Acceleratoren: Welches Programm ist für wen geeignet?
Das Startup Camp Berlin, Deutschlands größte Early Stage Konferenz geht am 7./8. April in die nächste Runde. Die zweitägige Konferenz, die deutsche-startups.de als Medienpartner und Mitveranstalter unterstützt, findet seit über zehn Jahren erfolgreich statt und bringt Entrepreneure mit erfahrenen Unternehmern und Investoren zusammen.
Insgesamt 15 Focus Camps runden das Konferenzgeschehen ab, darunter Camps zu Themen wie Digital Health, Green Start-ups, PR, Marketing und Sales sowie Accelerators & Incubators. Wir sprechen mit dem Organisator Eric Weber vom SpinLab – The HHL Accelerator ein unabhängiges Accelerator-Programm in Leipzig über die Speaker, Inhalte und Ziele.
Bitte verraten uns kurz: Wer bist du und was machst du?
Ich bin Eric Weber und habe vor etwas mehr als zwei Jahren mit SpinLab – The HHL Accelerator ein unabhängiges Accelerator-Programm in Leipzig gegründet. Innerhalb eines sechs-monatigen Programms unterstützen wir dabei Seed-Startups aus ganz Deutschland schneller voran zu kommen und vermitteln Know-How, Kontakte, Investoren, Software- und Cloudzugänge, Personal und so weiter. Eben alle Dinge die ein Start-up so braucht. Wir arbeiten aber dazu mit einigen Partnern wie zum Beispiel Porsche, Deutsche Postbank, Dell oder Investoren wie Grazia Equity zusammen, welche es uns ermöglichen das Programm ohne eine Beteiligung am Start-up anzubieten.
Du organisiert auf dem Startup Camp im April das Accelerators & Incubators Focus Camp: Nach welchen Kriterien hast du deine Speaker ausgewählt?
Für das Accelerators & Incubators Focus Camp wollte ich unbedingt eine gewisse Bandbreite an Beispielen und Perspektiven abdecken. Deswegen haben wir den obligatorischen Accelerator-Vertretern zum Beispiel auch ein Start-up dabei, welches an mehreren ganz unterschiedlichen Programmen teilgenommen hat oder auch einen Venture Capital Fund. Auch die Acceleratoren selbst decken eine gewisse Bandbreite ab. Wer sich damit im Detail beschäftigt, stellt schnell fest, dass beispielsweise der German Accelerator eigentlich was ganz anderes macht als ein Techstars Accelerator oder wir als SpinLab.
Wer kommt und was werden die erzählen?
Nach einer kurzen Themeneinführung und einem Versuch der Begriffsabgrenzung durch mich, wird Jörg Rheinboldt von Axel Springer Plug and Play seine Learnings aus 11 Programmdurchläufen teilen. Danach diskutieren wir im Panel mit Justus Nagel von Sensape, Nikolas Samios von German Startup Group, Nikolas Hantzsch vom German Accelerator, Axel Menneking von hubraum sowie Jens Lapinski von Techstars die Vor- und Nachteile von Accelerator-Programmen für Startup-Gründer. Im Endeffekt soll das Gründern bei der Entscheidung helfen ob ein Accelerator generell für sie das Richtige ist. Dann wird Joachim Behrendt vom türkischen Accelerator bic101 auf mögliche Probleme bei der Teilnahme an Accelerator-Programmen im Ausland hinweisen – bzw. Probleme für internationale Startups zur Teilnahme an deutschen Programmen. Nach der Pause erfolgt ein Perspektivwechsel und Axel Menneking wird erläutern wie die Konzerne selbst von derartigen Programmen profitieren, bevor Justus Nagel seine individuellen Erlebnisse in drei Accelerator-Programmen teilt. Zum Schluss zeigt Jens Lapinksi von Techstars eine wichtige Grundidee von Acceleratoren, nämlich die Beschleunigung und wie man schnellstmöglich am Markt verkauft, auch wenn das Produkt vielleicht noch gar final fertig ist.
Jetzt gibt es doch schon so viele Inkubatoren – und Acceleratoren Programme – warum ist deiner Meinung dann ein solches Focus Camp noch wichtig?
Gerade weil es mittlerweile eine extrem große Zahl an Acceleratoren gibt, ist es für Gründer besonders wichtig Vor- und Nachteile zu kennen und die Details besser einschätzen zu können. Unter über 70 Programmen von Konzernen, freien Trägern, Hochschulen und (halb-)staatlichen Akteuren allein in Deutschland mit unterschiedlichsten Leistungen und Beteiligungsmodellen muss man als Gründer erstmal das richtige Programm für sich selbst finden. Und zu der Zahl kommen ja erst noch die Inkubatoren und Company Builder hinzu. An Angeboten mangelt es also nicht, sodass jeder Gründer das passende Programm erst finden muss.
Was sollen die wichtigsten Learnings für die Teilnehmer sein?
Erstens natürlich, dass es mittlerweile eine extreme Bandbreite an unterschiedlichen Angeboten und Qualitäten gibt. Zweitens, sollen die Gründer Vor- und Nachteile besser einschätzen können und lernen, wie sie das passende Programm für das eigene Startup aus der Masse herausfiltern. Drittens sollen sie natürlich auch die Chance haben Accelerator-Vertreter zu treffen und direkt Fragen loszuwerden.
Du hast in deiner Vergangenheit ja selbst schon Gründer beraten. Wie ist deine persönliche Einschätzung: was bzw. welches Programm ist für wen geeignet und was sind die wichtigsten Entscheidungen, die vorab getroffen werden müssen?
Das ist eine recht komplexe und hochindividuelle Entscheidung. Eine wichtige erste Frage ist natürlich erstmal, ob das Start-up überhaupt ein Accelerator-Programm will und braucht. Accelerator heisst ja auch, für einen mehrmonatigen Zeitraum bestimmte Rahmenbedingungen wie ein hohes Arbeitspensum, regelmäßige Workshops und Coworking zu akzeptieren. Manchmal sind die Programme auch nicht am Sitz des Start-ups, sodass ggf. das Team temporär getrennt wird. Außerdem muss man natürlich als Gründer auch offen für Beratung sein und seine Idee in einer Frühphase teilen wollen. Nur wenn das alles okay ist, sollte man überhaupt ein solches Programm mitmachen. Weiterhin muss man überlegen, ob man gerade eine relativ kleine Geldsumme – oft 25.000 Euro – braucht und ob es bereit ist dafür Anteile – oft 5 %, oft mit weiteren Optionen – abzugeben. Gerade wenn man selbst schon viel Geld ins Start-up investiert hat, hohe Förderungen oder ein Investment erhalten hat, kommt ja schnell eine Bewertungsproblematik hinzu. Zum Beispiel wurde Protonet ja massiv von Altinvestoren kritisiert für die Teilnahme am Y Combinator eine deutliche Downround akzeptiert zu haben. Kommt eine Beteiligung nicht in Frage, fallen schon sehr viele Programme weg. Eine weitere wichtige Frage ist, ob man in einer frühen Unternehmensphase schon mit einem Konzern zusammenarbeiten will oder nicht, denn viele Programme wurden natürlich nicht ganz uneigennützig durch Corporates etabliert. Und dann ist da noch die Standortfrage, insbesondere weil einige Gründer ja auch Familie haben und nicht alle ortsunabhängig sind. Wenn man als Gründer ein Programm gefunden hat, was auf dem Papier passt, sollte man unbedingt Alumni befragen, Feedback einholen und natürlich auch Rahmenbedingungen und Verträge intensiv prüfen.
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