Gründeralltag

Was ist denn nun wichtiger: Das Team oder die Idee?

"A-Teams machen auch aus den Ideen etwas Gutes, die aus irgendeinem Grund nicht so aufgehen wie ursprünglich gedacht", sagt Luca Martinelli von btov Partners. "Ganz eindeutig, es ist in erster Linie das Team", meint auch Rayk Reitenbach von der IBB Beteiligungsgesellschaft.
Was ist denn nun wichtiger: Das Team oder die Idee?
Mittwoch, 27. Dezember 2017VonTeam

Eine Idee ist immer nur so gut, wie das Team, das diese umsetzt. In der Szene hört man oft den Satz: Lieber ein gutes Team mit einer schlechten Idee, als ein schlechtes Team mit einer guten Idee. Doch stimmt das alles? In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir 25 Investoren genau danach gefragt: Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee? Hier die spannenden und lehrreichen Antworten.

In den meisten Fällen ist das Team wichtiger als die Idee. Beides ist natürlich notwendig, aber nach unserer Erfahrung müssen Ideen auf einem starken Werteversprechen basieren, und sind selten statisch. Eine Idee kann sich ständig ändern und das Endergebnis kann etwas ganz anderes sein als anfangs geplant. Der Zeitpunkt und der Markt sind wahrscheinlich noch wichtiger als das Team oder die Idee und der am meisten unterschätzte und schwierig zu bestimmende Faktor für erfolgreiche VCs.
Videesha Böckle, signals Venture Capital

OMG – diese Frage wird mir seit 1999 gestellt. Bitte, lasst Euch eine Neue einfallen. Aber ja, die Frage ist berechtigt und meine Meinung und Einstellung zu dieser Frage hat sich in den letzten Jahren stark geändert. Als ich im Jahr 2000 meine ersten Business Angel-Investments getätigt habe, war ich davon überzeugt, dass die Idee viel wichtiger sei als das Team. Ich war geblendet von meinem eigenen Know-how als Unternehmer und habe weniger das Team angeschaut. Seit 2007 investiere ich nun ausschließlich als VC und nach 10 Jahren sehe ich das jetzt anders. Es ist das Team! Und dabei geht es nicht nur um Skills, Erfahrung, Know-how, etc. Für mich gibt es zwei entscheidende Fragen hinsichtlich des Teams: Werden diese Gründer die besten Leuten einstellen können? bzw. Wollen Top-Leute mit und für diese Gründer arbeiten? und Könnte ich mir ganz persönlich vorstellen mit diesen Gründern gemeinsam eine Woche zusammen in den Urlaub zu fahren? bzw. Würde ich Zeit mit den Menschen verbringen wollen?
Olaf Jacobi, Capnamic Ventures

Das Team. Gute Geschäftsideen sind wichtig, um ein Grundgerüst für das Unternehmen zu schaffen. Gerade bei sehr frühphasigen Unternehmen werden die initialen Ideen jedoch häufig noch stark verändert oder zumindest angepasst. Wenn man als Investor da nicht flexibel ist, wird man verrückt. Wichtiger ist daher die Kreativität und Tatkraft des Teams, initiale und neue Ideen ständig weiterzuentwickeln. Aufs falsche Team gesetzt zu haben, tut entsprechend auch viel mehr weh.
Anton Waitz, Project A Ventures

Ganz klar das Team. Vor allem in der von uns angestrebten Series B braucht man Unternehmer und Manager, die 100 Millionen-Unternehmen bauen können. Davon gibt es nicht viele in unseren Augen.
Christoph Neuhaus, Endeit Capital

Das Team und dann die Idee. Es muss einfach beides stimmen.
Iskender Dirik, damals Bauer Venture Partners

Auf jeden Fall das Team. Das richtige Team im richtigen Markt wird immer etwas erreichen.
Benedikt Herles, Vito Ventures

Team. Wird, denke ich, jeder sagen. Wobei wir auch nicht völlig blind in ein Team investieren, wir müssen schon auch die Idee positiv bewerten können: Hat das hohes Skalierungs-Potential und eine gute Margen-Perspektive? Passt das zu uns? Gibt es dort schon 100 Wettbewerber oder nur wenige, bei denen man klar darstellen kann, warum man überlegen ist usw.
Nikolas Samios, damals German Startups Group

An einer guten und sauber ausgearbeiteten Idee kann man ein gutes Team erkennen. Unsere Erfahrung ist, dass sich die Idee im Laufe des Lebenszyklus eines Start-Ups oft verändert oder verändern muss. Daher ist es für uns wichtig, eine besondere Art von Unternehmerteams zu finden: Sie müssen mit extrem viel Energie an der Umsetzung ihrer Idee arbeiten und gleichzeitig dafür sensibel bleiben, wann die Idee angepasst werden muss. Und gerade diese Anpassungssituationen, etwa auf ein neues Erlösmodell oder eine neue Produktausrichtung erfordern extrem viel Umsetzungsstärke.
Matthias Dill, Statkraft Ventures

Eine Idee allein ist nichts wert. Es kommt vor allem darauf an, wie eine Idee umgesetzt wird. Dazu gehören die Gründerpersönlichkeiten, die Prozesse, die Kunden und andere Dinge, die letztendlich die Substanz eines jungen Wachstumsunternehmens ausmachen. Daneben muss das Timing stimmen. Facebook war nicht das erste Social Network, Zalando nicht der erste Schuhhändler.
Sascha van Holt, damals SevenVentures

Beides ist sehr wichtig, denn das Eine geht nicht ohne das Andere. Hat man ein großartiges Team und die Idee fehlt, kann man diese nur schlecht von außen einpflanzen, denn dann fehlt dem Startup der Drive. Hat man die richtige Idee, aber das Team passt nicht, steht man vor einer ähnlichen Herausforderung. Auch hier verliert das Start-up auf lange Zeit an Elan und Wirkkraft. Am schnellsten findet ein Start-up seinen Weg, wenn eben doch beides zusammenspielt.
Ulli Jendrik Koop, Digital Health Ventures

A-Teams machen auch aus den Ideen etwas Gutes, die aus irgendeinem Grund nicht so aufgehen wie ursprünglich gedacht. Umgekehrt ist es schwieriger.
Luca Martinelli, btov Partners

Das eine geht nicht ohne das andere. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich ein exzellentes Team höher bewerten als eine exzellente Idee. Denn die beste Idee nutzt dir wenig, wenn du nicht das passende Team dafür hast. Ein super Team kann aber aus einer mittelmäßigen Idee sehr viel machen – was nicht heißt, dass wir in mittelmäßige Ideen investieren. Aber wir schauen uns die Mannschaft hinter dem Startup schon sehr genau an, bevor wir investieren. Die Team-Chemie muss dabei nicht nur zwischen den Gründern stimmen, sondern auch zwischen den Gründern und uns. Ich möchte auch nach etwas klareren Worten im Aufsichtsratsmeeting mit den Gründern noch ein Bierchen trinken können. Und wir bewerten, wie die Gründer auf andere wirken. Denn wenn ein Startup groß und erfolgreich werden will, muss es im Laufe der Zeit etliche Leute – Top-Leute – einstellen. Wenn wir denken, dass Top-Leute ein Problem damit haben, für die Gründer zu arbeiten, wird es schwierig.
Cédric Köhler, Creathor Venture

Auf jeden Fall das Team. Das richtige Team im richtigen Markt wird immer etwas erreichen.
Benedikt Herles, Vito Ventures

Aus meiner Sicht ganz klar das Team!
Matthias Orlopp, Check24 Ventures

Um ehrlich zu sein: beides. Aber wenn ich mich entscheiden muss: das Team und genügend Runway damit wir die Idee noch ausbauen und verfeinern können.
Markus Grundmann, senovo

Wir schauen uns immer zuerst die Idee an – steigen aber nur ein, wenn wir das Gefühl haben, dass das Team in der Lage ist, diese Idee umzusetzen.
Samuli Sirén, Redstone Digital

Das ist eine Diskussion die sicher so alt ist wie die Industrie. Bei Creandum gehen wir keine Kompromisse beim Team ein. Wir investieren niemals in eine intellektuell ansprechende Idee, mit dem Hintergedanken Leute zu ersetzen. Wenn wir vorab Zweifel am Team haben, warten wir lieber bis wir ein Team finden welches eine ähnliche Idee umsetzt. Wir investieren in ganz Europa und den USA. Selten wird ein Thema nur von einem einzigen Team bearbeitet. Insofern suchen wir das beste Team, welches eine großartige Idee umsetzt. Und wenn wir kein Team finden, finanzieren wir das beste Team mit der nächsten großartigen Idee in einem anderen Themengebiet. Diesen Luxus haben wir.
Simon Schmincke, Creandum

Aus meiner Sicht das Team – denn ein starkes Team macht aus einer mittel guten Idee eine sehr gute, nicht umgekehrt. Als Investor muss ich bei beiden Aspekten jedoch eine fundamentale Entscheidung fällen, ob ich an die Erfolgsaussichten glaube oder nicht – Kompromisse sind kaum möglich. Idee und Geschäftsmodell lassen sich mit einer tieferen Analyse beurteilen. Was das Team betrifft, ist jedoch eher die Beobachtung über einen längeren Zeitraum aufschlussreich, als eine Momentaufnahme. Am allerwichtigsten ist letztlich die Frage, ob Team und Idee wirklich gut zueinander passen.
Dominik Alvermann, Acton Capital Partners

Definitiv das Team!
Yaron Valler, Target Global

Wir investieren ja sozusagen ganz früh und früh, das heißt wir wissen die Idee bzw. das daraus resultierende Produkt bzw. Dienstleistung werden sich garantiert noch ändern. Wichtig ist also das Team, das dann die Idee verfeinert, Hypothesen prüft, diese gegebenfalls. verwirft, neue findet und im Extremfall auch ganz pivotiert, aber eben immer den festen Willen zum Erfolg hat. Execution ist wichtiger als Idea.
Alexander Kölpin, WestTech Ventures

Das eine geht nicht ohne das andere. Am Ende – das Team.
Romy Schnelle, High-Tech Gründerfonds

Das Team. Je ausgereifter die Idee und konkreter das Produkt, umso besser. Aber im Frühstadium sind Geschäftsideen nur so gut wie die Menschen im Team, die sie umsetzen.
Karl Müller, Target Partners

Als Wachstumskapitalgeber investieren wir in Unternehmen, die global skalierbare Produkte entwickelt haben. Die Ursprungsidee muss sich also schon bewährt haben. Ohne ein erstklassiges Produkt in einem großen Markt mit klaren Wettbewerbsvorteilen würden wir nicht in ein Unternehmen investieren. Über den schlussendlichen Erfolg unserer Investitionen entscheidet klar die Qualität des Teams. Gemeinsam mit den jeweiligen Unternehmensgründern verwenden wir daher auch viel Zeit darauf, ein erstklassiges Team zu formen, das in der Lage ist, das jeweilige Produkt international zu skalieren.
Lucian Schönefelder, KKR

Unbedingt beides. Das eine ohne das andere würde zu geringe Erfolgsaussichten mitbringen. Externe Faktoren, wie z.B. das Timing, der Wettbewerb, das Ecosystem und das Umfeld, spielen aber eine genauso wichtige Rolle dabei. Oft ist das ganze System viel komplexer, als nur die beiden Faktoren Team und Idee.
Alec Rauschenbusch, Grazia Equity

Ganz eindeutig, es ist in erster Linie das Team. Natürlich muss auch die Idee vor einem Investment überzeugen, doch diese ist in der Regel leichter anzupassen oder auszutauschen als ein gut aufgestelltes und funktionierendes Team.
Rayk Reitenbach, IBB Beteiligungsgesellschaft

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Foto (oben): Shutterstock