Von Alexander
Mittwoch, 21. Juni 2017

Von kleinen und mittleren/unteren und oberen Deals

Start-ups sind oft sehr ungenau. Viele Unternehmen lassen sich nur sehr ungern in die Karten gucken. Sind ein niedriger Millionenbetrag nun zwei oder drei Millionen? Auch Start-ups, die "ein Umsatzwachstum von 140 %" verkünden, sollten dies am besten lieber lassen.

Jeden Tag flattern unzählige Mails in mein Postfach – darunter sind leider auch viele Mails, die mehr Fragen offen lassen, als sie beantworten. Gerade etwa verkündet ein Start-up eine Finanzierungsrunde. Diese liege im “kleinen bis mittleren siebenstelligen” Bereich. Was damit wohl gemeint ist? Bekommt das Start-up nun einen kleinen bzw. niedrigen Millionenbetrag oder einen mittleren? Andere Jungfirmen verkünden oft “eine Wachstumsfinanzierung im unteren siebenstelligen Bereich”. Den “hohen siebenstelligen Betrag” gibt es selbstverständlich auch.

Alle Formulierungen lassen viel Raum für Spekulationen. Sind ein niedriger Millionenbetrag nun zwei oder drei Millionen? Vermutlich ist es oft sogar nur eine Million, also der niedrigste Millionenbetrag, der überhaupt möglich ist. Der oft verkündete “hohe siebenstellige Betrag” sind dann meist mehr als sechs Millionen, aber weniger als neun Millionen, oder? Denn neun Millionen wären ja schon wieder ein “sehr hoher siebenstelliger Betrag”. Einfach ist es meist beim “mittleren siebenstelligen Betrag”. Damit sind fast immer tatsächlich fünf Millionen gemeint. Nur wer großzügig aufrundet, kann aber auch hier schon einmal vier Millionen meinen.

Auch an anderer Stelle sind Start-ups leider oft sehr ungenau. Da verkündet ein Start-up schon mal “ein Umsatzwachstum von 140 %”. Weitere Infos gibt es an dieser Stelle meist nicht – und schon gar nicht eine Basiszahl zum Wachstum. 140 % von 10 Millionen wären ja toll und sicherlich einen Bericht wert, 140 % von 100 Euro aber eben nicht. Da muss sich dann niemand wundern, wenn niemand über das tolle Wachstum berichtet. In eine ähnliche Richtung geht die Verkündung von “der Verdopplung des Kundenstamms innerhalb von 12 Monaten”. Schön, nur ohne Basiszahl nicht zu gebrauchen.

Ein recht harter Brocken ist die Verkündung der Gewinnschwelle, wenn damit “Break-Even vor Marketing” gemeint ist. Kann man machen, sollte man aber nicht. Denn am Ende muss man immer darauf hinweisen, dass das Unternehmen momentan noch rote Zahlen schreibt. Es bleibt dabei: Gründerinnen und Gründer im Lande: Habt Mut – und nennt uns eure echten Zahlen – siehe auch “600 % Umsatzwachstum! Ein Appell gegen Jubelmeldungen und blanke Scheinzahlen“.

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Foto (oben): Shutterstock