Jens Wohltorf im Interview

Von Investoren, die ein “Erfolgsmodell kopieren wollten”

"Als wir in 2013 in 100 Tagen 100 neue Städte an den Start gebracht haben, waren unsere Prozesse, Strukturen und Systeme schon ganz schön unter Druck. Das mussten wir erst mal verdauen", sagt Jens Wohltorf, Mitgründer von Blacklane im Interview mit deutsche-startups.de.
Von Investoren, die ein “Erfolgsmodell kopieren wollten”
Donnerstag, 22. Juni 2017VonAlexander

Der 2011 gegründete Limousinenservice Blacklane gehört ohne Frage zu den großen und wichtigen Berliner Grown-ups. Mehr als 40 Millionen Euro dürften bereits in das Unternehmen geflossen sein. Die Bewertung des mobilen Start-ups soll bei bis zu 140 Millionen liegen. 2015 erwirtschaftete Blacklane einen Umsatz in Höhe von rund 20 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag lag 2015 bei üppigen 11,5 Millionen – siehe “Blacklane: Über 25 Millionen Verluste in 5 Jahren“. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Jens Wohltorf, der Blacklane mit Frank Steuer aufgebaut hat, über Fahrdienste, Zielgruppen und Strukturen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Dein Start-up erklären?
Blacklanes Service ist einfach zu erklären und einfach nutzbar: Wer einen qualitativ hochwertigen Fahrdienst auf Reisen im In- oder Ausland nutzen möchte, kann auf unseren Service in mehr als 250 Städten, über 50 Ländern und an mehr als 500 Flughäfen weltweit zurückgreifen. Mit Start- und Zieladresse, Datum und Uhrzeit der Fahrt sowie der Auswahl einer Serviceklasse kann eine individuelle Abholung gebucht werden. Je nachdem, wie viel Komfort gewünscht wird oder wie viele Personen mitreisen, empfiehlt sich eine hochwertige Business Class, ein luxuriöses Modell auf dem Niveau einer Mercedes S-Klasse oder eben ein Van, in dem bis zu acht Personen Platz finden. Buchbar ist der Service über eine Smartphone-App oder unsere Webseite im Internet – mit ein paar Klicks ist die Bestellung aufgegeben und der Fahrer wird mit seinem Premiumfahrzeug am Abholort warten und alle Passagiere sicher und bequem ans Ziel bringen.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start 2011 verändert?
Unser Geschäftsmodell hat sich im Kern kaum verändert: Wir sind als Anbieter hochqualitativer und professioneller Fahrdienste gestartet und ermöglichen Vielreisenden weltweit eine komfortable und einfach zu buchende Reise mit einem lizenzierten, professionell ausgebildeten und versicherten Fahrer. Natürlich hat sich über die Zeit unsere Abdeckung erweitert.

Wie genau?
Wir sind mittlerweile in fast jeder Großstadt dieser Welt verfügbar, seit wir im Juni 2012 in der Stadt Berlin angefangen hatten. Insgesamt haben sich drei starke Zielgruppen herausgebildet, neben individuellen Vielreisenden und Firmenkunden auch immer mehr Partner aus der Reiseindustrie, wie zum Beispiel Fluglinien.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
So richtig schief gegangen ist bei uns glücklicherweise nichts, aber es gab natürlich Entwicklungen, deren Ausmaß nicht abzusehen war. Beispielsweise haben wir die Komplexität einer enorm schnellen Internationalisierung unterschätzt. Als wir in 2013 in 100 Tagen 100 neue Städte an den Start gebracht haben, waren unsere Prozesse, Strukturen und Systeme schon ganz schön unter Druck. Das mussten wir erst mal verdauen. Vermutlich hätten wir uns auch den einen oder anderen Dialog mit vermeintlichen „strategischen Investoren“ sparen können, die es letztlich nur drauf angelegt hatten, unser Erfolgsmodell kopieren zu wollen. Natürlich ist es schön zu sehen, wie derartige Initiativen regelmäßig scheitern.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben uns ein großartiges Team aufgebaut, das Blacklane weit gebracht hat, worauf ich sehr stolz bin. Frank und mir war immer wichtig, dass die Kultur im Unternehmen offen und ehrlich ist, dass die Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen und das Gefühl haben, eine tolle Zukunft gestalten zu können. Aller Erfolg ist diesem einzigartigen Team zu verdanken und ich habe jeden Tag großen Spaß, mit ihnen zusammen arbeiten zu dürfen.

Wo steht Blacklane in einem Jahr?
Wir werden uns im Umsatz wieder mehr als verdoppelt haben, globale Fluglinien und reisekräftige Unternehmen angeschlossen haben und sicher auch eine weitere Serviceklasse pilotiert haben. Des Weiteren werden wir unsere Präsenz weiter ausgebaut haben. Nach unserer Expansion im asiatisch-pazifischen Raum in 2016 werden wir dieses Jahr noch weitere Städte in der Region sowie im Nahen und Mittleren Osten hinzufügen. Um diesen nächsten Schritt zu gehen, suchen wir auch Verstärkung an unseren beiden Standorten Berlin und Singapur, denn nur mit einem großartigen Team kann man Großes erreichen.

Hausbesuch bei Blacklane

Seit Blacklane seinen Limousinenservice auf die Straße gebracht hat, erfreut sich der Service immer größeren Zuspruchs – auch dank des US-Vorbildes Uber. deutsche-startups.de war zu Besuch und sammelte einige Eindrücke – zu sehen in der Fotogalerie.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.