15 Fragen an Fabian Frank

“Nicht loslassen und immer wieder aufstehen”

"Wir brauchen unbürokratische Lösungen, bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Gründer und eine Entbürokratisierungsoffensive. Oft wird man, gerade als Junggründer, durch überzogene Bürokratie ausgebremst, statt unterstützt", sagt Fabian Frank, Gründer von Werbou.
“Nicht loslassen und immer wieder aufstehen”
Freitag, 3. November 2017VonAlexander

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Fabian Frank, Gründer von Werbou, einem Online-Shop für individuell bedruckte Werbeartikel, Werbemittel und Werbegeschenke. Die Plattform ging 2011 an den Start. Aktuell arbeiten 8 Mitarbeiter für die Jungfirma mit Sitz in der Lutherstadt Wittenberg.

Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Der Drang zum „eigenen Chef“ war schon immer da. Schon direkt nach meiner Ausbildung, frisch mit dem 18. Geburtstag, meldete ich mein erstes Gewerbe an und war im Bereich Marketing und Events tätig, da dies aber noch nicht für den Haupterwerb ausreichte, musste ich notgedrungen nebenbei Pizza ausfahren. Täglich neuen Herausforderungen angehen, Verantwortung übernehmen und neue Ideen und Geschäftsabläufe umsetzen – das ist meine Berufung. Und natürlich, kann man zwischen durch auch mal schnell zum Frisör gehen.

Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Bei einer Busreise nach Dortmund. Da will ich einmal während einer sechsstündigen Busreise ein Kreuzworträtsel machen und habe keinen Kugelschreiber dabei. Ganz spontan bin ich zum Busfahrer und fragte ihn ob er mir einen Kugelschreiber für die Fahrt leihen könnte … er gab mir einen Kugelscheiber mit dem Aufdruck einer bekannten deutschen Versicherung. Während des Kreuzworträtsels stellte ich mir die Frage, warum dieses große Busunternehmen keine eigenen Kugelschreiber hat – die Idee war geboren.

Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?
Aus meiner eigenen Hosentasche. Durch meinen früheren Job als Seemann, legte ich mir für „schwere Zeiten“ den ein oder anderen Euro zur Seite. Dies war später auch mein Startkapital für das eigene Unternehmen.

Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Da ich die ersten sechs Wochen, nach Gründung, meine Küche als Arbeitsplatz missbraucht habe, musste ich zeitnah bezahlbare Büroräume finden – und das in unserer Hauptstadt Berlin. Gar nicht so einfach, aber nach sechs Besichtigungen und zwei Nachverhandlungen habe ich endlich die passende Bürofläche in Berlin-Köpenick gefunden. Ein weiterer großer Stolperstein war es gute Hersteller und Kontakte für unser Business zu finden – denn für uns und unsere Kunden ist Qualität, schnelle Lieferzeiten und ein gutes Preis- Leistungsverhältnis all unserer individual gestaltbaren Werbeartikel, das A und O einer langen Zusammenarbeit.

Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Bezogen auf die Gründungsphase gibt es da nichts. Es war eine tolle aufregende Zeit, auf die ich gerne zurückblicke.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Wir investieren nach wie vor viel Geld in SEO-Maßnahmen. Wir beschäftigen einen Texter der sich nur um unsere Blogs, SEO- und Produkttexte etc. kümmert, zudem kommt ein Mitarbeiter der sich nur mit dem Thema Suchmaschinenoptimierung beschäftigt. Gute themenbasierte Texte sind meiner Meinung nach der Grundstein für eine gute Positionierung auf dem Markt. Da wir ausschließlich B2B-Kunden beliefern starten wir sporadisch auch regionale Mailings, welche auch immer gut ankommen. Die aber wohl beste Werbung, ist die von zufriedenen Kunden!

Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Die wichtigste Unterstützung in der frühen Phase habe ich noch standardgemäß von meiner Familie und Freunden erhalten.

Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Von der Gründung bis hin zum Firmen-Alltag, gibt es immer wieder Tage wo es mal nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. Egal – weitermachen, nicht loslassen und immer wieder aufstehen, wenn es Niederlagen gibt. Man sollte nie vergessen, dass jeder von uns Gründern sehr viel Leidenschaft, Geld, Schweiß und Zeit in das eigene Unternehmen investiert hat.

Du triffst die Bundeswirtschaftsministerin – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Wir brauchen unbürokratische Lösungen, bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Gründer und eine Entbürokratisierungsoffensive. Oft wird man, gerade als Junggründer, durch überzogene Bürokratie ausgebremst, statt unterstützt! Innovative Ideen und Mut zur Gründung entsteht nur durch eine gesunde Gründungskultur. Und diese wünsche ich mir für mein Land!

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hätten?
Ich bin gelernter Kaufmann im Einzelhandel, habe aber ein nachträgliches Studium zum Diplom Eventmanager absolviert – also irgendwo zwischen Events- und Handel würde ich mich wiederfinden, wenn ich kein Startup gegründet hätte.

Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschenspielen?
Hier gibt es einige, auch das ein oder andere Startup aus unserer Branche „Werbeartikel“ – die Namen möchte ich aber an dieser Stelle nicht nennen.

Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
Die 80er Jahre, die ehemalige DDR. Ich bin zwar noch zu DDR-Zeiten geboren – 1987 -, in der schönen Lutherstadt Wittenberg – aber in meinen „jungen“ Jahren, habe ich so gut wie nichts mitbekommen. Die Geschichte interessiert mich sehr, so dass ich gerne für den ein oder anderen Tag „zurückreisen“ würde.

Du hat eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Investieren und Anlegen. Bisher investiere ich, über bekannte Plattformen, in Immobilien oder andere Startup-Projekte, dies würde ich selbstverständlich weiter tun, nur wahrscheinlich in einem größeren Stil. Ich habe ständig neue Geschäftsideen und Produkte im Kopf, die meisten fallen mir am Strand im Urlaub ein – mal „abzuschalten“ ist manchmal auch wirklich schwer – hierfür wird natürlich auch Geld benötigt.

Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Am Sonntag findet man mich meist auf der Couch. Ein guter Film oder Serie zusammen mit meiner Partnerin runden den Sonntag ab. Man darf mich aber nicht nur als Couchpotato einstufen. Es gibt auch viele Sonntage wo ich mit der Familie unterwegs bin.

Mit wem würdest Du gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Eine schwierige Frage. Es gibt viele spannende Persönlichkeiten. Eine Kaffeetrinken würde ich gerne mal mit Jochen Schweizer und ein Bier liebend gerne mal wieder mit einem langjährigen Kumpel und Geschäftspartner Cornelius Nordt.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.