Robert Ermich im Interview
“Wir sind zu einer Art Familie zusammengewachsen”
Bevor Robert Ermich DeinHandy, eine Plattform rund um Handyverträge, 2014 gegründet hat, war er mehrere Jahre Head of Mobile bei Preis24, dass 2012 von ProSiebenSat.1 übernommen wurde. Gegen die bekannte Konkurrenz wollte sich Ermich von Anfang an “besseren Angeboten” und einer starken Marke, die für Transparenz im Mobilfunkmarkt steht, durchsetzen. Inzwischen hat DeinHandy ganz offensichtlich seinen Platz in der Handyvergleichswelt gefunden.
Rund 50 Mitarbeiter arbeiten derzeit für das profitable Start-up mit Sitz in Berlin. Auf Fremd-Finanzierungen und Kapitalgeber verzichtete Ermich dabei bisher. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Ermich über Datenerhebung, Kundenqualität und Nerven.
2014 trat DeinHandy an, um Sparhandy und Preis24 herauszufordern. Wie lief es bisher?
Es lief gut und in der Tat besser als wir erwartet hätten. Inzwischen sind wir an Preis24 vorbeigezogen und laut Datenerhebung von Similarweb, rein am Traffic gemessen, sogar teilweise am Marktführer Sparhandy. Die Daten können zwar nur als Indikation gewertet werden, aber wir sind auf jeden Fall in ganz naher Reichweite.
Du hast DeinHandy ohne Fremd-Finanzierungen und Kapitalgeber aufgebaut. War dies von Anfang an eine bewusste Entscheidung?
In der Tat war es eine bewusste Entscheidung. Wir wollten zunächst beweisen, dass wir eigenständig auf eine gewisse Flughöhe kommen können und nachdem ich ja bereits den Mobilfunk bei Preis24 mit aufgebaut habe, wussten wir, was wir zu tun hatten und brauchten jetzt keine großen, kapitalintensiven Experimente machen. Zwischenzeitlich hatten wir überlegt, ob wir nicht versuchen einen Reichweiten-Strategen mit an Bord zu nehmen, aber dann gemerkt, dass es auch ohne massiv Media ganz gut voranging und daher ohne Fremdkapital weitergemacht.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Nachdem wir 2015 für drei Monate recht viel TV hatten, dachten wir, dass die Marke schon recht stark sei und haben versucht in anderen Kanälen, etwa SEA richtig zu pushen. Anscheinend war die Marke noch nicht da, denn wir haben innerhalb von zwei Monaten lernen müssen, dass weder die Markenakzeptanz, noch die Kundenqualität deutlich besser war. Da haben wir schon gut Federn gelassen.
Was gab es sonst für Herausforderungen?
Ein anderer Punkt war, dass wir zwei Mal extrem viele Bestellungen hatten und diese dann nicht direkt beliefern konnten, da zugesagte Ware nicht ankam. Das hat uns Geld und Nerven gekostet, denn der Frust im Internet war recht groß, was man den Kunden auch nicht verübeln kann. Allerdings hat es auch das Team zusammengeschweißt, denn dann sitzen mal nicht nur das Customer Care, sondern auch alle anderen abends oder am Wochenende bei Pizza und Bierchen zusammen und helfen, die vielen Kundenanfragen zu beantworten. Da lernt dann auch der ITler ein bisschen mehr über den Kunden und versteht die Probleme und auch alle anderen lernen sehr viel dazu.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ich denke, dass einiges sehr gut gelaufen ist. Der Markenaufbau folgte bisher einer klaren Strategie und wird nach wie vor professionell vorangetrieben. Unsere „Secret Sauce“ ist, glaube ich, im Social-Media-Marketing zu finden, da sind wir recht schnell an allen anderen vorbeigezogen und drauf und dran mit den Carriern, wie Telefonica und Telekom gleich zu ziehen. Ein weiterer Punkt ist unser Team. Wir sind etwas mehr als 50 und eine echt starke Einheit mit komplett unterschiedlichen Charakteren. Wir sind inzwischen wirklich zu einer Art Familie zusammengewachsen und gefühlt ist jeder mit 110 % dabei. Das merkt man, wenn man sich mal bei uns im Büro umschaut und auch in den Meetings, wo es kreativ und produktiv vorangeht.
Wo steht DeinHandy in einem Jahr?
Wir wollen in 12 Monaten auf jeden Fall in Deutschland die Marktführerschaft erreichen und idealerweise ein bis zwei weitere europäische Länder angegangen haben. Außerdem wollen wir uns vom Produktportfolio noch erweitern, um die Welt rund um das Handy noch ein bisschen zu erweitern. Fokus ist dabei das Konzept des One-Stop-Shops weiterzuentwickeln und es dem Kunden im Alltag noch einfacher und transparenter zu machen – Smart-Home, Wearables, Mehrwert-Apps.
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