Yobo vernetzt Kieze

Eine kleine hyperlokale Parallelwelt – mit Mehrwert

"Wir sind ein hyperlokales soziales Netzwerk, fokussieren uns aber nicht zuerst auf die massenhafte Gewinnung von Nutzern, sondern auf die Gewinnung hilfreicher lokaler Informationen, also Qualität vor Quantität", sagt Tobias Szarowicz von Yobo.
Eine kleine hyperlokale Parallelwelt – mit Mehrwert
Mittwoch, 3. Mai 2017VonAlexander

In den vergangenen Jahren war Tobias Szarowicz beim Startup Verband tätig – unter anderem als Vorstandsreferent Recht und politische Kommunikation. Nun wagt er selbst den Sprung in die Start-up-Welt. Gemeinsam mit Anton Kahr und Alexander Beer hebt er das “hyperlokale Netzwerk” Yobo aus der Taufe. “Unsere Vision ist es, eine völlig neue lokale Parallelwelt zu schaffen, in der man über die Grenzen der Realität hinweg sich lokal bewegen, kommunizieren und handeln kann. Wir nennen das ‘lokale Singularität’, sagt Szarowicz.

Das Geschäftsmodell von Yobo ist simpel. “Kleine Boutiquen, Restaurants oder Läden können bei uns eine Anzeige schalten, die garantiert eintausend Menschen in der Umgebung erreicht. Das ist quasi wie Flyer-Verteilen oder Briefkastenwerbung, bloß wesentlich günstiger und effizienter für kleine Kiezläden. Zudem stört das unsere Nutzer nicht. Wenn ein Weinhändler aus der Gegend z.B. ein Foto seines neuesten Weines über uns bewirbt, dann ist das für den Nutzer vielmehr eine spannende lokale Entdeckung als lästige Werbung”, ist sich Szarowicz sicher. Das Konzept funktioniert schon jetzt – im kleinem Rahmen.

“Hilfreiche lokale Informationen”

Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de spricht Yobo-Macher Tobias Szarowicz über soziale Probleme, Nachbarschaftsnetzwerke und Barcelona.

Welches Problem wollt Ihr mit Yobo lösen?
Yobo ermöglicht es, mit der näheren Umgebung zu kommunizieren – mit den Nachbarn, mit den Menschen in der Nähe, mit den Einzelhändlern wie auch Gastronomen und allen anderen, die sich gerade in unserer Umgebung befinden. Damit lösen wir vor allem ein soziales Problem, nämlich die lokale Integration. Was früher einmal als Kiez bezeichnet wurde, ist heute ein anonymer Ort geworden, denn um lokale Beziehungen, etwa mit dem Bäcker, den Nachbarn etc., aufbauen zu können, braucht man vor allem Zeit und ein konstantes Umfeld. Beides ist heutzutage bei den meisten Menschen nicht vorhanden. Yobo ermöglicht es, alle Vorteile dieser lokalen Beziehungen auf eine sehr einfache Art und Weise zu nutzen.

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet Yobo ein Erfolg?
Wir sind ein hyperlokales soziales Netzwerk, fokussieren uns aber nicht zuerst auf die massenhafte Gewinnung von Nutzern, sondern auf die Gewinnung hilfreicher lokaler Informationen, also Qualität vor Quantität. Ab einer gewissen Anzahl an Infos, etwa über lokale Restaurants, Märkte, kleine Kiez-Läden und Boutiquen, Sportmöglichkeiten, etc. gewinnt unsere App einen riesigen Mehrwert für den Nutzer. Denn er findet das ganze Potential seiner Umgebung auf Yobo, wo auch immer er sich gerade befindet. Unser Nutzer verschmilzt quasi mit seinem Umfeld – wir nennen das lokale Singularität. Mit diesem Mehrwert gewinnen wir sicherlich sehr schnell die ersten Nutzer.

Wer sind Eure Konkurrenten?
Wir haben nicht viele Konkurrenten. Auf den ersten Blick, denkt man sicherlich an Nachbarschaftsnetzwerke, wie nebenan.de oder nextdoor. Wir sehen uns aber vielmehr als Ergänzung in diesem Markt. Nachbarschaftsnetzwerke sind überwiegend geschlossen und dienen ausschließlich nachgewiesenen Nachbarn. Wir aber machen das absolute Gegenteil, wir sind offen und ermöglichen lokale Integration für jeden. Darüber hinaus richten wir uns an eine jüngere und mobilere Zielgruppe.

Wo steht Yobo in einem Jahr?
In einem Jahr möchten wir in drei europäischen Städten mit mehr als einer Million Einwohnern aktiv sein. Stellt euch mal vor: Man reist nach Barcelona oder Paris, öffnet Yobo und ist plötzlich vollwertiger Teil der lokalen Umgebung. Dann könnte man sich wie ein Local durch unbekannte Städte bewegen.

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Foto (oben): azrael74

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.