“Jungunternehmer geben dieser Region neue Hoffnung”
Das Ruhrgebiet ist mehr als ein Lebensraum, für die Menschen zwischen Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen ist das Ruhrgebiet auch ein Lebensgefühl. Auch Start-ups erblühen im Pott, das bald komplett ohne Zechen auskommen muss, inzwischen vermehrt. Im Interview mit deutsche-start-ups spricht der Gelsenkirchener Serkan Günes, Gründer der Online-2014 gestarteten Druckerei Bannerkönig über Nachbarhäuser, Erfolgschancen und Lifestyle.
Wenn es um Start-ups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für das Ruhrgebiet als Start-up-Standort?
Ich bin in Gelsenkirchen, im schönen königsblauen Stadtteil Schalke, geboren und aufgewachsen. Mein Vater war 25 Jahre Bergmann in Gelsenkirchen. Ich hatte nie das Bedürfnis, außerhalb des Ruhrgebiets leben oder arbeiten zu wollen. In Gelsenkirchen und im Ruhrgebiet fühle ich mich heimisch. Das Besondere am Ruhrgebiet ist unter anderem, dass die Stadtgrenzen ineinanderfließen und quasi überhaupt nicht vorhanden sind. So kann es schon Mal passieren, dass der beste Freund aus dem Nachbarshaus nicht mehr zu Gelsenkirchen, sondern zu Essen gehört, obwohl man nur weniger Meter voneinander entfernt wohnt. Der persönliche Bezug zu dieser Stadt war dann auch der entscheidende Grund, mein Unternehmen hier zu gründen.
Was macht speziell den besonderen Reiz der Startup-Szene in Gelsenkirchen aus?
Eine richtige Startup-Szene konnte ich bisher leider nicht erkennen. Außer den gängigen Hilfen der Agentur für Arbeit, der Wirtschaftsförderung und der IHK gibt es natürlich noch vereinzelte Seminare von Unternehmensberatern. Mehr ist da aber leider nicht. Wenn man einen richtige Start-up-Szene erleben möchte, muss man schon nach Dortmund ausweichen, die schon seit Jahren in diesem Bereich gut organisiert sind.
Was ist im Ruhrgebiet einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Den Firmensitz in Berlin zu haben, hat natürlich ein ganz anderes Flair. Berlin ist modern, schnell und offen für Neues. In Berlin werden die Start-ups besser organisiert. Berlin ist einfach sexy und hat alles zu bieten. Dadurch steigt natürlich die Erfolgschance für Jungunternehmer. Abhängig von der Branche ist dort aber sicherlich der Konkurrenzkampf und der Erfolgsdruck viel brutaler. Im Ruhrgebiet haben es Start-ups grundsätzlich zu Beginn schwerer. In persönlichen Gesprächen erkennt man aber immer wieder, dass gerade Jungunternehmer dieser Region neue Hoffnung geben. Das Ruhrgebiet muss sich wirtschaftlich neu orientieren und neue Strukturen schaffen. Und genau das ist das besondere für Start-ups, die hier, wie wahrscheinlich sonst nirgendwo, den Wandel mitgestalten können.
Was fehlt im Ruhrgebiet noch?
Die Städte und die Unternehmen im Ruhrgebiet müssen enger zusammenrücken und noch mehr als Einheit auftreten. Die Kommunen müssen sich besser austauschen und die Unternehmen besser miteinander vernetzen. Man muss Synergien nutzen und gemeinsam die vorhandenen Lücken schließen. Außerdem muss die Region im Bereich Lifestyle mehr bieten. Denn auch das ist ein Grund dafür, dass der talentierte Nachwuchs nach Düsseldorf, Köln, Hamburg oder eben Berlin umzieht. Und gerade dieser Nachwuchs fehlt den meisten Unternehmen im Ruhrgebiet.
In unserem Themenschwerpunkt Ruhrgebiet beschäftigen wir uns – in Zusammenarbeit mit dem ruhr:Hub, dem Netzwerk der Digitalen Wirtschaft im Ruhrgebiet, ausgiebig mit Start-ups im schönen Revier.
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