Von Alexander
Donnerstag, 21. September 2017

Geld fürs Start-ups: “Ein Stück Ungewissheit bleibt immer”

Wie entscheiden Geldgeber, ob sie in ein Start-up investieren? "Das ist stark abhängig von der Phase: Bei Frühphasenfinanzierungen ist es eine Kombination aus Bauchgefühl und Daten, wie Einschätzungen zum Markt, der Produkt USP und das Wettbewerbsumfeld", sagt Matthias Orlopp von Check24 Ventures.

Von den meisten Finanzierungsrunden bekommt die Szene nur das Ergebnis mit. Am Ende heißt es immer einer oder mehrere Investoren investieren in dieses oder jenes Start-up. Wie die Entscheidung zu Stande gekommen ist, erfährt kaum jemand. Wir haben deswegen erneut mehrere Investoren gefragt: Wie entscheidet Ihr, ob Ihr in ein Start-up investiert: Bauchgefühl, Daten, Beides oder was ganz anderes? Hier die spannenden Antworten.

Wie entscheidet Ihr, ob Ihr in ein Start-up investiert: Bauchgefühl, Daten, Beides oder was ganz anderes?

Beides. Alles, was an Daten vorliegt, analysieren wir in unserer Due Diligence sehr genau und machen uns ein Bild vom Status Quo des Unternehmens. Dann fragen wir uns bei jedem Geschäftsmodell, woran wir zukünftig glauben müssen, um davon auszugehen, dass es funktioniert. Diese Hypothesen versuchen wir so weit es geht mit Daten zu unterfüttern. Aber es bleibt natürlich auch immer ein gutes Stück Ungewissheit. Da kommt dann der Glaube an das Team und entsprechend immer auch das Bauchgefühl ins Spiel. Wenn wir uns nach diesem Prozess wohlfühlen mit der Entscheidung, dann investieren wir.
Anton Waitz, Project A Ventures

Definitiv beides. Zu den reinen Daten kommt natürlich auch eine generelle Einschätzung des Businessmodells, der Marktaussichten, des Wettbewerbsumfelds etc. Und wir legen großen Wert darauf, Brachenexperten aus unserem Netzwerk nach ihrer Einschätzung zu fragen.
Iskender Dirik, Bauer Venture Partners

Gründer: Bauchgefühl. Business Plan: Daten, Daten und Daten. Darüber hinaus sind uns die anderen Shareholder – so schon welche an Board sind – sehr wichtig. Alle müssen pragmatisch an einem Strang ziehen, damit wir den Stein so richtig ins Rollen bekommen.
Christoph Neuhaus, Endeit Capital

Da wir von Seed bis Growth Stage investieren, variiert die Datenmenge sehr stark. Je früher im Zyklus, desto mehr Bauch ist dabei, bzw. versuchen wir dort, Bauch stark durch Analyse des Backgrounds und Trackrecords des Teams und der beteiligten Investoren, sowie eigenes Markt-Research und Reference Calls zu unterstützen. Wir wollen nicht wetten, sondern zumindest – die Amis nennen das so schön – einen “Educated Guess” tätigen. Je weiter ein Startup in der Entwicklung ist, desto mehr können Zahlen, KPIs, Kundenfeedback etc. mit einfließen. Oft sagen wir deswegen auch in der Seed-Stage „nein danke, kommt aber bitte in 6 bis 9 Monaten nochmal vorbei” und sind dann auch gerne bereit, eine höhere Bewertung zu akzeptieren, wenn es geklappt hat. So haben wir dann nicht nur mehr Daten, weil das Startup zwischenzeitlich etwa am Markt aktiv ist, sondern wir können insbesondere auch vergleichen, was uns das Team damals als Soll präsentiert hat und wie das Ist zwischenzeitlich aussieht. Solche Traktions-Daten eines Startups über einen längeren Zeitraum sind eigentlich die beste Datenquelle zur Bewertung eines Teams.
Nikolas Samios, German Startups Group

Das ist stark abhängig von der Phase des Investments: Bei Frühphasenfinanzierungen ist es definitiv eine Kombination aus Bauchgefühl und Daten, wie Einschätzungen zum Markt, der Produkt USP und das Wettbewerbsumfeld. Bei Investitionen in der Growth Phase haben Daten eine überwiegende Bedeutung für oder gegen eine Investitionsentscheidung.
Matthias Orlopp, Check24 Ventures

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Foto (oben): Shutterstock