Wunschkonzert

25 Startup-Forderungen an Brigitte Zypries

Wir haben 25 Gründerinnen und Gründer ganz gezielt gefragt: "Sie treffen die Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?" Hier 25 Startup-Forderungen an Brigitte Zypries.
25 Startup-Forderungen an Brigitte Zypries
Montag, 17. Juli 2017VonAlexander

Die Start-up-Szene in Deutschland und speziell in Berlin ist in den vergangenen fast 20 Jahren ohne großes Zuwirken der versammelten politischen Klasse entstanden. Die Politik zeigte damals und auch später kein Interesse an der Start-up-Szene. Die deutsche Gründerszene umgekehrt aber genauso wenig. Viele Gründer fanden sich mit den schlechten Startvoraussetzungen ab und machten einfach ihr Ding. Die Start-up-Szene wurde größer, für Berlin quasi zum Mittelpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung.

Die Politik wurde auf die hippen Gründer in ihren runtergekommenen Büros aufmerksam. Das Interesse der Politik an der Szene war und ist sicherlich ehrlich, immerhin geht es hier mittlerweile um einen handfesten wirtschaftlichen Zweig, vor allem einem mit Zukunft. Inzwischen stehen die Szene und die Politik im regelmäßigen Austausch – was auch gut ist! Viele Forderungen aus der Szene sind bekannt, einige echte Dauerbrenner – wie der Wunsch nach weniger Büroktratie. Wir haben deswegen einmal 25 Gründer (darunter auch Entrepreneure aus anderen Ländern) gefragt: “Sie treffen die Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?

Freiheit

Mehr Freiheit und Flexibilität für deutsche Start-ups! Dazu gehört für mich eine bessere Kultur des wirtschaftlichen Scheiterns, denn die würde helfen Innovation zu fördern. Zudem wünsche ich mir weniger Bürokratie, um den Aufwand bei der Gründung eines Unternehmens überschaubar zu halten.
Julian Riedelsheimer, 99chairs

Bürokratie

Weniger administrative Hürden und Bürokratie. Das gilt insbesondere für Tech-Unternehmen, da gerade sie für die Zukunft stehen. Um Deutschland als Wirtschaftsstandort zu stärken, müssen solche Unternehmen ihre Geschäftsidee schnell und einfach auf den Markt bringen können. Verglichen mit anderen Ländern gibt es bei uns beispielsweise noch sehr wenig Unternehmen mit dem Fokus auf AI. Gerade hier wäre mit der richtigen Förderung viel mehr möglich.
Christian Pott, Websitebutler

Buchführungspflichten

Ich würde mich freuen, wenn die Rahmenbedingungen in den ersten ein bis zwei Jahren nach Gründung erleichtert würden. Ich glaube, dass viele gute Ideen gar nicht erst umgesetzt werden, weil bspw. die Erfordernis einer notariellen Beglaubigung auch bei kleinsten Änderungen, die die Entity betreffen, oder Buchführungspflichten und damit verbundene Kosten für potentielle Gründer abschreckend sein können – insbesondere dann, wenn man keinen Business Background hat.
Moritz ten Eikelder, optionspace

Lobby

Einige Dinge! Als erstes würde ich eine größere, ernstgemeinte Lobby für Start-ups wollen, und nicht nur pro forma um als pseudoinnovativ dazustehen. Dann würde ich vorschlagen jungen Unternehmen einfacheren, transparenteren Zugang zu öffentlichen Mitteln zu ermöglichen.
Enno Kuntze, massagio

Bedürfnisse

Wir haben die Bundeswirtschaftsministerin Vergangenheit auch schon im Rahmen einer Silicon-Valley-Delegationsreise getroffen. Ich habe Brigitte Zypries als eine sehr Start-up-affine Person und Politikerin kennengelernt und ich traue ihr zu, die Bedürfnisse der Start-ups gebührend zu vertreten. Ansonsten glaube ich, dass Deutschland gar nicht so schlecht dasteht. Es hat sich viel verändert in letzter Zeit und auch sonst muss man bedenken, dass sich das Silicon Valley nicht über Nacht entwickelt hat, sondern – im Gegenteil – auf eine über 50-jährige Geschichte zurückblicken kann.
Hannes Mehring, CrowdTV

Rahmenbedingungen

Wir treffen uns regelmäßig mit Liechtensteins Regierungschef Adrian Hasler um uns mit ihm auszutauschen. Ich denke jedes Land sollte attraktive Rahmenbedingungen für Unternehmer schaffen. Hier ist in den letzten Jahren sehr viel in die richtige Richtung passiert.
Philippe Nissl, frooggies

Arbeitsplätze

Unternehmen, die Mitarbeiter anstellen, die Lohnnebenkosten im ersten Jahr deutlich senken. Es hilft dem Unternehmen gerade am Anfang und es werden Arbeitsplätze geschaffen. Und steuerliche Anreize für private Investoren schaffen – etwa Investitionsfreibeträge -, damit die ihr Geld nicht nur in Immobilien und passiven Anlageformen parken.
Christof Hinterplattner, Bikemap

Zugang

Ich würde mir wünschen, dass Investitionen in Startups – wie teils auch im Ausland – steuerlich begünstigt sind. Damit würde die Frühphasenfinanzierung, aber auch die so wichtige Folgefinanzierung, bei Startups deutlich an Aufschwung erfahren. Gründer hätten in Deutschland besseren Zugang zu den so wichtigen finanziellen Mitteln. Gerade im Fintech-Segment gelten andere Spielregeln als im E-Commerce-Bereich. Die Unternehmen brauchen länger und zum Teil deutlich mehr Geld um ihre Modelle nachhaltig zu etablieren. Außerdem ist es Zeit, die rechtlichen Rahmenbedingungen für Fintech-Unternehmen zu überdenken und sie wettbewerbsfähig zu machen. Hier sind wir aber schon auf dem richtigen Weg.
Michael M. Stephan, iFunded

Selfie

Eine zentrale Stelle für Firmengründer mit persönlichem Ansprechpartner, der über alle bürokratischen Notwendigkeiten aufklärt, notwendige Anträge stellt, Listen über Fördermöglichkeiten und Investoren parat hält und individuell auf Gesetzesänderungen hinweist. Oder ein Selfie.
Mathias Bohge, R3

Tempo

Als Gründungsstandort sehe ich Deutschland gar nicht so schlecht aufgestellt. Klar gibt es Punkte, wie wenig Kapital für größere Investitionsrunden in einem späteren Unternehmensstadium.
In einer Welt, in der Technologie eine immer wichtigere Rolle spielt – und das mit immer zunehmendem Tempo – sehe ich das niedrige Bildungsniveau, vor allem in den technischen Bereichen, als viel kritischer. Das wäre aber vielleicht eher eine Sache für Frau Wanka.
Björn Goß, Stocard

Initiativen

Ich kann nur von meinen Erfahrungen in Österreich berichten. An öffentlichen Förderungen und Initiativen für Startups mangelt es nicht, hier ist Österreich wirklich vorbildlich. Was verbessert werden kann, ist das Gründen einer GmbH. Das sollte deutlich simpler sein, wie etwa in Schweden, wo das mit ein paar Mausklicks erledigt ist.
Christian Luger, shoperate

Karriereoption

Ich würde mir wünschen, dass wir in Deutschland für junge Gründe sowohl bürokratische, als auch finanzielle Hürden stärker abbauen und somit eine eigene Gründung als Karriereoption für jeden, der möchte, zugänglich wird. In Singapur habe ich an Universitäten wie der NSU erlebt, wie direkt am Campus ganze Unternehmerzentren entstehen und Gründer sehr einfach Startkapital sowie in den ersten Jahren Steuerfreiheit bekommen. Unternehmertum ist nun einmal ein wichtiges Kapital einer Volkswirtschaft.
Nora Heer, Loopline Systems

Schonfrist

Ich finde, bei Fördermöglichkeiten in finanzieller Form hat sich viel getan. Das ist schon mal gut. Auch gibt es sehr viele Gruppen, wie Family Offices oder Angels, die nach Anlagemöglichkeiten suchen. Sobald aber die ersten größeren Umsätze verbucht werden, schlägt die deutsche Bürokratie zu. Hier würde ich mir gerade für Startups eine gewisse Schonfrist wünschen.
Markus Unkhoff, Schadenengel

Bürokratendschungel

Deutschland ist – wenig überraschend – ein Bürokratendschungel der unnötig viel Zeit raubt. Zeit, die gerade bei der Gründung essentiell wichtig ist. Eine Umsatzsteuersonderprüfung bei einem Umsatz von 5000 Euro und einer Steuerkorrektur in Höhe von 35 Euro anzusetzen ist in jeder Hinsicht Unfug. Das Anmelden eines ausländischen Arbeitnehmers erfordert Wochen, viel Geduld, noch mehr Formulare und ist unnötig kompliziert. Unternehmer müssen „probieren“ können, ansonsten Ersticken gute Ideen im Keim und Gründer lassen sich abschrecken.
Nathan Zielke, DreamCheaper

Bedingungen

So lange wir in der EU sind, dass wir Österreicher die gleichen Vorteile haben. Wenn ich den Österreichischen Wirtschaftsminister treffe, dann würde ich ihm sagen, dass wir endlich auf einem guten Weg sind, aber man weiter wie in einem Startup hart daran arbeiten muss, die Bedingungen für Startups vor allem in den Anfangsjahren zu verbessern.
Andreas Roettl, journi

Digitalisierung

Flächendeckend kostenfreies Internet und die Rahmenbedingungen für eine echte und schnelle Digitalisierung der Unternehmen. Wir leben hier noch in der Steinzeit.
Patrick Ulmer, 5cups

Belege

Generell finde ich Deutschland als Gründungsstandort gut, es gibt Verbesserungspotential, aber vor allem im Detail. Als ich in England gegründet habe, ging das formal natürlich schneller, eine Ltd. aufzumachen und die Buchhaltung aufzusetzen. Hier in Deutschland muss ich immer noch Belege ausdrucken, was mich wahnsinnig macht. Aber am Ende sind meine Gründungen in UK trotzdem gescheitert, während es mit German Autolabs hier super läuft. Vom Bundeswirtschaftsminister und seinem Team wünsche ich mir natürlich, dass er ein attraktives Umfeld für junge Firmen, Gründer und Risikokapitalgeber schafft wo immer er kann.
Patrick Weisstert, German Autolabs

Prozesse

Ich würde ihn darauf drängen, die bürokratischen Prozesse rund um eine Unternehmensgründung zu vereinfachen, zu digitalisieren und deutschlandweit zu vereinheitlichen. Das sind schrecklich mühselige und langsame Prozesse, um eine Firma zu starten und halten Menschen nur davon ab, aktiv zu werden und die Gesellschaft nach vorne zu bringen.
Timoor Taufig, Userlike

Förderung

Ich würde gerne etwas zum Thema Förderung im Personal Umfeld besprechen. Vieles steht und fällt mit gutem Personal. Auf meinen Standort bezogen mache ich oft die Erfahrung, dass viele Start-up-Interessierte nach Berlin und Konzerninteressierte nach Stuttgart ziehen. Nun sind in meiner Stadt die Lebensunterhaltskosten sehr hoch, gehaltlich kann ich das oft nicht fair angleichen. Vielleicht ein spezielles Förderprogramm? Müsste man näher durchdiskutieren, aber wäre es nicht sinnvoll hier unterstützend unter die Hände zu greifen? Ist doch schade ständig hören, dass der Grund für einen Standortwechsel nach Berlin „günstigeres“ Personal ist. Zu schade für all die anderen schönen Gründerstädte.
Sarah Haide, mycouchbox

Programme

Für uns als österreichisches Startup sind vor allem Austausch-Programme interessant. In diesem Jahr waren wir einen Monat in Berlin, um die Startup-Szene dort kennenzulernen, letztes Jahr waren wir in den USA. Ich würde mir ein Investment in Programme dieser Art wünschen, damit auch ganz junge Start-ups von Anfang an die Möglichkeit haben, über den Tellerrand zu blicken.
Florian Dorfbauer, Usersnap

Lohnnebenkosten

Eine Reduktion der Lohnnebenkosten in den ersten zwei Gründungsjahren.
Arnim Wahls, firstbird

Förderung

Der Standort Deutschland birgt viele Vorteile in sich, besonders im Bereich der staatlichen Förderung ist Berlin sehr gut ausgestattet. Ich wünsche mir vielmehr ein Umdenken seitens der Bevölkerung, welches die Politik beeinflussen könnte und sollte. Kaum ein Land ist so technikfeindlich wie Deutschland und hinkt was wirkliche Innovationen angeht, stark hinterher. Alle namenhaften, alteingesessenen Unternehmen stammen aus einer anderen Zeit und halten an längst überholten Regularien und Mechanismen fest. Die Freude an Neuem fehlt gänzlich, Modernisierungen und Innovationen im Zuge der Digitalisierung gehen nur sehr schleppend voran und werden häufig, wenn überhaupt, nur unter Zugzwang umgesetzt. Disruption als Mentalität fehlt in den Köpfen der Entscheider. Das muss sich schleunigst ändern.
Joschka Friedag, Cringle

Finanzplanung

Steuererleichterungen für junge Start-ups und insbesondere Unterstützung bei den Zahlungen für Renten und Sozialkassen, die die Finanzplanung jedes Unternehmens massiv aufblähen gleichzeitig aber absolut notwendig für alle Team-Mitglieder sind. Denn wer in einem jungen innovativen Unternehmen arbeitet, sorgt für die wirtschaftliche Stärke von Morgen. Stand heute gehen fast 45 % Arbeitnehmer und Arbeitgeberanteil ab. Eine Subvention hierfür zum Beispiel für die ersten drei Jahre eines Unternehmens, würde die Situation stark verbessern und für noch mehr Innovationskraft sorgen.
Jan Homann, blogfoster

Finanzierung

Ich glaube, dass wir in Deutschland eine gründungsfreundliche Umgebung haben. Der High-Tech Gründerfonds ist ein sehr positives Beispiel, wie Gründer vom Staat sinnvoll unterstützt werden. Allerdings gibt es regional noch große Unterschiede. Berlin ist sicherlich im Bereich Investitionen und Finanzierung in Start-ups etwas einfacher als beispielsweise unser Standort Frankfurt.
Max Laarmann, Emma

Hochschulen

Wir müssen auch abseits von namhaften Start-up-Hotspots und Großstädten schauen, dass Kreativität und Gründungskultur gefördert werden. In ländlichen Regionen und überall dort, wo es auch Hochschulen gibt. Die Hochschule in Kempten beispielsweise hat in den vergangenen Jahren große Sprünge in diesem Bereich gemacht, unter den Professoren Dr. Peter Reissner und Dr. Katrin Stefan. Davor gab es zum Themenfeld „Gründung“ nichts. Hier muss man als Staat eben auch etwas wagen. Und Budget setzen. Außerdem die ewige Kamelle: Weniger Bürokratie und Administration würden Gründern sicher auch helfen.
Marc Münster, Gastfreund

Passend zum Thema: “Bitte den ‘Prozess vor der Gründung verschlanken’

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.