Christoph Kasper im Interview

“Etablierte Unternehmen müssen viel lauter sein”

"In Köln kann man erfolgreich ein Unternehmen aufbauen und auch in der Anfangszeit sehr fokussiert arbeiten. Trotzdem haben nicht so viele Köln als Start-up-Standort auf dem Radar". sagt Christoph Kasper, Mitgründer des jungen Firma Homelike.
“Etablierte Unternehmen müssen viel lauter sein”
Mittwoch, 20. September 2017VonAlexander Hüsing

Die 2014 gestartete PropTech-Firma Homelike gehört zu den aufstrebenden Start-ups aus Köln. Gerade erst investierten herry Ventures und Coparion 4 Millionen Euro in das Unternehmen, das möblierte Apartments vermittelt. Im Köln-Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Christoph Kasper (Foto: rechts) über Entwickler, Menschen und Mietflächen.

Wenn es um Start-ups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Start-up-Standort?
Vieles! Köln ist Medienhochburg, es sind extrem viele Unternehmen in und um Köln angesiedelt und es haben sich in der Vergangenheit bereits Start-ups wie Studitemps oder Hitmeister erfolgreich zu großen Unternehmen entwickelt. Das Start-up-Ecosystem ist zwar kleiner, aber dafür viel persönlicher und intensiver. Man kennt sich eben über viele Jahre und dadurch entsteht ein sehr vertrauensvolles Verhältnis mit allen Beteiligten.

Gibt es weitere Aspekte, die für Köln sprechen?
Darüber hinaus ist Köln auch sehr attraktiv für Entwickler, auch für Absolventen der angrenzenden technischen Hochschulen wie der RWTH Aachen oder der TU Dortmund. Außerdem hat Köln durch seinen internationalen Flughafen und der ausgezeichneten Bahnanbindung eine top Verbindung zu den nationalen und internationalen Märkten.

Was macht den besonderen Reiz der Start-up-Szene in Köln aus?
In Köln ist alles sehr komprimiert! In einem kleinen Umkreis erreicht man alle relevanten Investoren und Kunden. Was ich am meisten schätze sind aber die Gründer als Menschen in Köln.

Was meinst du genau?
Kölnern wird ja immer nachgesagt, dass Sie sich gerne und oft selbst “auf die Schippe nehmen”. Das gibt der ganzen Start-up-Szene einen sehr persönlichen Touch.

Was ist in Köln einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Ich glaube es geht nicht um Köln oder Berlin, sondern darum, ein deutschlandweites Ecosystem aufzubauen. Im Silicon Valley geht es ja auch nicht um San Francisco, Palo Alto oder Sunnyvale. In Köln wird man aber, alleine aufgrund der geringeren Dichte an Start-ups, als Start-up schneller wahrgenommen. Auf der internationalen Bühne hingegen steht Berlin allerdings weltweit für eine Gründer-Stimmung.

Ist dies gut oder schlecht für Köln?
Das macht es teilweise – vor allem am Anfang – schwieriger auf den internationalen Radar bei Investoren zu kommen. In Berlin sind manche Wege zu Investoren oder Geschäftspartnern kürzer, dafür können wir aus Köln heraus sehr effizient planen – es gibt kaum einen Tag in Berlin wo wir weniger als sechs Termine haben.

Was fehlt in Köln noch?
In Köln kann man erfolgreich ein Unternehmen aufbauen und auch in der Anfangszeit sehr fokussiert arbeiten. Trotzdem haben nicht so viele Köln als Start-up-Standort auf dem Radar. Hier müssen meiner Meinung nach nicht nur die Start-up-Szene selber, sondern auch die Politik und die etablierten Unternehmen viel lauter und offensiver sein. Zudem wird das Schaffen von geeigneten und bezahlbaren Mietflächen in den kommenden Jahren sicher ein wichtiges Thema.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.