Gastbeitrag
So setzen Startups die Stärken von Freelancern richtig ein
Die Arbeitswelt von Startups ist agil, schnelllebig und steht nahezu jeden Tag vor neuen Herausforderungen. Nicht selten sehen sich die jungen Unternehmen mit Situationen konfrontiert, auf die sie möglichst zeitnah reagieren müssen. Das kann eine unerwartet gesteigerte Produktnachfrage, der Wunsch nach Pressearbeit, verstärkte Vertriebsaktivitäten, etc. sein. Spätestens an diesen Punkten stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit neuer Mitarbeiter und ob man diese gleich fest anstellt oder vorläufig auf Freelancer zurückgreift. Letztere sind für bestimmte Ziele und Situationen die geeignetere Wahl.
Freelancer bringen frischen Wind ins Unternehmen
Es liegt in der Natur eines Freelancers, eigenständig und flexibel zu arbeiten. Schon diese Voraussetzungen schaffen einen nutzbringenden Impact für ein Startup, das bei seinen Mitarbeitern auf ebendiese Eigenschaften angewiesen ist. Sie kennen unterschiedliche Branchen und Unternehmen, kommen von außen und sind deshalb auch nicht betriebsblind. Möglicherweise waren sie bereits für die Konkurrenz tätig und bringen fundierte Marktkenntnisse und Insights mit, die im Unternehmen bisher in dem Maße nicht vorhanden waren. Von Vorteil ist auch die projektbasierte Arbeit, die einem Freiberufler immer wieder neuen Input bringt und ihm unvoreingenommene Sichtweisen und eine flexible Denke abverlangt. Diese Erfahrungswerte können einem Team neue Perspektiven eröffnen und bringen frischen Wind in das Daily Business.
Schwere Planbarkeit erfordert erhöhte Flexibilität
Die Planung bei Startups ist größtenteils abhängig von der Finanzierung. Da auch hier in der Regel nicht abzusehen ist, wann genau und in welcher tatsächlichen Höhe sie abgeschlossen wird, müssen sich Gründer entscheidende Fragen stellen: Welches Risiko möchte ich eingehen? Wie viel Sicherheit kann ich meinen Mitarbeitern bieten? Welcher Bereich braucht welche Mitarbeiter und Kompetenzen, und kann ich dafür das entsprechende Gehalt bezahlen? Zudem werden die Gelder nach einer Finanzierungsrunde auf die einzelnen Unternehmensbereiche verteilt. Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb, Organisation und weitere Geschäftsbereiche stehen damit gewissermaßen in Konkurrenz. Die Arbeit mit einem oder mehreren Freelancern ist an dieser Stelle risikoärmer, da man die Zusammenarbeit im Fall der Fälle schnell beenden kann.
Schnell auf Veränderungen reagieren können
Nicht selten ändert sich der Alltag eines Startups von jetzt auf gleich, und zwar in jede Richtung. Ein plötzlicher Hype um das angebotene Produkt beispielsweise kann personelle und logistische Engpässe verursachen. Nun warten gute Mitarbeiter nicht an jeder Späti-Ecke und ein ordentlicher Recruiting-Prozess zieht sich durchaus ein bis zwei Monate hin. Trotzdem erledigt sich die Arbeit nicht von selbst. Für die schnelle Überbrückung von Kompetenz- und Personalengpässen ist ein Freelancer die beste Lösung, da man sich den langwierigen Einstellungsprozess spart. Am besten ist es, wenn man sich als Gründer frühzeitig mit Freelancern verschiedener Disziplinen, die als Partner infrage kommen und kurzfristig abrufbar sind, vernetzt. Genauso können finanzielle Schwierigkeiten auftreten, die meist auch Kündigungen nach sich ziehen. Muss eine Festanstellung aufgelöst werden, hängen allerdings weitere Faktoren wie Kündigungsschutz, Kündigungsfristen, ein erhöhter administrativer Aufwand und mehr daran.
Welche Mitarbeiter brauche ich überhaupt?
Gehälter sind ein enormer Kostenfaktor, und die Einstellung von festen Mitarbeitern will gut überlegt sein. Ist man sich als Gründer oder im Führungs-Team nicht sicher bei der Personalplanung, testet man idealerweise mit Freelancern, welche Mitarbeiter mit welchem Profil überhaupt benötigt werden. Hier kommen wieder die entscheidenden Fragen ins Spiel: Welche Geschäftsbereiche mit welchen personellen Ebenen benötige ich, und welche Personalkosten kommen dabei auf mich zu? Dabei kann es durchaus hilfreich sein, sich auch die Meinung des Freien darüber einzuholen, welche Anforderungen ein bestimmter Arbeitsbereich hat, welche entsprechenden Qualifikationen nötig sind und ob eine temporäre Stellenbesetzung ausreicht.
Spezielles Know-How on demand
So manches Projekt erfordert spezialisierte Fähigkeiten. Werden diese jedoch nicht standardmäßig im Tagesgeschäft benötigt, kann ein Startup schnell in Zugzwang kommen. Nehmen wir das Beispiel Bewegtbild: Erklärvideos liegen im Trend und können – richtig eingesetzt – die Markenbekanntheit schnell steigern. Doch wie viele Produktvideos braucht man? Wahrscheinlich erstmal nur eines, und dafür stellt niemand einen festen Mitarbeiter ein. Agenturen und Filmproduktionen bieten natürlich entsprechende, aber auch kostspielige Services an, da man den gesamten Unternehmensapparat bezahlt. An dieser Stelle ist ein Freelancer oftmals die bessere Wahl, denn im Gegensatz zur Agentur ist er kostengünstiger und die Preisgestaltung transparenter. Ein Freier arbeitet allein, gegebenenfalls mit Unterstützung anderer Freelancer, die seine Fertigkeiten ergänzen.
In manchen Bereichen, wie beispielsweise der Programmierung, werden bereits regelmäßig Freelancer eingesetzt. In den USA ist die remote-Arbeit sehr verbreitet, was an den größeren Distanzen, vor allem aber an der Arbeitseinstellung liegt. Auch hierzulande verändert sich die Arbeitswelt immer mehr zu einer flexiblen, offenen Kultur, was nicht zuletzt auch ein Verdienst der wachsenden Zahl an Startups ist. Die Zahl der Freelancer wächst stetig und bietet dem Markt damit ein enormes Know-How-Angebot.
Zum Autor
Nils Kreyenhagen ist Gründer von Smartjobr. Kreyenhagen war von 2003-2011 als Kundenberater und Projektmanager in namhaften
Werbeagenturen wie Kolle Rebbe, Grabarz & Partner oder Serviceplan tätig. Sowohl fest, als auch als Freelancer. Dort arbeitete er unter anderem für Kunden aus der Automobil-, Versicherungs- und Bankenbranche. Von 2011 bis 2016 war Kreyenhagen geschäftsführender Gesellschafter der Personal- und Managementberatung Markenpersonal.
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