Startups und die Schufa – was Gründer wissen müssen
Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung ist nicht jedem ein Begriff, doch unter der Abkürzung „Schufa“ ist sie berühmt und nicht selten berüchtigt. Wie Startups mit der Vereinigung umgehen sollten und was es alles zu beachten gibt, erläutert Steuerexperte Paul-Alexander Thies, Geschäftsführer vom Online-Buchhaltungstool Billomat:
Eine Berliner Institution mit vielen Mythen
Die Schufa wird dieses Jahr 90 Jahre alt. Die Idee für einen Schutzverein, der Unternehmen über die Bonität potenzieller Kunden informiert, hatten zwei Berliner Brüder. Das Konzept wurde bundesweit kopiert, bis schließlich 1952 ein nationaler Verein entstand. Damals wie heute gilt: Gespeichert werden nicht nur versäumte Rechnungen, sondern auch positives Zahlungsverhalten. Aktuell besitzt die Schufa von 67,2 Millionen Deutschen Daten. Trotz ihrer Allgegenwärtigkeit gibt es einige Mythen über die Schufa. Zum einen handelt es sich nicht mehr um einen Verein oder eine staatliche Behörde. Die Schufa Holding AG ist seit 2000 eine Aktiengesellschaft. Zudem sammelt die Schutzgemeinschaft nicht ausschließlich Daten über Personen, die einen Zahlungsrückstand haben. Nach Unternehmensangaben sind 90 Prozent der Daten positiv. Informationen über Vermögen, Einkommen, Kaufverhalten und Beruf gehören übrigens nicht dazu. Startups sollten auch wissen, dass die Schufa nie über die Vergabe eines Kredits bestimmt. Diese Entscheidung liegt letztendlich bei den Verantwortlichen in der Bank.
Einträge überprüfen und Auskunft selbst beantragen
Hat ein Gründer bereits negative Einträge in der Schufa, sollte er sie regelmäßig kontrollieren. Gesetzlich müssen alle Anmerkungen nach drei Jahren gelöscht werden, doch es kann durchaus vorkommen, dass alte oder falsche Angaben gespeichert sind. Plant ein Startup die Beantragung eines Kredits, ist es gut beraten, die Auskunft selbst zu beantragen. Das funktioniert online, direkt über die Schufa einmal im Jahr ohne weitere Kosten. Fordern Banken die Auskunft an, wird der Vorgang vermerkt und jeder weitere Kreditgeber sieht: Der Kunde wurde bei anderen bereits abgelehnt. Zur Bewertung der Bonität wird ein Punktesystem verwendet, bei dem das beste Ergebnis für Gründer bei einem Score von 100 liegt – dieser steht für eine hundertprozentige Rückzahlungswahrscheinlichkeit. Das Prinzip ist logisch: Je niedriger die Ziffer, desto höher ist das Risiko eines Zahlungsausfalls und die Wahrscheinlichkeit sinkt, Kredite von Banken zu erhalten. Ein kleiner Tipp: Gründer sollten im Bankgespräch konkret um eine „Kreditkonditionsanfrage“ bitten, bevor das Kreditinstitut, von der ein Startup Geld erhalten möchte, eine Ermächtigung verlangt. Diese Anfrage ist „Score-neutral“ und wirkt sich positiv auf die Schufa-Bilanz des Startups aus, weil sie als nicht Absage gespeichert wird. Es ist auch von Vorteil, Businesspläne bei mehreren Kreditinstituten gleichzeitig vorzustellen. Die Bankmitarbeiter sehen sofort, dass der Gründer Gespräche mit verschiedenen Anbietern parallel führt.
Den eigenen Score verbessern und Kredite trotz negativer Schufa finden
Die Schutzgemeinschaft sammelt nicht nur Informationen über Personen, sondern interpretiert diese auch. So bedeutet der Besitz von mehreren Girokonten und Kreditkarten eine wohlmögliche Unentschlossenheit, die auf instabile Einkommensverhältnisse hindeuten könnte. Ein häufiger Wohnort-Wechsel hingegen macht es für eventuelle Gläubiger schwieriger, den Schuldner aufzufinden. Möchten Gründer ihren Score verbessern, sollten sie außerdem nicht zu viele Kleinkredite, wie zum Beispiel von Versandhäusern beanspruchen. Gegen einen entsprechenden Aufschlag bei den Zinsen gibt es aber dennoch die Möglichkeit, einen Kredit bei zahlreichen Anbietern ohne Schufa-Abfrage abzuschließen. Wer als Gründer um die schlechte Auskunft weiß, wird diesen Weg wählen und die höheren Zinsen damit in Kauf nehmen. Ein weiterer Tipp: Die Schufa ist ein deutsches Unternehmen. Das heißt, in Ländern wie der Schweiz können Gründer, ohne Schufa-Auskunft nach Krediten suchen.
Fazit: Bonität kennen, kontrollieren und beeinflussen
Ein guter Schufa-Score kann entscheidend sein bei der Umsetzung geplanter Investments. Deswegen ist es von großer Bedeutung, die eigene Bonität zu kennen, bestehende Einträge in der Schufa einzusehen und die wenigen Handlungsspielräume zu nutzen. Wer diese Regeln beachtet und seine Rechnungen pünktlich bezahlt, wird seine Kreditwürdigkeit nicht verspielen.
Zum Autor
Steuerexperte Paul-Alexander Thies ist Geschäftsführer des Online-Buchhaltungstool Billomat. Mit seiner Leidenschaft für strategische Unternehmens- und Produktentwicklung gründete Thies bereits während seines Studiums ein Unternehmen. Heute blickt der Vollblut-Onliner auf über neun Jahre Erfahrungen als Führungskraft zurück und konnte viele Unternehmen wie Groupon, Payleven (Rocket Internet) und Travador mit aufbauen. Seine Leidenschaft für den E-Commerce-Bereich sowie seine Motivation für den Zukunftsmarkt FinTech führen ihn nun zu Billomat.
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