Von Alexander
Dienstag, 9. Mai 2017

Was würdest Du anders machen? 25 Gründer antworten

Was würdest Du bei Deinem nächsten Start-up anders machen? "Monetarisierung nicht auf später verschieben", sagt Jens Kammerer vom Jaumo. "Ich würde schneller mehr Geld für Qualität ausgeben, die skaliert", meint Michael Cassau von Grover. "Früher internationalisieren", sagt stocard-Mitgründer Björn Goß.

Wer ein Start-up gründet, steht vor vielen Herausforderungen, vielen Entscheidungen sowie vielen Höhen und Tiefen. Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten 25 Gründer gefragt: “Was würdest Du bei Deinem nächsten Start-up anders machen?”. Hier die Antworten, die wir hier erstmals gebündelt veröffentlichen.

Vermutlich würde ich mir am Anfang noch mehr Zeit nehmen, ein ausgewogenes und starkes Team zusammenzustellen. Ich habe gelernt, dass das richtige Team das Fundament eines jeden Unternehmens ist. Daher würde ich hier beim nächsten Mal schon früh viel mehr Zeit investieren.
Gary Lin, Glispa

Früher internationalisieren. Das klingt zunächst wie das Gegenteil von dem, was die meisten erfahrenen Gründer raten: Oft heißt es, man solle das Produkt erstmal so weit bringen, bis man Product/Market Fit hat. Die Erfolgsgeschichte von Stocard hat aber gezeigt, dass man nicht nur das Produkt ändern kann, sondern auch seinen Markt. Das haben wir getan, indem wir ausprobiert haben, in welchen Ländern außerhalb Deutschlands Stocard gut ankommt. Dabei haben wir festgestellt, dass andere Länder – sowohl nutzer- als auch händlerseitig – schon viel weiter sind und Stocard dort viel besser funktioniert. Mit über 11 Millionen Nutzern und rasantem Wachstum sind wir der führende Mobile Wallet und in einigen Ländern bereits unter den beliebtesten Apps. Nun beginnen wir auch den deutschen Markt aufzurollen. Das Konzept Internationalisierung haben wir quasi umgedreht und hätten noch viel früher damit anfangen können.
Björn Goß, stocard

Ach, es gibt da so einiges Gott sei dank! Als Familienvater mit zwei Kindern und Häuschen ist es nicht immer so einfach, die monatlichen privaten Verpflichtungen zu verdrängen. Es braucht zum Start eine gewisse Zeit und diese ist schwer, das Geld muss im Start-up bleiben. Ins kalte Wasser zu springen ist aber absolut notwendig. Die Berufserfahrung hilft ungemein, auch das Netzwerk, dennoch würde ich jedem empfehlen nicht zu lange zu warten und das Risiko nicht zu scheuen. Mit 40 ist man nicht zu alt, dennoch ein paar Jahre früher bedeutet schnelleren Spaß und eine steilere Lernkurve!
Sven Zuschlag, SmapOne

Das ist schwer zu sagen. Manche Investoren – insbesondere aus den Staaten – sagen, dass sie nicht in „first-time founders“ investieren würden. Das kann ich gewissermaßen verstehen. Es gibt so viel zu lernen in jedem Bereich eines Unternehmens: Finanzen, Fundraising, HR, Recruiting, Marketing, Sales, Produkt, IT, Business Intelligence und so weiter. Man hat eine unfassbar steile Lernkurve. Nach dem, was ich in den letzten zwei Jahren gelernt habe, würde ich wahrscheinlich alles ein klein wenig anders machen.
Henrik-Jan van der Pol, Perdoo

Ich würde schon in den allerersten Gesellschaftsvertrag eine Vesting-Klausel aufnehmen, die klar regelt, wie Mitglieder des Gründungsteams dazu motiviert werden, dabei zu bleiben, und wie die Sache aussieht, wenn jemand vorzeitig vom Boot geht. Denn es kann bei einem Start-up auch schon sehr früh Entwicklungen geben, die eine Veränderung im Team sinnvoll erscheinen lassen – entweder aus Sicht des Teams oder aus individueller Perspektive. Das ist nur natürlich, sollte aber vorab sinnvoll geregelt sein.
Christoph Huebner, exmedio

Die Dinge, die ich gelernt habe würde ich natürlich immer einbringen, aber eine Art A/B-Test-Szenario versuche ich zu vermeiden. Bisher war das “nächste” Unternehmen meist größer, ambitionierter, komplizierter als der Vorgänger und das führt dann wieder zu neuen Learnings die einem niemand vorher verraten kann. Dinge noch schneller und konsequenter entscheiden wäre aber sicherlich eine Maßnahme die ich mir zu Herzen nehmen würde. Zwischen 2011 und 2013 haben wir in unserem Gründerteam auch viele unterschiedliche Unternehmen vorangetrieben und mittlerweile fokussieren wir uns auf B2B/Commerce Themen. Dieser Fokus ist extrem hilfreich, aber einem jungen Gründer würde ich nicht raten sich zu fokussieren sondern viele Dinge auszuprobieren. Wir wären nicht dort wo wir heute sind ohne die vielen Fehler die wir auf dem Weg gemacht haben.
Alexander Graf, Spryker

Nicht nochmal auf Anraten von Christian Vollmann kurz nach seinem Abgang von ResearchGate seinem Freund Lukas Brosseder als potentiellem Angel-Investor unsere Strategie und Zahlen schicken. Zwei Monate später hören wir, Vollmann wird ein Konkurrenzportal aufbauen, bei dem Brosseder als Angel-Investor einsteigt.
Philipp Götting, WirNachbarn

Ich würde es geduldiger und gelassener angehen.
Magnus Schmidt, scoo.me

Noch früher die Meinung der Kunden bzw. Zielgruppe zum Produkt einholen. Das ist das beste Feedback, was Du bekommen und mit dem Du weiterarbeiten kannst.
Anna Alex, Outfittery

Ich würde ein reines Tech-Thema machen. Was IoT und VR im Digital Health Bereich leisten können, zum Beispiel. Hauptsache ohne AdWords.
Moritz Grumbach, Gastrozentrale

Ich würde früher ein strukturiertes Produktmanagement einführen.
Marcus Börner, Optiopay

Im Consumer-Geschäft würde ich früher eine App entwickeln. Wir hatten erst nur eine Desktop-Version unseres Produkts und die App haben wir erst ein halbes Jahr nach Start von Clark veröffentlicht.
Christopher Oster, Clark

Lemoncat ist ja erst ein paar Monate alt, daher versuche ich natürlich hier alles richtig zu machen. Insbesondere lege ich viel Wert auf ein gutes Produkt. Ich würde nicht mehr internationalisieren, wenn mein Produkt nicht ausgereift genug ist.
Doreen Huber, Lemoncat

Ich würde nicht erst Teams und dann das Management aufbauen. Zu erst die Manager bzw. C-Levels finden, die dann jeweils für Ihre eigenen Teams beim Recruiting mit gestalten.
Philipp Man, Chronext

Nichts und zugleich praktisch alles. Vieles haben wir bestimmt gut gemacht. Es gibt aber auch Dinge wie die Wichtigkeit von KPI-Tracking, Strategische Ziele zu definieren und ein tiefes Verständnis von Skalierbarkeit, die ich beim nächsten Start-up ernster nehmen würde.
Mathis Büchi, smallpdf

Ich würde die wesentlichen Dinge wieder genauso angehen, aber von den vielen vielen kleineren Erlebnissen und Erfahrungen profitieren.
Dieter Fromm, moneymeets

Sich nicht auf Technologien verlassen, die man nicht selbst unter Kontrolle hat. Wer mit komplexen Technologien arbeitet und dabei höchste Sicherheitsstandards gewährleisten will, kann und sollte sich nicht auf externe Betreiber verlassen. Aus diesem Grund haben wir unsere eigene plattformübergreifende Datensynchronisierung entwickelt, die seit der neuen Outbank Version zuverlässig und sicher funktioniert.
Markus Schicker, Outbank

Ich würde schneller mehr Geld für Qualität ausgeben, die skaliert.
Michael Cassau, Grover

Beim nächsten Start-up werde ich sofort ein volles Entwicklungsteam haben und stattdessen neue Fehler machen. Soviel Kreativität muss möglich sein.
Claudia Lang, Community Life

Ich würde lieber mit jemandem zusammen gründen als alleine.
Eva Missling, 12designer

Wenn man etwas anders machen will, sollte man damit nicht auf das nächste Start-up warten. Ich versuche bei jedem meiner Start-ups noch schneller Umsätze zu generieren und profitabel zu werden. In der Theorie mag man damit sein Hyper-Wachstum einschränken, in der Praxis gibt es einem aber viel mehr Optionen, als wenn man ständig Finanzierungen nachlaufen muss.
Franz Buchenberger, WhatsBroadcast

Monetarisierung nicht auf später verschieben.
Jens Kammerer, Jaumo

Natürlich alles. Besonders wichtig wäre mir allerdings von Anfang an ein klarer Fokus auf leanes und agiles Arbeiten. Außerdem würde ich das Recruiting sofort vollständig in die Hände der direkten, potentiellen Kollegen legen, um sicherzustellen, dass wir menschlich wie fachlich “richtig” wachsen. Und gemeinsames Essen ab Tag 1. Wir haben zwar seit ein paar Jahren das Glück, im eigenen Restaurant vom eigenen Küchenteam bekocht zu werden – aber die Idee dahinter klappt auch bei kleinerem Budget.
Tim Mois, sipgate

Auch wenn wir stets wirklich gute Investoren hatten, würde ich noch stärker auf den strategischen Fit achten als bisher getan. Es ist so wichtig, dass die langfristige Planung übereinstimmt. Grade im Marktplatz-Business kann man nicht von heute auf morgen profitabel sein. Man braucht einen langen Atem und muss mühsam und teuer an der Reichweite arbeiten. Da darf einem unterwegs nicht die Puste ausgehen. Außerdem würde ich stärker auf verschiedene Profile meiner Mitgründer achten. Ich hatte zwei sehr starke und smarte Mitgründer aber wir waren uns, glaube ich, zu ähnlich und konnten uns nicht wirklich gut ergänzen. Auch wenn ich meine Mitgründer sehr schätze, denke ich, dass es effizienter ist, wenn verschiedene Fachrichtungen zusammenkommen.
Zu guter Letzt, würde ich es mir zumindest sehr gut überlegen, in Europa einen echten Marktplatz zu gründen. Marktplätze leben von großen Skalen. Der Umsatz pro „Transaktion“ ist in der Regel klein. Um auf große Reichweite zu kommen, braucht man sehr lange, sehr viel Geld. Viele VCs in Europa agieren eher wie Banker, die in Bundesschatzbriefe investieren wollen. Ich denke nicht, dass ein Konzept wie eBay oder Facebook in Europa genug Funding bekommen hätte, um wirklich groß zu werden. Hier erkenne ich aber grade durch die immer stärkere Präsenz der US-Investoren-Szene in Europa einen Wandel.
Thomas Jajeh, twago

Die Frage ist in dem Fall weniger hypothetisch, da Homeday bei mir bereits das „nächste“ Startup ist. Wir machen bei Homeday viele Dinge anders und versuchen Fehler von früher wenn möglich nicht zu wiederholen. Eine Thema, das uns bei Homeday sehr am Herzen liegt sind unsere Mitarbeiter. Wir legen großen Wert und verwenden sehr viel Zeit darauf die richtigen Mitarbeiter zu finden, und eine Umgebung zu schaffen, in der sich unsere Mitarbeiter wohl fühlen und große unternehmerische Verantwortung übernehmen können. Wir suchen keine Mitarbeiter, die „in“ unserer Firma, sondern gemeinsam mit uns „an der Firma“ arbeiten möchten.
Steffen Wicker, Homeday

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