehmen, die klein- oder mittelständisch bleiben wollen.
Yaron Valler, Target Global

Die Liste der Dos and Dont´s ist wahnsinnig lang und ein abendfüllendes Thema. Wir haben da schon so einiges erlebt. Ein paar auserwählte Tipps haben wir dennoch: Die Gründer sollten bei der Suche nach Investoren nicht nur auf die Terms achten, sondern auch die individuellen Soft & Hard Skills der VCs einbeziehen. Außerdem ist ein absolutes No-Go mit allzu moderaten oder aber auch völlig überzogenen Ambitionen zu uns zu kommen. Das Team sollte sich als Team präsentieren und keine One-Man-Show sein. Geld sollte nicht dann erst eingesammelt werden, wenn es dringend gebraucht wird, sondern wenn die Company gut dasteht und Finanzmittel raisen kann. Die Zahlen und KPIs sollte das Team absolut im Griff haben, das Marktumfeld und der Wettbewerb genau analysiert sein. Aber trotz der vielen Regeln empfehlen wir jedem individuell zu bleiben und sich nicht zu verstellen. Masken erkennt man schnell und die Chemie muss einfach stimmen, um erfolgreich über viele Jahre zusammen zu arbeiten.
Alec Rauschenbusch, Grazia Equity

Es ist wahrscheinlich keine gute Idee, einem potenziellen Investor vor einem Investment zu sagen, dass er keine Lust mehr hat, so viel zu arbeiten, er nicht mehr an das Unternehmen glaubt, er im Grunde nur sein Vestingende abwartet und dann etwas neues machen will. Aber das oder ähnliche Szenarien passieren zum Glück sehr selten.
Thomas Preuss, Deutsche Telekom Capital Partners

Für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist Offenheit und Ehrlichkeit eine unerlässliche Basis. Gründer sollten daher kein unvollständiges und falsches Bild der Lage vermitteln oder unrealistische Erwartungen wecken.
Rayk Reitenbach, IBB Beteiligungsgesellschaft

Das sie parallel noch an anderen drei Start-Up Ideen arbeiten und schauen dann, welche am besten funktioniert. Wir wünschen uns volles Commitment. Oder dass der Gründer zur Überbrückung – bis er den Zuschlag für einen MBA oder einen Juniorprofessur bekommt – ein bisschen sein Start-Up entwickelt und dafür gerne Funding hätte.
Romy Schnelle, High-Tech Gründerfonds

Pauschal lässt sich das schlecht sagen, denn manchmal muss man wagen um zu Gewinnen. Wir sehen es sehr gerne, wenn Gründer ihr Unternehmen in- und auswendig kennen, einen klaren Plan haben und wissen, wo sie in einem Jahr stehen wollen.
Ulli Jendrik Koop, Digital Health Ventures

Beide Seiten sollten niemals Vertrauen missbrauchen oder unaufrichtig sein. Mit allem anderen können wir umgehen.
Matthias Dill, Statkraft Ventures

Schlecht vorbereitet sein. Es gibt nichts Unprofessionelleres als ein Gründer, der seinen Markt, seine Zahlen und Geschäftsmodell nicht in und auswendig kennt.
Sascha van Holt, damals SevenVentures

Egal ob vor, während oder nach einer Beteiligung: Ehrlichkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften, denn bekanntermaßen haben Lügen – insbesondere in der Start-up-Welt – sehr kurze Beine. Außerdem sollte man – als Gründer wie als Investor – stets eine gewisse Bodenhaftung bewahren.
Luca Martinelli, b-to-v Partners

Ein schlechtes Wort über den besten Fußballverein der Welt verlieren! Spaß beiseite. Ein No-Go wäre definitiv, wenn man merkt, dass sich die Gründer untereinander nicht einig sind. Auch Überheblichkeit oder gar Größenwahn kommen bei uns gar nicht gut an.
Cédric Köhler, Creathor Venture

Gründer, die zu viele Buzzwords verwenden, um damit Kompetenz vorzugaukeln, können ganz schön nerven. Entsprechend wäre mein Rat auch: nicht verstellen und versuchen jemand zu sein, der man nicht ist. Sondern lieber die Energie darauf verwenden, Idee und Vision strukturiert und überzeugend vorzutragen und die Zahlen zu Geschäftsmodell, Markt und Wettbewerb im Griff zu haben.
Anton Waitz, Project A Ventures

Streiten, Arroganz an den Tag legen, ihre Zahlen, ihren Markt und ihre Wettbewerber nicht kennen, sich vorab nicht über den VC informiert haben und bitte nicht von unzähligen Termsheets sprechen, die angeblich bereits auf dem Tisch liegen – wenn das nicht wirklich der Fall ist.
Iskender Dirik, damals Bauer Venture Partners

Zwei Dinge sind wichtig: Ehrlichkeit und Ambition. Ersteres, weil wir die nächsten fünf Jahre zusammenarbeiten wollen und ich keine Lust habe ewig zwischen geschönten Fakten, Quatsch und der Wahrheit unterscheiden zu müssen. Und Letzteres weil wir eine Menge Geld und Zeit investieren, der Weg der vor uns liegt steinig ist und man das nur gemeinsam schaffen kann, wenn das Ambitionslevel stimmt.
Christoph Neuhaus, Endeit Capital

Unehrlich sein. Der Gewinn ist sehr kurzfristig und im Ergebnis muss man ab dann jeden Schritt und jedes Dokument nochmals nachprüfen. Das kostet Geschwindigkeit – unabhängig davon, ob ein direkter Schaden durch die Unehrlichkeit entstanden ist. Startups sind Schnellboote und da braucht man gegenseitiges Vertrauen.
Markus Grundmann, senovo

Nasebohren? Ich glaube jede Form von Tabu-Liste ist hier eher kontraproduktiv. Der Investor will den/die Gründer quasi ungeschminkt kennenlernen, so wie sie dann im Business auch sind. Jede Maskerade würde nur die Gefahr der späteren Friktion erhöhen. Vielleicht ähnlich wie beim Dating: man/Frau sollte sich schon benehmen und von der guten Seite zeigen, aber zugleich auch kein Theater spielen, wenn es was Ernstes werden soll, was länger als ein paar Wochen halten muss.
Nikolas Samios, damals German Startups Group

Idealerweise ist das Bild, das nach außen vermittelt wird und die Zustände im Inneren ja gleich. Aber ich bin im Zwiespalt, hier etwas zu sagen: wenn ich bei Gründerinnen den Tip gebe, Uneinigkeit vor den VCs zu vermeiden, tun sie das sicher, aber ich möchte ja hinter den bloßen Schein schauen! Generell kann man sicher sagen, dass das Geschäft vertrauensbasiert ist. Von Leichen im Keller erst zu reden, wenn Verträge auf den Tisch kommen, führt eher zu Verhandlungsabbruch, während es ganz zu Anfang eher eine Sache gewesen wäre, die halt zu klären ist.
Alexander Kölpin, WestTech Ventures

Wir investieren in das gesamte Team. Daher möchten wir alle Mitglieder kennen lernen und sehen, wie sie interagieren. 95 % Gesprächsanteil des CEOs während der Rest schweigt, ist nicht gut. In diesem Stadium sind Geschäftsideen nur so gut wie das Team, das sie umsetzt. Ohne Team-Geist kommt es selten zum Investment.
Kurt Müller, Target Partners

Es gibt im Umgang mit Investoren nichts zu unterlassen, was man mit anderen Menschen nicht auch besser lässt. Wir wollen die Leute so kennen lernen, wie sie sind.
Simon Schmincke, Creandum

Gründer sollten niemals etwas sagen oder machen, nur weil sie denken, sie müssten das fürs Fundraising jetzt so tun. Overselling rächt sich in enttäuschten Erwartungen, und Transparenz zahlt sich langfristig aus. Wenn jemand was versteckt, ist mit aller Voraussicht von Anfang an der Wurm in der Beziehung. Hier unterscheidet sich auch die realistische Vision von der unrealistischen: Wer mit Fakten untermauern kann, dass seine Ziele erreichbar sind, und das Team entsprechend gerüstet ist, wird die Investoren seiner Wahl überzeugen können.
Dominik Alvermann, Acton Capital Partners

Häufige Fehler sind, zu übertreiben oder kritische Fragen mit vorformulierten Antworten zu umgehen. Zudem sollte man sich vor einem Treffen ausführlich über den Investor informieren. Man sollte niemals sagen: „Nein, ich bin mir nicht sicher, was Ihr VC tut, in was investieren Sie genau?“
Videesha Böckle, signals Venture Capital

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.