Johannis Hatt im Interview

“Startup zu sein ist für mich eher eine Einstellungssache”

"In den vergangenen zwölf Monaten haben wir tolle neue Kunden gewonnen, Trivago zum Beispiel. Dadurch haben wir zum einen deutlich an Umsatz zulegen und zum anderen unsere gesamte Struktur ausbauen können", sagt Johannis Hatt, Mitgründer von Productsup.
“Startup zu sein ist für mich eher eine Einstellungssache”
Mittwoch, 30. August 2017VonAlexander

In Simmelsdorf startete die Erfolgsgeschichte von Productsup. Inzwischen ist die Jungfirma, die eine Cloud-Lösung für Produktdaten-Management anbietet, rund um den Globus aktiv. 55 Mitarbeiter arbeiten derzeit für Productsup. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Johannis Hatt, Mitgründer von Productsup, über Onboarding, Meetings und Bill Gates.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Productsup erklären?
Wir entwickeln eine Technologie die Onlinehändlern hilft, die Qualität ihrer Produktinformationen zu steigern und somit mehr zu verkaufen.

In seid schon einige Jahre im Markt: Wie hat sich Euer Konzept, Eurer Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren verändert?
Vor sieben Jahren sind wir als Performanceagentur gestartet. Seitdem hat sich viel getan. Es gibt mehr Onlinemarketingkanäle, die Anforderungen der Kanäle ändern sich mit zunehmender Geschwindigkeit und große Player wie Google setzen immer mal wieder komplett die Spielregeln neu auf. All das führt zu einer gestiegenen Komplexität. Um unsere Kunden in diesem Marktumfeld bestmöglich unterstützen zu können, fokussieren wir uns mittlerweile vollkommen auf die Weiterentwicklung unserer SaaS-Plattform und haben uns vom Agenturgeschäft verabschiedet.

Productsup sitzt in Berlin, München und San Francisco. Wie koordiniert ihr Euer Team?
Mittlerweile auch noch in New York, London, Mexiko City, Sydney und Singapur. Wir haben für neue Mitarbeiter unabhängig vom Standort ein intensives Onboarding in Berlin. So stellen wir sicher, dass jeder neue Mitarbeiter ein gutes Gefühl dafür bekommt, was Productsup ausmacht und wie unsere Firma tickt.

Und wie arbeitet ihr im Alltagsgeschäft zusammen?
Über tägliche Status-Meetings in den jeweiligen Teams und alle zwei Wochen stattfindende Meetings mit allen Teamheads, stellen wir sicher, dass alle Mitarbeiter jederzeit über die relevanten Informationen verfügen. Für unsere Meetings nutzen wir Hangout und zeichnen die Meetings auf, so dass sich Teammitglieder auch im Nachgang updaten können. Außerdem kann sich jeder Mitarbeiter zu den Meetings dazuschalten, sodass auch unser Sales in Mexiko erfahren kann, was das Marketingteam zum Beispiel für die dmexco plant. Damit alle Mitarbeiter sich auch regelmäßig persönlich sehen können, versammeln wir zweimal im Jahr das gesamte Team in Berlin.

Bei Productsup arbeiten inzwischen 55 Mitarbeiter. Kommt da noch Startup-Feeling auf?
Startup zu sein ist für mich eher eine Einstellungssache. Sie definiert sich aus meiner Sicht dadurch, schnell zu sein, Mitarbeitern ein hohes Maß an Autonomie und Verantwortung zu geben, sowie keine Angst davor zu haben mal etwas Neues auszuprobieren. Diese Einstellung kann man auch mit 55 oder auch noch mehr Leuten hervorragend haben.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Richtig schief gegangen ist bei uns die Annahme, dass Google Shopping nie kostenpflichtig wird. Im Februar 2013 war es soweit und für viele unserer Kunden hat sich Google Shopping nicht mehr gerechnet und sie haben ihr Budget deutlich gekürzt oder die Aktivitäten in diesem Kanal ganz gestoppt. Da wir damals noch als Performanceagentur unterwegs waren, die ausschließlich auf diesen Kanal fokussiert war, hat uns das hart getroffen. Rückblickend betrachtet ist die Annahme langfristig Werbefläche von Google geschenkt zu bekommen vielleicht etwas naiv. Da kommt einem spontan die Aussage von Bill Gates aus dem Jahr 1981 in den Sinn, als er gesagt hat, dass niemals jemand mehr als 640 Kilobyte Speicher benötigen wird. Aufgrund dieser Umstellung von Google haben wir uns dann zu zwei strategischen Weichenstellungen entschieden, die für die weitere Unternehmensentwicklung maßgeblich waren: weg vom Agenturmodel hin zu SaaS und Reduktion der Abhängigkeit von Google und das Bedienen aller relevanten Kanäle.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ich denke zwar nicht, dass wir beim Hiring alles richtig gemacht haben, nichtsdestotrotz bin ich der Überzeugung, dass wir in diesem Bereich einen besonders guten Job gemacht haben. Es ist uns gelungen, tolle Leute mit an Bord zu holen, von unserer Idee und unserem Produkt zu begeistern und dann auch langfristig zu halten. Jeder einzelne Mitarbeiter bereichert die Firma ungemein und trägt seinen Teil zum gemeinsamen Erfolg bei.

Wie genau hat sich Productsup in den vergangenen zwölf Monaten entwickelt?
In den vergangenen zwölf Monaten haben wir tolle neue Kunden gewonnen, Trivago zum Beispiel. Dadurch haben wir zum einen deutlich an Umsatz zulegen und zum anderen unsere gesamte Struktur ausbauen können. Ganz konkret bedeutet das für uns neue Dependancen in London, New York, Sidney und Mexiko City. Außerdem haben wir neue Produktfeatures wie den Imagedesigner oder die „Dynamic Video“-Funktion gelauncht.

Und wo steht Productsup in einem Jahr?
Wir planen für die kommenden zwölf Monate in den neu erschlossenen Ländern möglichst aktiv zu sein und hier jede Menge Kunden hinzuzugewinnen. Daneben gilt es unseren Kundenstamm in der Reise- und Hotelleriebranche zu festigen und ebenfalls weiter auszubauen. Gerade Dynamic Ads sind für die Reiseindustrie höchst relevant und man merkt, dass hier ein Umdenken stattfindet. Last but not least ist es unser grundsätzliches Ziel, immer tolle Kollegen und Kolleginnen dazu zu gewinnen.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.