Von Alexander
Donnerstag, 13. Juli 2017

Naga: Jetzt ist der Neue Markt doch zurück!

The Naga Group ist seit wenigen Tagen an der Börse notiert - und die Resonanz ist gigantisch. Von 2,60 Euro kletterte die Aktie in wenigen Tagen auf 16 Euro. Fiel dann wieder auf 10 Euro. Der IPO erinnert damit an die schlimmsten Zeiten des "Neuen Marktes".

Am Montag ging das kleine Hamburger Fintech Naga an die Börse. Mit einem Ausgabepreis von 2,60 Euro und 2,5 Millionen Euro, die im Zuge des IPO in das Unternehmen wanderten, ist der Börsengang im Grunde nur eine kleine Nummer, eine Randnotiz zum gigantischen IPO von Delivery Hero kurz vorher, der rund 1 Milliarde schwer war. Dennoch gehört Naga nun das Interesse der versammelten Presse. Der IPO erinnert an die schlimmsten Zeiten des “Neuen Marktes”.

“Es ist der Börsengang, auf den Aktiendeutschland gewartet hat” – schreibt das “manager magazin”. “Naga löst Hysterie aus” – berichtet boerse.ard.de. Und bei n-tv.de heißt es: “Neuling entwickelt sich zum Börsenstar”. Der Grund für diese Euphorie ist simpel, aber spektakulär: Zwischenzeitlich wurden die Naga-Aktien am Mittwoch (also wenige Tage nach dem IPO) mit fast 16 Euro gehandelt. Erinnerungen an den Neuen Markt werden somit überall im Lande wach, zumal die Aktie am Donnerstag wieder unter 10 Euro fiel. Und die Achterbahnfahrt wird munter weiter gehen.

Zum Hintergrund: The Naga Group wurde erst im August 2015 von Benjamin Bilski, Yasin Sebastian Qureshi und Christoph Brück gegründet. Im Frühjahr 2016 pumpte die chinesische Investmentfirmen FOSUN International beachtliche 12,5 Millionen Euro in das kleine, fast unbekannte Start-up, das mit SwipeStox lediglich eine Social Trading-App betreibt. Mit Switex kommt aber bald das zweite Produkt der FinTech-Familie auf den Markt – eine Plattform für den Handel mit virtuellen Gegenständen. Im vergangene Jahr machte das Unternehmen gerade einmal 2 Millionen Euro Umsatz. Gewinne sind bei Naga nicht vorhanden, der Verlust lag bei knapp 4 Millionen.

Bei diesem Kursfeuerwerk und den miesen und vor allen mickrigen Zahlen, ist es kein Wunder, wenn boerse.ard.de fragt: “Wie gut hat die Deutsche Börse diesen IPO durchdacht? Einen zweiten Neuen Markt wollte der Börsenbetreiber auf jeden Fall verhindern und hat Mindestkriterien eingeführt: Scale richtet sich an Unternehmen, deren Geschäftsmodelle sich bereits bewährt haben. Kann man das von Naga, einem nicht mal zwei Jahre alten Unternehmen, erwarten?”

Kann man sicherlich nicht! Zumal die Deutsche Börse für Scale strikte Regeln angekündigt hatte, um Exzesse zu verhindern. “Sollte Scale auch nur in den Ruch kommen, eine Reinkarnation des ‘Neuen Markts’ zu sein, wäre das für den Frankfurter Börsenbetreiber ein kolossaler Imageschaden”, heißt es im genannten Artikel des “manager magazin”. Nicht nur für die Deutsche Börse, sondern für alle Start-ups und Grown-ups, die noch an die Börse wollen.

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Foto (oben): Shutterstock