Gründeralltag
Was Gründer gerne vor ihrer Gründung gewusst hätten
Wer ein Start-up gründet, steht vor vielen Herausforderungen, vielen Entscheidungen sowie vielen Höhen und Tiefen. Einige Dinge sind planbar, im gewissen Maße vorhersehbar. Andere leider überhaupt nicht. Und wieder andere Dinge sind eine handfeste Überraschung. Wir haben deswegen einmal 25 Gründerinnen und Gründer gefragt: Was hättest Du gerne gewusst, bevor Du Dein Start-up gegründet hast? Hier die spannenden Antworten.
Alles ist möglich. Man muss einfach immer optimistisch bleiben! Wir haben von Beginn an viele Steine aus dem Weg räumen müssen, und haben es trotzdem immer irgendwie geschafft. Ich habe gelernt: Nie alles auf einmal versuchen zu lösen. Die Probleme priorisieren, und dann eines nach dem anderen angehen.
Anna Alex, Outfittery
Wie man eine Finanzierungsrunde organisiert, Geldgeber anspricht und vor allem, was die Vertragsklauseln bedeuten und man am besten verhandelt.
Philipp Man, Chronext
Es war mir nicht bewusst, wie hoch der Anteil ist, den man als Geschäftsführer selbst mit Sales, Pitches und Präsentationen verbringt. Denn viele Geschäftspartner, Investoren und auch Bewerber sind noch nicht so überzeugt von der Idee wie man selbst. Man ist eigentlich permanent am pitchen.
Christopher Oster, Clark
Dinge dauern oft länger, als man plant.
Marcus Börner, Optiopay
Ich hatte zuvor eine eigene Beratung und habe viel internationale Management-Erfahrung gesammelt. Doch einen Marktplatz in mehreren Ländern aufzubauen, ist natürlich eine andere operative Herausforderung, bei der mich aber zum Glück Top-Marktplatzexperten in unserem Team unterstützen.
Sven Hock, Service Partner One
Nichts. Die Reise und das Neue ist das Spannende. Es passieren viele Dinge, die man nicht erwartet hätte.
Philipp Benkler, Testbirds
Wie schwer es ist, ein gutes Produkt zu entwickeln. Und vor allem, dass Kunden nicht von selbst auf Dich zukommen und Dein Produkt kaufen wollen. Man muss sich schon die Türen, durch die man gehen möchte, selbst bauen und öffnen.
Moritz Rappold, Topglas
Dass Leadership- und Kulturthemen von Tag eins megawichtig sind, und nicht nur creditpointfreie Uniseminare für genau die Typen, die sich heute in einer systemischen Organisationsberatung die Fußnägel lackieren.
Moritz Grumbach, Gastrozentrale
Man sitzt nicht ständig neben Leuten wie Travis Kalanick oder Evan Spiegel im Flieger, oder schreibt mal eben Flat-White-nippend ein paar E-Mails aus dem Soho House, sondern eine Gründung ist blood, sweat and tears. Und die allerwichtigste Entscheidung ist, mit wem man diesen Marathon gemeinsam läuft.
Antonia Albert, Careship
Lemoncat ist die vierte Firma, die ich entweder selbst gegründet habe, oder wo ich seit der Gründung in der Geschäftsführung dabei war. Daher gibt es nicht mehr so viele Dinge über das Startup-Leben, die ich vorher nicht wusste. Am tollsten finde ich am Startup-Leben, dass die ganze Zeit eine sehr energetische Stimmung herrscht. Es liegt immer Aufregung und Begeisterung in der Luft.
Doreen Huber, Lemoncat
Wie selten man eigentlich zum Arbeiten kommt: administrative Prozesse, bspw. rund um Finanzierungen, aber auch bzgl. interner Abläufe sind extrem aufwendig. Stellenweise könnte man Gründer durch weniger Auflagen und “Papierkrieg” stark entlasten, und damit fördern.
Ilhan Zengin, ShowHeroes
Oh wow, es gibt so viel, was ich gerne gewusst hätte. Ich wünschte, ich hätte gewusst, wie viel Unsicherheiten ein Unternehmen mit sich bringt und, dass das im Grunde nie wirklich aufhört. Ich wünschte ich hätte gewusst, wie schwer es wirklich ist. Wir haben mit tbd* eine ganze Menge durchgemacht. Man könnte sagen, dass wir am Anfang wunderbar naiv waren – wir hatte eine Idee und dachten “Warum nicht!?” Heute wissen wir, dass ein Unternehmen zu führen kein Zuckerschlecken ist. Es braucht eine ganze Menge Stärke und Durchhaltevermögen. Es benötigt den Willen durchzuhalten, selbst wenn es schwer wird. Ich habe viele Freunde, die Unternehmer sind – jetzt weiß ich, dass sie durch sehr harte Zeiten gehen mussten, allerdings wurde darüber immer erst im Nachhinein gesprochen. Ich wünschte, sie hätten mehr darüber gesprochen, was es wirklich heißt Gründer/in zu sein und wären offener mit den negativen Seiten des Unternehmertums umgegangen.
Nicole Winchell, tbd*
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Generell sollte man die Komplexität, gerade von Marketplaces, nicht unterschätzen. Es dauert in Tech-Firmen fast immer alles länger als gedacht.
Stefan Tietze, gebraucht.de
Da Homeday meine zweite Gründung ist, hatte ich fairerweise schon eine Vorahnung worauf ich mich einlasse. Wenn es gut läuft, wird man gerade zu Beginn als Gründer sehr schnell euphorisch und extrapoliert positive Entwicklungen gern „sehr weit“ in die Zukunft. Umso tiefer der Fall, wenn dann erste, oder teilweise fundamentale Probleme auftreten. Ich habe über die letzten Jahre die Erfahrung gemacht, dass es in „guten“ Zeiten selten „so gut“ und in „schlechten“ Zeiten selten „so schlecht“ läuft wie es sich zum jeweiligen Zeitpunkt anfühlt. Sich darüber bewusst zu sein, ist wichtig und hilft in mancher Situation allzu große Euphorie oder Sorge wieder zu relativieren.
Steffen Wicker, Homeday
Du musst als Gründer Dein ganzes Geld in die Company investieren, aber gleichzeitig auch selbst für Dein Lebensunterhalt sorgen, da in der Seedphase weder ein Investor noch eine (Förder-)Bank Geld für Gehälter investieren. Der Umfang der administrativen Tätigkeiten beträgt teilweise mehr als ein 1/3 meiner Arbeitszeit und es wäre besser, ich wäre Analyst, Banker und Jurist in einer Person. Überschäumende Freude und hohe Frustration liegen oft nur einen Tag manchmal sogar nur wenige Stunden auseinander. Es gibt so viele Schwätzer, Blender und Veranstaltungen in der Szene, die Dir einfach nur Deine Zeit rauben. Investoren, Business Angels, Banken usw. lieben das einheitliche Raster und vor allem Excel-Tabellen mit vielen Details und über viele Jahre. Neben dem “3-Minuten Pitch Kurs” sollte man vor allem einen “Excel-Kurs für Fortgeschrittene” belegt haben und akzeptieren, dass Excel-Listen schneller in den Fokus rücken als die Idee.
Magnus Schmidt, scoo.me
Spryker Systems ist meine aktuellste Gründung. Davor habe ich schon diverse andere Unternehmen gegründet oder mitgegründet. Jedes Mal hatte ich das Gefühl die „alten“ Fehler nicht wiederholen zu müssen und das hat auch meistens ganz gut geklappt, aber es ist immer wieder erstaunlich wie viele Dinge man doch noch lernen muss und die sich nur in der realen Anwendung lernen lassen. Ich hatte immer das Glück mit sehr coolen Mitgründern in stark wachsenden Märkten zu agieren, weshalb ich noch nie das Gefühl hatte auf etwas zu unvorbereitet gewesen zu sein. Aber wer weiß, vielleicht kommt das noch.
Alexander Graf, Spryker
Wie abgefahren und geil es wirklich ist und wie viele tolle Leute ich auf der Reise begegnen werde.
Sven Zuschlag, SmapOne
Tatsächlich gab es bei der Gründung von exmedio bisher keine Überraschungen, die rückblickend zu anderen Entscheidungen geführt hätten. Natürlich erleben wir täglich neue kleine und große Herausforderungen. Aber das macht ja den Reiz des Gründens aus: Veränderungen als Chancen begreifen, sich beherzt für eine der möglichen Optionen entscheiden und das dann auch beharrlich durchziehen.
Christoph Huebner, exmedio
Dass die Winter in Berlin so lange, rau-windig und grau sind.
Philipp Götting, WirNachbarn
Ein Unternehmen lebt von den Mitarbeitern. Es gibt zahlreiche außergewöhnliche Talente – diese passend zu den gesuchten Qualifikation zu finden und gleichzeitig für das Unternehmen zu gewinnen kann nie früh genug beginnen! Besonders wenn man, wie ein Start-Up, schnell wächst und einen immens steigenden Bedarf an neuen und ambitionierten Mitarbeitern hat!
Gamal Moukabary, bonify
Das Gründerleben ist nicht so glorreich wie man sich es vorstellt. Es ist eine Leidenschaft, die Leiden schafft. Für mich persönlich ist es trotzdem auf jeden Fall das Beste was mir in meinem Leben passieren konnte.
Mathis Büchi, smallpdf
Dass ist ja schon meine fünfte Gründung. Die Überraschungen halten sich daher im Rahmen, außer im speziellen Business natürlich.
Marko Wenthin, solarisBank
Da ich vor der Gründung von Pair Finance bereits Geschäftsführerin von BillPay war, einem Startup für online-Bezahlmethoden, wusste ich in etwa, was auf mich zukommt, da ich den Start-up-Alltag kannte. Oder zumindest das Gefühl hatte, ihn zu kennen! Gegründet hatte ich BillPay nämlich nicht, sondern habe circa zwei Jahre nach der Gründung als zweite Geschäftsführerin angefangen. Nach BillPay wollte ich selbst gründen, hatte mir allerdings nicht ausgemalt, dass die Anfangszeit so bunt und vielfältig ist. Es ist etwas ganz anderes, eine Aufgabe in einem Startup zu übernehmen, wo das Geschäftsmodell schon steht, als von Null auf zu gründen.
Christine Kiefer, Pair Finance
Wie emotional anstrengend der Alltag ist. Das weiß man vorher, aber in Realität ist es noch viel anstrengender als gedacht.
Daria Mai, Paleo Jerky
Wie wichtig Recruiting ist und ein guter Recruiting-Prozess.
Jan Dzulko, everphone
Kennen Sie schon unseren #StartupTicker? Der #StartupTicker berichtet tagtäglich blitzschnell über die deutsche Start-up-Szene. Schneller geht nicht!