Gastbeitrag

Eine Reise in die City of Lights – Mensch, warum denn nicht!

Die Money 20/20 US hatte für uns Höhen und Tiefen. Insgesamt war es eine tolle Veranstaltung, im direkten Vergleich war sie allerdings leider etwas weniger divers und abwechslungsreich als die Money 20/20 Europe, wenn auch glamouröser.
Eine Reise in die City of Lights –  Mensch, warum denn nicht!
Mittwoch, 13. Dezember 2017VonTeam

Im Sommer hatte unser Startup die Gelegenheit, bei der Money20/20 Europe in Kopenhagen mit dabei zu sein – nach dem Launch von balancr im Mai war es die erste Gelegenheit, unser Produkt einem internationalem Publikum präsentieren zu können. Mit dieser Erfahrung und einer Menge Zuversicht im Gepäck waren wir vom 21. bis zum 24. Oktober dieses Jahres ebenfalls auf der „Money20/20 US? anwesend. Und wir waren überrascht, denn die Abläufe am anderen Ende des großen Teichs sind zum Teil etwas anders. Das könnte aber durchaus auch an der einzigartigen Örtlichkeit liegen: Las Vegas, Nevada.

Generelle Eindrücke

Den Veranstaltungsort der „Money20/20 US? stellte das Hotel „The Venetian?. Zwar lag es direkt im Neonlicht des geschäftigen Las Vegas Strip, die Innenräume des „Venetian? drückten aber eher eine mit Gold akzentuierte Eleganz aus. Mit italienischen Landschaften unter einem künstlichen Himmel, Marmorsäulen und Kanälen, auf denen venezianische Gondeln fuhren, war der Name definitiv Programm. Allein die Temperatur war nicht sonderlich mediterran: Während draußen die Sonne mit 30 °C auf die Stadt knallte, war es drinnen dank einer Hochleistungsklimaanlage fast schon ein wenig zu kalt.

Money20/20-Einsicht #1: Gute Vorbereitung hört nicht bei der Garderobe auf. Ein offenes Jacket über dem T-Shirt hält die Zugluft ab.

Typisch für Las Vegas: Es war nicht immer einfach, sich in den Räumlichkeiten des „Venetian? zurecht zu finden – eine bewusste Designentscheidung, schließlich sollen die Gäste im Hotel oder noch lieber im Casino bleiben. Glücklicherweise führte die Money20/20 US ein deutlich größeres Kontingent an Helfern ins Feld, sodass man schnell und einfach an Informationen und notfalls auch Wegbeschreibungen kommen konnte. Trotzdem war es für uns als Kopenhagen-Veteranen etwas ungewohnt, denn die einzelnen Bereiche der Messe waren deutlich stärker verteilt und weniger kompakt angeordnet als im Bella Center in Kopenhagen: Neben mehreren Konferenzräumen gab es eine große Ausstellerhalle. Dort befand sich auch die „Startup City?, in der wir uns einen Stand gesichert hatten. Wie in Kopenhagen war die „Startup City? von Mastercard gesponsert, leider war sie aber etwas abseits untergebracht.

Money20/20-Einsicht #2: Budgetplanung ist das A und O. Auch wenn viele Stände natürlich mit Lightshows und extravaganten Aufbauten locken: Ein Produkt muss den Stand auch ausfüllen können. Die Money 20/20-Events bieten vielfältige Optionen für junge Unternehmen. Neben dem Großstand kommt eben auch der 3×3-Stand oder das noch kleinere Kiosk infrage. Oder eben die „Startup City?, die nochmals preisgünstiger ist.

Die Vorträge

Am Sonntag um 10:00 fiel der Startschuss für das Event. Für den typischen Vegas-Besucher stellte das wohl eine außerordentlich frühe Uhrzeit dar, immerhin wurden die Veranstalter auf der Bühne nicht müde, immer wieder das zeitige Erscheinen der Besucher lobend hervorzuheben. Für die Aussicht auf interessante Keynotes von Branchengrößen schält man sich nur allzu gerne früher aus den Federn. Das allein reichte aber mitunter nicht aus, um auch einen Sitzplatz in einem der Talks zu ergattern. Die Kapazitäten der Säle waren bald erschöpft, sodass die Veranstalter die überzähligen Interessenten in Nebenräumen per Live-Streaming zuschalten mussten. Und Toilettengänge? Ein No-Go, schließlich war der eigene Platz bei der Rückkehr meist schon anderweitig vergeben.

Money20/20-Einsicht #3: Wer auf der Money20/20 in Las Vegas einen Vortrag hören will, der muss gutes Sitzfleisch und eine ordentliche Portion Beharrlichkeit mitbringen.

Die Vorträge selbst waren derartige Unannehmlichkeiten allerdings wert: Das Hauptthema „Künstliche Intelligenz? wurde in vielen Facetten betrachtet. Der berühmte Futurist Ray Kurzweil prognostizierte eine weitere Beschleunigung der Innovationszyklen, sodass wir noch innerhalb dieses Jahrhunderts Fortschritte erreichen können, die zuvor 10 000 Jahre gebraucht hätten. Apple-Mitgründer Steve Wozniak hatte hingegen eine Menge dazu zu erzählen, wie Technologie und künstliche Intelligenz das Leben der Menschen künftig verbessern kann. Dabei ließ er auch durchscheinen, wer der sprachgesteuerte Assistent seines Vertrauens ist (für die, die nicht dabei waren: Es ist Alexa).

Money20/20-Einsicht #4: Künstliche Intelligenz wird die nächste große Industrierevolution mit sich bringen, auch im Fintech-Sektor – nicht nur im amerikanischen, sondern auch im asiatischen Raum werden diese Technologien bald eine entscheidende Rolle spielen.

Letztendlich hatten nicht alle Vorträge direkt etwas mit der Finanzindustrie zu tun, aber insgesamt waren sie doch sehr erkenntnisreich.

Vorbereitung auf den nächsten Tag

Die beste Vorbereitung auf einen erfolgreichen Messetag ist eine gute Mütze voll Schlaf – besonders wenn man mehrere Stunden in überfüllten Meetingräumen zugebracht hat. Aber zum Glück ist Venedig nur eine Viertelstunde zu Fuß von der Toskana entfernt – zumindest in Las Vegas. Wir hatten uns nämlich im „Tuscany Suites Hotel? eingemietet, ein sauberes und gut ausgestattetes Hotel, das wir voll empfehlen können: Geräumige Zimmer, einfache Erreichbarkeit und viele Annehmlichkeiten wie etwa ein Pool, ein Fitnessraum und natürlich das obligatorische Casino.

Money20/20-Einsicht #5: Ein gutes Hotel in Nähe zum Veranstaltungsort hilft enorm, den Stress auf einem Messe-Event in Grenzen zu halten. In Las Vegas gibt es zahlreiche derartige Angebote. Ist man zu Fuß unterwegs, sollte man trotzdem etwas Zeit einplanen. Der Strip ist gerade zur Nachtzeit sehr voll.

Apropos Casino: Natürlich ließen wir uns von der Las Vegas-Lebensart ein wenig anstecken und suchten am selben Abend noch die Roulette-Tische auf. Gute Entscheidung – einer unserer Gründer hatte eine Glückssträhne und konnte zeitweise seinen Einsatz verzehnfachen.

Money20/20-Einsicht #6: Aufhören, wenn es am schönsten ist. Denn so einen Gewinn ist man in den zeitentrückten Casinos (keine Uhr weit und breit) in Las Vegas auch schnell wieder los.

An Tag zwei waren wir früh auf den Beinen, um unseren Stand vorzubereiten. Und es gab eine Menge zu tun. Am Hotelempfang gleich die erste Erleichterung: Es erwarteten uns mehrere Boxen mit Werbeflyern, die wir vor unserer Abreise aus Deutschland bei der Druckerei „Franklin Document Services? in Auftrag gegeben hatten – knapp getimed, aber doch prompt geliefert, wie wir uns das vorgestellt haben.

Money20/20-Einsicht #7: Bei allem Hang zum letzten Drücker: Wer sich weit im Vorfeld um solche Materialien kümmert, der spart sich einige Nerven – und läuft nicht Gefahr, am Ende doch zu spät dran zu sein.

Die Registrierung in der Messehalle lief ebenfalls reibungslos und sehr zügig ab – von langen Schlangen, wie sie sich am Tag zuvor noch vor den Konferenzräumen gebildet hatten, sah man hier nichts. Abseits der Messestände trumpfte die „Money 20/20? mit vielen attraktiven Dienstleistungen auf: Von einem Massagesalon über Schuhputzer, bis zu einem Druckservice für eigene Tragebeutel, in denen man dann die ganzen Flyer und Messemappen bequem verstauen konnte.

Money20/20-Einsicht #8: Kreativität im Offline-Marketing zahlt sich aus – und es muss nicht immer besonders ausgefallen sein. Ein Unternehmen etwa verteilte Visitenkarten, auf denen hinten direkt draufstand, wann und wo die Kontaktaufnahme stattfand. Das macht es dem Sales Manager des potenziellen Geschäftspartners natürlich einfacher.

Kennen Sie schon balancr?

Unser Stand war Teil der „Startup City?, in der wir Seite an Seite mit anderen Kleinunternehmen platziert waren. Insgesamt war das Lineup etwas weniger international als wir gehofft hatten: Ehemaligen Mitausstellern von der Kopenhagener Messe begegneten wir nicht. Das war aber vielleicht auch ein Vorteil: Unsere Unbekanntheit sorgte dafür, dass es keinen Mangel an Besuchern gab, die bei uns Station machten, um sich nach uns zu erkundigen („I don’t know you guys yet.?). Insgesamt erlebte die „Startup City? auf der Money 20/20 US spürbar wenig Laufkundschaft im Vergleich zur Money 20/20 Europe; die extravaganten Aufbauten der Hauptausstellung banden viele Besucher.

Money20/20-Einsicht #9: Auffallen ist Einstellungssache. Wer offenen auf die Besucher zugeht, holt auch aus einer schlechten Standposition das Beste raus. Manchmal haben auch die kleinen Dinge einen großen Effekt: Unsere grell-orangenen T-Shirts waren oft ein Conversation-Starter.

Wer arbeitet, der darf auch feiern: Getreu diesem Motto haben wir eine Einladung zur offiziellen „Industry Night? Party natürlich nicht ausgeschlagen. Am Abend ging es also in den „Omnia Night Club?, wo wir uns mit ein paar Drinks bei einem Auftritt des US-Musikers Ne-Yo noch die Müdigkeit aus den Knochen getanzt haben.

Money20/20-Einsicht #10: Im Messetrubel können schon einmal die Ruhezeiten auf der Strecke bleiben. Deshalb gutes Essen und Erheiterung am Abend einplanen. Während der Arbeitsstunden am Messestand sind Stühle oder Hocker Gold wert, da sie zumindest kurze Pausen erlauben.

An den beiden folgenden Tagen mussten wir mit einem etwas reduzierten Team auskommen, da unsere Gründerin Natasha Martchouk bereits weiterreisen musste. Unsere beiden übrigen Gründer Matthias Gall und Thijs Reus hatten die Sache aber im Griff. Thijs ließ sich sogar die Gelegenheit nicht nehmen, in einem Interview mit der türkischen Technologie-Plattform Webrazzi noch einmal auf balancr aufmerksam zu machen.

Money20/20-Einsicht #11: Kenne dein Produkt – eine spontane Presseanfrage kann jederzeit kommen: 

Am Mittwoch schloss die Money 20/20 US dann bereits um 12:00 für die Besucher die Pforten. Wir hatten danach noch zwei Stunden Zeit, alles zusammenzuräumen, gefolgt von einem kurzen Mittagessen. Nach etwas Sightseeing am Nachmittag hieß es dann am Abend für uns, „Goodbye Vegas!?: Wir checkten aus unserem Hotel aus und machten uns auf den Weg zum Flughafen.

Unser Fazit: Die Money 20/20 US hatte für uns Höhen und Tiefen. Insgesamt war es eine tolle Veranstaltung, im direkten Vergleich war sie allerdings leider etwas weniger divers und abwechslungsreich als die Money 20/20 Europe, wenn auch glamouröser. Am Ende ist es aber vor allem eine Frage der persönlichen Präferenzen und der Firmenagenda: Wer mit einem Fintech-Unternehmen in den Vereinigten Staaten Fuß fassen will, der kommt um die Money 20/20 US nicht herum. Und so eine Reise in die „City of Lights?… Mensch, warum denn nicht!

Über den Autor
Christoph Laurer ist Content Writer bei balancr.

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Foto (oben): Shutterstock