Benjamin Zaczek im Interview
“Für Bochum alleine spricht erstmal eher nichts”
SalesViewer aus Bochum positioniert sich seit einigen Jahren als Analyse-Tools für Firmen-Websites. SalesViewer ist dabei quasi die Schnittstelle zwischen Vertrieb und Online-Marketing. Mit dem Tool können Unternehmen beide Welten zusammenführen und so eine bessere Kundenakquise umsetzen. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Benjamin Zaczek über Verkaufsgespräche, Erfahrungswerte und das Ruhrgebietsgefühl.
Wie würdest Du Deiner Großmutter SalesViewer erklären?
Wir haben eine Hellseher-Kugel für Verkäufer entwickelt, welche den Verkäufern schon vor einem Verkaufsgespräch zeigt, was den Kunden interessiert. So kann der Verkäufer zielgerichteter verkaufen und Zeit sparen bei Kunden die kein Interesse haben.
Hat sich Euer Konzept, Eurer Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren verändert?
Unser gesamtes Geschäftsmodell ist deutlich kundenorientierter geworden. Durch jeden neuen Kunden haben wir in den vergangenen Jahren wertvolle Erfahrungswerte sammeln können, sodass wir unser gesamtes Produktpolio hinsichtlich Leistungsumfang, Preis und Vertragsmodalitäten an die Kundenanforderungen anpassen konnten. Mittlerweile bezieht jeder Kunde ein komplett 100% maßgeschneidertes Produkt, welches für beide Seiten trotzdem immer einfach kommunizierbar und konfigurierbar bleibt.
Wo steht SalesViewer in einem Jahr?
Intern haben wir einen – groben – 5-Jahresplan mit dem Ziel, den SalesViewer zu einem noch besseren, täglichen Vertriebsunterstützer zu machen. Dieser 5-Jahresplan bietet zudem noch genügend freie und planbare Kapazitäten, um auf eventuelle Marktgegebenheiten zu reagieren. In den nächsten 12 Monaten werden folgende Meilensteine umgesetzt: Eine neue internationale Website mit unterschiedlichen Sprachvarianten, der Launch unseres neuen Algorithmusupdates im Oktober 2017, die Erweiterung der Kernfunktionalitäten um weitere Produkte und Leistungen, die im unmittelbaren Vertriebsumfeld liegen und die Einstellung neuen Personals.
Euer Firmensitz ist Bochum, genauer Bochum-Wattenscheid. Reden wir über das Ruhrgebiet. Wenn es um Start-ups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Bochum als Start-up-Standort?
Meiner Meinung nach spricht für Bochum alleine erstmal eher nichts. Es geht eher darum, dass Bochum in einem spannenden Wirtschaftraum/Ballungszentrum, dem Ruhrgebiet, liegt. Das Ruhrgebiet bietet eine hohe Dichte an Unternehmen und somit Kundenpotentialen. Durch die Hochschulen gelangt man ebenso an qualifiziertes Personal, ich glaube hier ist das Ruhrgebiet deutlich interessanter als Berlin. Auch glaube ich, dass die Mentalität der Menschen und der Umgang miteinander – Ruhrgebietsgefühl – privat sowie geschäftlich zu einfacheren Beziehungen führen. Insgesamt sieht man sich in Bochum mehr als „Ruhrgebietler“, die Vernetzung von Menschen, Kompetenzen und Werten ist in meinen Augen ein wesentlicher Vorteil gegenüber „zentralisierten“ Strukturen. Die niedrige Dichte an Start-ups gegenüber Berliner-Strukturen macht es für Start-ups auch deutlich leichter „wahrgenommen“ zu werden. Von potentiellen Kunden, Investoren aber auch unterstützenden Organen wie Wirtschschaftsförderungen etc.
Was macht den besonderen Reiz der Startup-Szene in Bochum aus?
Im Moment erkenne ich ehrlicher gesagt keine wirklich „wertvolle“ Startup-Szene in Bochum. Ich muss leider sagen, dass Bochum sich hier leider noch nachteilig verhält gegenüber anderen Ruhrgebietstädten, die dem Thema Startup eine viel höhere Wertschätzungen entgegenbringen. Für uns ist das kein Problem, da es unsere Mutterfirma, Conceptpartner, ja schon 14 Jahre gibt. Aber ich höre immer wieder von Startup-Kollegen, dass andere Städte, aus unterschiedlichen Perspektiven, deutlich interessanter erscheinen.
Was fehlt in Bochum noch?
Erstens: Mehr „wertschöpfende“ Events statt „Fancy-Startup-Events“! Zweitens: Mehr Wertschätzung aus Politik und Wirtschaftsförderung, denn Start-ups sind die Unternehmen der Zukunft! Hier gibt es in einigen Städten, auch in Bochum, viel viel zu tun. Das machen die Berliner deutlich besser. Drittens: Interessantere Entwicklungsmöglichkeiten: Bezahlbare Büros, Förderungen zur Weiterentwicklung von kleinen Unternehmen, moderne Ausbildungsmöglichkeiten die zu den StartUp-Strukturen passen. Insgesamt glaube ich, dass Bochum hier leider noch viel Nachholbedarf oder Ausbaupotential hat.
In unserem Themenschwerpunkt Ruhrgebiet beschäftigen wir uns – in Zusammenarbeit mit dem ruhr:Hub, dem Netzwerk der Digitalen Wirtschaft im Ruhrgebiet, ausgiebig mit Start-ups im schönen Revier.
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