Gastbeitrag von Paul-Alexander Thies
So kalkulieren Gründer ihr eigenes Gehalt richtig
Während Gründer mit ihrem Startup durchstarten wollen, müssen sie auch von etwas leben. Für eine korrekte Finanzplanung ist der Unternehmerlohn wichtig. Nicht nur zur Sicherung der privaten Existenz, sondern auch um gegenüber externen Stakeholdern, Förderern oder Business Angels mit offenen Karten zu spielen. Was es alles zu beachten gibt und wie Unternehmer dafür sorgen können, dass ihnen die finanzielle Puste nicht ausgeht, erklärt der Steuerexperte Paul-Alexander Thies.
Diese Kosten müssen rein:
Der eigene Unternehmerlohn muss alle Kosten abdecken. Von den laufenden privaten Aufwendungen wie Miete, Heizung, Strom, Lebensmittel oder der Fitnessstudio-Mitgliedschaft, müssen Gründer auch an ihre Altersvorsorge denken. Eine gute Übersicht bietet die Checkliste vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Bevor es so tief ins Detail geht, hilft bereits die Berechnung der Lebenshaltungskosten. Darin sollten die nachfolgenden Punkte enthalten sein:
* Haushalt
wie Miete, Wohnnebenkosten, Lebensmittel, Handygebühren und Bekleidung
* Auto und Freizeit
wie Urlaub, Kino und Restaurantbesuche
* Finanzen
wie Darlehenszins und Kredittilgung
* Versicherungen
wie Kranken-, Haftpflicht- und Hausratversicherung
Die richtige Balance finden
Gerade in den ersten Jahren der Unternehmensgründung sieht es mit den Gewinnen meist noch recht mau aus. Es ist wichtig, die eigenen Ausgaben zu kennen und zu wissen, was notwendig ist und was nicht. Wenn der Unternehmerlohn zu hoch angesetzt wird, hemmen Gründer ihre Möglichkeiten für Neuinvestitionen innerhalb ihres eigenen Betriebs und verringern somit auch die Option, neue Strategien zu verfolgen. Zusätzlich kann beim Finanzamt der Verdacht entstehen, dass es sich um eine Gewinnverlagerung von der Gesellschaft zum Geschäftsführer handelt. Ein zu gering angesetzter Lohn könnte für den Gründer zu einer Mischung aus Chaos und Burn-Out führen. Gerade in der Anfangszeit sind Unternehmer einer hohen Belastung und Stress ausgesetzt. Das bedeutet, Gründer sollten sich ernsthaft fragen:
? Wie viel Geld brauche ich für ein ausgeglichenes Privatleben?
? Wie viel Kapital sollte ich meinem Startup entziehen, ohne es in seinem Wachstumsprozess zu hindern?
Die richtige Balance führt nicht nur zu einem ausgeglichenen Geschäftsführer, sondern auch zu einem Gleichgewicht des Unternehmens.
Die Rechtsform des Unternehmens beachten
Von der Gesellschaftsform der Firma hängt ab, ob Gründer privat Geld entnehmen dürfen oder sich selbst ein regelmäßiges Gehalt samt Lohnsteuer auszahlen müssen.
Kapitalgesellschaft:
Geschäftsführer einer Kapitalgesellschaft, wie einer GmbH, UG oder AG erhalten ein Gehalt, da es sich um ein Angestelltenverhältnis handelt. Dieses muss bereits im Businessplan enthalten sein. Der Vorteil bei dieser Form ist, dass diese Zahlung als normale Ausgabe gehandhabt wird und dementsprechend auch steuerlich als gewöhnliche Betriebsausgaben abgesetzt werden kann.
Personengesellschaft:
Im Falle eines Einzelunternehmens oder einer Personengesellschaft verhält es sich etwas anders. Hier wird im Rahmen von Privatentnahmen das Eigenkapital des Unternehmens reduziert. Der kalkulatorische Unternehmenslohn wird in der Buchhaltung als Kosten- und Leistungsrechnung aufgeführt. Was Gründer hierbei unbedingt beachten müssen: Das eigene Gehalt, darf nicht gewinnsenkend als Aufwendung genutzt werden. Das würde nahelegen, dass der Unternehmer seine Steuerlast reduzieren möchte.
Orientierung hilft
Sollten sich Gründer weiterhin unsicher sein, können sie sich noch zusätzlich an den marktüblichen Gehältern ihrer jeweiligen Branche orientieren. Wichtig hierbei ist, eine entsprechende Fachkraft zu finden, welche die gleiche Arbeit wie der Unternehmensführer verrichtet. Orientierung hilft, um die eigenen Kosten objektiver zu betrachten. Wie hoch der Unternehmerlohn sein soll, entscheidet letztlich jeder Gründer selbst. Allerdings sollten Geschäftsführer immer im Hinterkopf behalten: Das individuelle Gehalt beeinflusst die Liquidität des Startups.
Zum Autor
Steuerexperte Paul-Alexander Thies ist Geschäftsführer des Online-Buchhaltungstool Billomat. Mit seiner Leidenschaft für strategische Unternehmens- und Produktentwicklung gründete Thies bereits während seines Studiums ein Unternehmen. Heute blickt der Vollblut-Onliner auf über neun Jahre Erfahrungen als Führungskraft zurück und konnte viele Unternehmen wie Groupon, Payleven (Rocket Internet) und Travador mit aufbauen. Seine Leidenschaft für den E-Commerce-Bereich sowie seine Motivation für den Zukunftsmarkt FinTech führen ihn nun zu Billomat.
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