“Haben immer ins Produkt investiert statt in Parties”
Fernab den großen Gründerzentren des Landes in Leinfelden-Echterdingen – direkt am Flughafen Stuttgart – residiert das Unternehmen loadbee. Hinter dem Unternehmen mit der Biene im Logo, 2013 gegründet, steckt ein cloudbasiertes Content Syndication Service. 24 Mitarbeiter arbeiten derzeit für loadbee, das von Christian Junker ins Leben gerufen wurde. Über loadbee können Unternehmen ihre Produktinformation plattformübergreifend verteilen. Firmen wie Conrad, Globetrotter und Saturn setzen bereits auf die junge Firma. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht loadbee-Macher Junker ausführlich über die Idee hinter seinem Unternehmen sowie die Herausforderungen beim Aufbau eines Start-ups.
Wie würdest Du Deiner Großmutter loadbee erklären?
Jeder, der schon mal ein Produkt gekauft hat, kennt das Problem mangelnder Produktinformation im Kaufprozess. Wenn man zum Beispiel einen neuen Staubsauger kaufen möchte, dann findet man online wie offline eine große Auswahl an Produkten von verschiedenen Marken, und innerhalb der Marken noch diverse unterschiedliche Modelle. Aufgrund der Beschreibung im Onlineshop oder auf dem Preisschild im Laden kann der Kunde oft überhaupt nicht erkennen, worin sich die Produkte wirklich unterscheiden und welches das richtige Modell für ihn ist. Wichtige Funktionen und Features bleiben vom Kunden unerkannt und in der Kaufentscheidung unberücksichtigt.
Und wo kommt da nun loadbee ins Spiel?
Möchte ein Hersteller die Kommunikation seiner Produkt- und Markenvorteile selbst in die Hand nehmen, dann kann er seine vollständige Produktbeschreibung auf der loadbee Plattform einstellen. Von dort werden die Informationen jedem angeschlossenen Händler und dessen Kunden zugänglich gemacht. Die loadbee Daten erscheinen in Onlineshops, in sozialen Netzwerken, auf Preisschildern und Bildschirmen in den Läden oder direkt auf dem Smartphone der Kunden. Überall, wo Händler und Hersteller an die loadbee Plattform angeschlossen sind, kann sich der Kunde auf eine perfekte Informationsversorgung zu den Produkten verlassen. Hersteller stellen somit sicher, dass ihre Produktvorteile den Kunden auch erreichen. Händler sparen viel Zeit und Arbeit beim Sammeln und Aufbereiten von Produktinformationen über alle Verkaufskanäle. Kunden finden online und offline konsistente Informationen zum Produkt.
Und warum nennt Ihr Euch loadbee?
Die Produktbeschreibungen der Marken sind wie fleißige Bienen, welche die Informationen in Echtzeit zu den Händlern tragen und deren Onlineshops und Stores mit vollständigen und aktuellen Produktinformationen „bestäuben“. Das erleichtert dem Handel den Verkauf enorm und sorgt für eine perfekte Produktkommunikation. Handel und Hersteller fahren den „Honig“ in Form von besseren Verkäufen der Produkte ein und der Kunde ist auch glücklich über die Unterstützung bei seiner Kaufentscheidung. Alle gewinnen, wenn loadbee im Einsatz ist.
Du hast loadbee bereits 2013 gegründet. Man findet aber bisher kaum Berichte über Euch. Warum wart ihr bisher so leise?
Eine solche Plattform aufzubauen benötigt sehr viel Entwicklungsaufwand und Kapital vorneweg. Als typisch schwäbisches Unternehmen war es das Ziel, erstmal etwas vorzulegen und dann zu kommunizieren. Wir wollten ein wirklich funktionierendes Produkt und mehrere echte „proofs of concept“ im Markt haben, bevor wir mit unserem Thema breiter herausgehen. Heute können wir statt mit Theorien mit echten Fakten vom Markt überzeugen. Unsere Plattform wird von vielen weltweit bekannten Marken zur Verteilung ihrer Produktinformationen erfolgreich genutzt und erzeugt messbare Mehrwerte in verschiedenen Branchen und Ländern. Mein Produktmanager Philipp Haag teilte mir jüngst mit, dass wir vergangenen Monat jede Sekunde im Schnitt über 100 Informationsanfragen an den Service hatten. Das ist eine beeindruckende Zahl für ein Unternehmen, das grade dabei ist Fahrt aufzunehmen und untermauert den hohen Bedarf an Informationen, den Kunden im Kaufprozess haben. Auch die „time to market“ lässt sich mit loadbee über alle Kanäle hinweg signifikant reduzieren, und aktuell starten immer mehr Brands damit, loadbee auch im „After sales“ und Servicebereich zu nutzen. Aus unserer Sicht ist somit nun der richtige Zeitpunkt, um mit breiter Kommunikation zu starten.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist loadbee?
Wir sind derzeit 24 feste Mitarbeiter und haben noch diverse Freelancer und Dienstleister, die mit uns zusammen am Erfolg arbeiten. Gemeinsam werden wir dieses Jahr bereits einen siebenstelligen Umsatz erwirtschaften. Der Umsatz steigt kontinuierlich, obwohl wir bewusst auf lukrative Dienstleistungsumsätze verzichten. Wir wollen wie alle Saas-Unternehmen vor allem den Monthly Recurring Revenue – MRR – weiter steigern. Dazu haben wir sehr viel in die Automatisierung der Abläufe auf der loadbee Plattform gesteckt, was Kunden und Partner sehr schätzen. Zur Zeit gewinnen wir fast täglich tolle neue Brands und Retailer zur Plattform dazu. Da wir ein großes Ziel haben, nämlich zu fairen Preisen in möglichst vielen Branchen gleichzeitig global gute Produktinformationen bereitzustellen, steht in unserer aktuellen Evolutionsphase das Wachstum an Reichweite als Kennziffer noch vor der Umsatzsteigerung. Dienstleistungen und Beratung geben wir gezielt an Partner ab, für die wir interessante Verdienstmöglichkeiten rund um die loadbee Plattform eröffnen, während wir uns voll auf die Weiterentwicklung der Plattform als echte Standardlösung für Industrie und Handel konzentrieren.
Hat sich Euer Euer Konzept, Eurer Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren verändert?
Nicht wirklich. Die Grundidee ist von Anfang an die Gleiche geblieben. Das ist der Vorteil, wenn man aus der Branche kommt, in der man ein Unternehmen startet und den Bedarf genau kennt. Ich beschäftige mich seit 1999 mit Produktinformationen, bin Informatiker, habe Lösungen rund um Produktdaten programmiert und im Consulting beraten. Ich habe sozusagen in meinem „home turf“ gegründet. Allerdings haben sich die Herausforderungen an ganz anderen Stellen ergeben, als ich anfangs dachte.
Welche meinst du?
Ich habe zum Startzeitpunkt doch stark unterschätzt, wie schwierig es sein würde, in Deutschland überhaupt zu gründen und für unser Vorhaben immer wieder Geld zu sammeln. Es wird auch viel zu selten darüber berichtet, wie schwierig es ist, als Neugründung ein tolles Team mit motivierten und talentierten Mitarbeitern aufzubauen. Deshalb kann man sagen, dass wir in dieser Zeit sehr viel gelernt haben. Allerdings waren unsere Lehren weniger geprägt vom Markt, denn den kannten wir schon, und Industrie und Handel haben uns von Anfang an dabei unterstützt diese Plattform zu schaffen. Die Lehren kamen, wie bereits erwähnt, von anderer Stelle. Außerdem hat sich die Verkaufsstory durch unsere Kunden mit der Zeit natürlich rundgeschliffen, und wir pitchen heute deutlich schneller und punktgenauer. Auch wenn wir noch lange nicht am Ziel sind, bin ich wirklich froh, dass wir es durch die stürmischen Anfangszeiten geschafft haben und heute da stehen, wo wir sind.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Ehrlich gesagt, habe ich fast kein Fettnäpfchen ausgelassen und so viele Fehler gemacht, dass das hier den Rahmen sprengen würde. Richtig schief ging beispielsweise unser erster internationaler Expansionsanlauf, den wir parallel in USA und Russland gefahren haben. Da haben wir viel Lehrgeld bezahlt, aber heute sind wir auch klüger und machen das viel smarter. Grundsätzlich habe ich gelernt, dass man nicht den vermeintlich leichtesten Weg wählen darf, sondern seine Aufmerksamkeit gezielt dort hinrichten muss, wo es relevante Probleme zu lösen gibt. Und man darf sein Ziel nie aus den Augen verlieren.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir sind immer sehr fokussiert auf unser Thema geblieben und haben nie über unsere Verhältnisse gelebt. Liquidität ist eine ganz elementare Größe für ein junges Unternehmen, das in der Wachstumsphase Geld investieren muss. Wer nicht sicherstellt, dass ausreichend Cash verfügbar ist, der wird unter Umständen die Früchte seiner Arbeit nicht selbst ernten können. Ich bin froh, dass wir hier immer sehr bescheiden gehaushaltet haben und in das Produkt und unsere Marktanteile investiert haben statt in schicke Büroräume oder große Parties.
Wo steht loadbee in einem Jahr?
Wir bauen unseren Kundenstamm in den Kernbranchen konsequent aus. Ebenso entwickeln wir die Plattform mit all unserem Knowhow und unseren Kunden zusammen immer weiter. In einem Jahr werden wir durch unsere Marktbearbeitung und die gerade immer stärker einsetzenden Netzwerkeffekte in einigen Branchen nicht mehr wegzudenken sein. Die Markenkommunikation von großen Brands an den Endverbraucher wird zu einem wachsenden Bestandteil über loadbee laufen.
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