Vier Corporates ändern ihre Sicht auf die Startup-Szene
In den vergangenen Tagen haben gleich mehrere große Unternehmen massive Veränderungen bei ihren Start-up-Programmen verkündet. Wichtig ist dabei: Die Unternehmen haben erkannt, dass sie in der Gründerszene aktiv sein müssen. Veränderungen gehören dabei zum täglichen Geschäft. Deswegen ist dies hier auch kein Abgesang, sondern eine Bestandsaufnahme der Veränderungen. Hintergrund für die Veränderungen sind insbesondere auch die massiven Veränderungen auf dem Venture Capital-Markt. Immer mehr neue Fonds drängen auf den Markt, immer mehr Accelerator entstehen. Da wird es auch für alte Player immer schwieriger wahrgenommen zu werden. Insbesondere eine Fokussierung auf bestimmte Themen ist deswegen mehr als sinnvoll.
Die größte Veränderung trifft das Medienhaus Springer. Das Unternehmen legt seinen Accelerator Axel Springer Plug and Play, ein Programm, dass sich in den vergangenen Jahren zum gewichtigen Player gemausert hat, auf Eis. Der 2013 gestartete Brutkasten soll “sich ab 2018 auf das weitere Wachstum der bestehenden über 100 Portfoliounternehmen und die Unterstützung bei neuen Finanzierungsrunden sowie die darauffolgenden Exits fokussieren”. Neue Investments, neue Runden wird es beim PnP-Accelerator nicht mehr geben.
Stattdessen gründet Axel Springer Digital Ventures gemeinsam mit Porsche – bzw. dem Digitableger Porsche Digital – einen neuen Start-up Accelerator. Der Medienkonzern setzt dabei auf das bewährte Axel Springer Plug and Play-Team. “Wir wollen eng mit Gründern zusammenarbeiten, um digitale Innovationen schnellstmöglich gemeinsam umzusetzen. Dafür bauen wir ein industrieübergreifendes Ökosystem auf, das Start-ups in der frühen Phase hilft, ihre Ideen kunden- und erfolgsorientiert zu entwickeln“, sagt Thilo Koslowski, Geschäftsführer von Porsche Digital, zum Vorhaben, das im Frühjahr 2018 an den Start gehen soll.
Zeitgleich drückte Telefonica bei seinem Investment- und Brutkastenableger Wayra den Reset-Button. Wayra, das seit 2012 rund 40 junge Unternehmen unterstützt hat, richtet sich komplett neu aus. Aus dem reinen Accelerator-Programm wird ein sogenanntes Venture-Client-Modell. Grundlage der Zusammenarbeit sind gezielte Projekte. Wayra beteiligt sich dabei in der ersten Phase nicht an den jeweiligen Unternehmen. Das Start-up erhält aber 25.000 Euro für die Umsetzung des Projektes. “Verläuft dieses Projekt erfolgreich, gibt es die Option auf eine Folgefinanzierung, in dessen Rahmen sich Wayra mit bis zu 350.000 Euro an dem Unternehmen beteiligt”, teilt das Unternehmen mit. Inhaltlich geht es um Themen wie Internet of Things (IoT), Datenanalytik, Cybersicherheit und Künstliche Intelligenz (KI). Wayra begründet die neue Strategie vor allem mit der großen “Bewegung in der Venture-Capital-Landschaft”.
Bei Vodafone stand gerade ebenfalls ein Umbau an. Der neue Start-up-Ansatz ist deutlich fokussierter auf die Angebote des Unternehmens ausgerichtet. “Während vorher nach Start-ups Ausschau gehalten wurde, die generell zu Vodafone passen, ist die Ausrichtung von nun an spitzer: Es werden Innovatoren gesucht, die die Lücke zwischen dem Bedarf eines IoT-Geschäftskunden und dem Portfolio von Vodafone füllen”, teilt der Mobilfunker und TV-Anbieter mit. Das neue Programm, das sich an Unternehmen richtet, die schon einen Prototypen vorweisen können, trägt den Namen Uplift.
Zu guter Letzt baute gerade auch der Versicherungsriese Allianz seine Startup-Strategie um. Der Ableger Allianz X, beerdigte seinen Inkubatoransatz komplett. “Stattdessen fokussiert sich Allianz X nunmehr auf Investments in Digitalinitiativen mit strategischer Relevanz für Allianz, und zwar in den fünf Ökosystemen Mobilität, vernetzte Gebäude, vernetzte Gesundheit, Vermögensmanagement und Altersvorsorge sowie Datenintelligenz und Internetsicherheit”, teilte das Unternehmen mit. Im Zuge der erneuten Neuausrichtung verließ Peter Borchers Allianz X. Nazim Cetin, seit August Co-CEO von Allianz X, führt das Unternehmen nun allein. In den vergangenen Monaten brütete Allianz X unter anderem Abracar aus. Zudem investierte der Versicherer in Lemonade.
Die Veränderungen werden es Start-ups einfacher machen, mit den Unternehmen zusammenzuarbeiten. Es wird klarer, wofür sich die Firmen wirklich interessieren. Bei der Allianz X steht nun klar der Fokus auf Investments im Vordergrund. Bei Springer und Porsche muss nun noch klar werden, auf welche Segmente sich die beiden gewichtigen Unternehmen konzentrieren. Beide Namen einzeln bieten aber schon genug Mögichkeiten für junge Unternehmen.
Kennt Ihr schon unseren #StartupTicker? Der #StartupTicker berichtet tagtäglich blitzschnell über die deutsche Start-up-Szene. Schneller geht nicht!
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.