Von Alexander
Donnerstag, 23. November 2017

“Man vertritt sein Unternehmen ganz alleine”

"Wenn man alleine gründet fehlt eine Entscheidungshilfe, wenn man mal nicht weiter weiß. Gerade in turbulenten Zeiten, beim Abwägen strategischer Optionen oder wenn ich bei einem Problem vor einer Wand stehe, wäre es schön, jemanden zu haben, der mit seiner Meinung den Druck rausnimmt", sagt Sonja Ohrner.

Unter dem Namen Tinka Green verkauft Sonja Ohrner “ganzheitliche Kräutermischungen für Hunde”. “Unsere Mischung enthält natürliche Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoff. Diese unterstützen den Haut- und Gelenkstoffwechsel, das Immunsystem, die Verdauung und sorgen für schönes Fell”, sagt Ohrner, die das Start-up als Sologründerin hochzieht. Die Geschichte von Tinka Green startet in Rumänien im Jahre 2014. Damals adoptierte Ohrner die Straßenhündin Tinka, deren Immunsystem deutlich angeschlagen war.

Ohrner päppelte die Hündin auf. Der Grundstein für Tinka Green und Wunderwuzzi, ein Ergänzungsfuttermittel für Hunde, war gelegt. Im Sologründer-Interview mit deutsche-startups.de spricht Ohrner über Entscheidungen, den Tunnelblick und Arbeitsprozesse.

Was ist die größte Herausforderung, der sich Sologründer stellen müssen?
Man vertritt sein Unternehmen ganz alleine. Egal ob es um Verhandlungen, Entscheidungen oder rechtliche Fragen geht. Man ist für alle Bereiche selbst verantwortlich. Deshalb ist es notwendig, sich in viele neue Aufgabengebiete einzuarbeiten und den Überblick zu behalten. Und man muss ständig abwägen, bis zu welchem Punkt man Aufgaben selbst erledigt und ab wann – und an wen – man sie besser abgibt.

Blicken wir einmal auf die positive Seite: Was ist der größte Vorteil, den Sologründer haben?
Als Sologründer kann man alle Bereiche des Unternehmens so aufbauen, wie sie einem selbst gefallen, ohne Kompromisse eingehen zu müssen oder sich mit anderen Leuten vorher abzusprechen. Das beflügelt mich immer noch, weil das eine Sache war, die mich bei meiner vorherigen Festanstellung oft störte. Außerdem wächst man über sich hinaus, trifft Entscheidungen und bewältigt Aufgaben, die man sich zuvor nicht zugetraut hätte.

Jetzt ein Blick auf die negative Seite: Was ist der größte Nachteil, den Sologründer haben?
Wenn man alleine gründet fehlt der Teamfaktor und somit eine Entscheidungshilfe, wenn man mal nicht weiter weiß. Gerade in turbulenten Zeiten, beim Abwägen strategischer Optionen oder wenn ich bei einem Problem vor einer Wand stehe, wäre es schön, jemanden zu haben, der mit seiner Meinung oder Entscheidung den Druck rausnimmt. Manchmal können hier Freunde oder der Partner helfen, die mit Ihrem Blick als Außenstehende pragmatische Lösungen bieten, auf die man mit dem eigenen Tunnelblick nicht gekommen wäre. Oft stecken Externe aber zu wenig im Thema und können dann nur moralisch unterstützen. Ein weiterer Punkt: Da man die Unternehmensbereiche nicht unter mehreren Gründern aufteilen kann, muss man auch Aufgaben machen, die einem weniger liegen.

Sind Dir Fehler unterlaufen, die bei einer Teamgründung vermutlich nicht passiert wären?
Für mich sind es eher bestimmte Entscheidungs- und Arbeitsprozesse, die sich mit mehreren Gründern bestimmt flotter und zielgerichteter hätten umsetzen lassen. Ansonsten waren es nur Kleinigkeiten, die außer einem größeren Arbeitsaufwand keine negativen Folgen hatten.

Würdest Du wieder ein Unternehmen alleine gründen?
Ja, auf jeden Fall. Ich war aber auch noch nie abgeneigt, zusammen mit anderen Personen zu gründen. Nur hat sich das nicht ergeben.

Welchen Tipp gibst Du anderen Sologründern mit auf den Weg?
Gerade wenn man alleine gründet ist es wichtig, etwas zu machen, hinter dem man zu 100 % steht. Es werden immer neue Herausforderungen kommen, aber dann macht auch Spaß, diese alleine zu meistern. Es ist hilfreich, mit Leuten zu sprechen, die sich in Themengebieten auskennen, in denen man selbst Defizite hat.

In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen.  Aus unserem Themenschwerpunkt Sologründer: “So finden Solopreneure das passende Geschäftsmodell“, “Einzelgründer sind keine schlechten Teamplayer” und “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“.

Buchtipp für Sologründer: Ausführliche Informationen über das große Thema Solopreneurship (in all seinen Facetten) bietet das gelungene und lehrreiche Buch Solopreneur: Alleine schneller am Ziel von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg, das als Buch und EBook zur Verfüfung steht. Hier ein Auszug: “Lieber solo gründen? Drei Mythen rund um Teams“.

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Foto (oben): Tinka Green