“Die Medienwelt bietet sehr viel Platz für Innovationen”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Die Möglichkeit, die Welt durch das eigene Unternehmen zu verändern und ein kleines bisschen besser zu machen, ist für mich ein starker Antrieb. Intern sind insbesondere Personalführung und Teamdynamiken zwei Themenfelder, die mich faszinieren und wo ich als Chef und Unternehmer maximalen Gestaltungsfreiraum habe.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up CrowdTV?
Das sind eigentlich zwei Gelegenheiten: Die erste kam vor etwa zehn Jahren während meines Studiums der Medienwissenschaft, als ich feststellte, dass wir in einer Medienwelt leben, die sich massiv verändert und sehr viel Platz für Innovation bietet. Ich bin damals zunächst mit einer mobilen App-Plattform gestartet, die es Radiosendern ermöglicht, die Eins-zu-Viele-Beziehung umzudrehen und die Mechanismen (Teilen, Feedback usw.) von Social Networks zu adaptieren.
Die zweite Situation war vor ein paar Jahren auf einem BarCamp in Berlin, als mein Co-Founder und ich über das Phänomen staunten, dass es Unboxing-Videos auf YouTube gibt, welche Millionen von Klicks bekommen. Diese enorme Anziehungskraft einzelner Personen auf YouTube hat uns nachhaltig fasziniert und deshalb ist die Idee entstanden, den Markt der Meinungsführer-Fan-Interaktion aktiv mitzugestalten.
Woher stammte das Kapital für CrowdTV?
Das Seed-Kapital zur Gründung haben wir Founder privat aufgebracht. Danach stiegen die bm-t Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH sowie ein paar Business Angels in einer Early-Stage-Runde ein. Eine zweite Finanzierungsrunde ist noch für dieses Jahr geplant.
Was waren bei der Gründung von CrowdTV die größten Stolpersteine?
Echte Stolpersteine gab es zum Glück nicht. Die Finanzierung eines Unternehmens ist generell ein etwas steiniger Prozess, weil er sehr lange dauert und immer mit Lerneffekten verbunden ist.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Erstmal nicht viel. Die vielen Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe, würden mir heute sicher Entscheidungen erleichtern und Prozesse beschleunigen. Aber es nimmt einem leider niemand ab, diese auch manchmal schlechten Erfahrungen zu machen.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Uns ist ein professionelles Auftreten bei unseren Online- und Offlineaktivitäten sehr wichtig. Wir hatten sehr früh ein professionelles Corporate Design und eine sauber gestaltete Website, Präsentationen und so weiter. Darüber hinaus ist es bei uns eine Mischung aus Offline-Marketing mit Veranstaltungen und Messen, um mit unseren Kunden ins Gespräch zu kommen und Online-Marketing, welches den Vertriebsprozess unterstützt. SEM machen wir relativ wenig, weil es sich bisher nicht gelohnt hat.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Ich bin froh, von Beginn an mit Andreas Kühn einen Co-Founder gefunden zu haben, mit dem ich mich hervorragend verstehe und austauschen kann. Wir ergänzen uns in vielerlei Hinsicht sehr gut, was mir schon durch so manch schwierige Phase geholfen hat.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Begebt euch schnell auf die Suche nach Menschen, die euch weiterhelfen können. Nicht jedes Problem kann man selbst lösen, da es für jede Thematik einen Experten gibt. Das hilft bei der Weiterentwicklung eurer Idee und spart Zeit.
Sie treffen die Bundeswirtschaftsministerin – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Wir haben die Bundeswirtschaftsministerin Vergangenheit auch schon im Rahmen einer Silicon-Valley-Delegationsreise getroffen. Ich habe Brigitte Zypries als eine sehr Start-up-affine Person und Politikerin kennengelernt und ich traue ihr zu, die Bedürfnisse der Start-ups gebührend zu vertreten. Ansonsten glaube ich, dass Deutschland gar nicht so schlecht dasteht. Es hat sich viel verändert in letzter Zeit und auch sonst muss man bedenken, dass sich das Silicon Valley nicht über Nacht entwickelt hat, sondern – im Gegenteil – auf eine über 50-jährige Geschichte zurückblicken kann.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Schwer zu sagen. Ich könnte mir vorstellen, in einem mittelständischen Unternehmen an einer innovativen Position zu wirken, aber ehrlich gesagt möchte ich mir das zur Zeit gar nicht vorstellen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Mein Lieblings-Start-up ist MyMuesli, wo ich sehr gerne mal hinter die Kulissen blicken würde. Die Entwicklung des Unternehmens und auch das Understatement von Passau aus, einem relativ unpopulären Standort solch ein bedeutendes Unternehmen aufzubauen, beeindruckt mich.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich finde es so eindrucksvoll, was das Zeitalter der Digitalisierung an Veränderung in der Welt hervorbringt. Ich würde gerne in das Jahr 2100 reisen, um zu erfahren, was es konkret bedeutet, dass sich unsere Welt exponentiell entwickelt.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Von einem Teil würde ich für meine Familie und mich einen eigenen kleinen Bauernhof kaufen. Den Rest würde ich dann in ein Start-up investieren, dessen zündende Gründungsidee mir beim landwirtschaften sicher einfallen würde.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Erst mal gibt es ein ausführliches Frühstück. Danach geht es in die Natur. Gerne mit dem Mountainbike oder auch zu Fuß.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich würde gerne mal mit Dittsche einen Hobel trinken gehen.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Hannes Mehring ist Gründer und CEO von CrowdTV. Hannes Mehring absolvierte an der Technischen Universität Ilmenau den Studiengang Angewandte Medienwissenschaft und gründete währenddessen die Social-Media-Agentur frischr. Der gebürtige Hanseat ist viele Jahre als UX- und UI-Konzepter für Mobile Apps und Online-Medien beschäftigt gewesen, zuletzt über zwei Jahre als UX-Konzepter für mobile Anwendungen und CRM bei BMW. Mit seinem ersten Produkt CrowdRadio, einer Social-Publishing-Plattform für Radiosender die im Jahr 2011 an den Start ging, gewann Hannes Mehring den Deutschen Radiopreis in der Kategorie “Beste Innovation”.
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