SaaS, FinTech? “Ambitionen größer als das Potenzial”
Lange ist es her, da startete Mario Zimmermann gemeinsam mit Constantin Bisanz und Christian Heitmeyer den Shopping Club brands4frieds, der später von ebay gekauft wurde. Inzwischen investiert Zimmermann selbst in Start-ups. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Zimmermann über Entscheidungen, Energie und Golf.
Sie haben brands4frieds mitgegründet und waren später bei Brille24 an Bord. Was machen Sie jetzt?
Zurzeit bin ich beratend tätig und unterstütze Firmen an denen ich beteiligt bin oder im Beirat sitze. Das Schöne daran ist mit ständig neuen Ideen und Menschen in Kontakt zu kommen und Synergien schaffen zu können. Oftmals ergibt sich dabei auch die Chance zu einer Gründung oder Beteiligung. Bei meinen Investment sharemagazines war es genauso. Jan van Ahrens, Oliver Krause, die Gründer von sharemagazines, und ich haben uns auf einer Veranstaltung kennengelernt. Gemeinsam haben wir dann unsere Gedanken und Ideen ausgetauscht und sharemagazines gestaltet.
Warum genau unterstützen Sie sharemagazines?
Als ich auf sharemagazines aufmerksam geworden bin, habe ich mich gleich in der Idee wiedergefunden. Mir fielen auf Anhieb diverse Gründe ein, warum ein digitaler Lesezirkel durchstarten wird: Hygiene, Umweltschutz, Lese-Vielfalt und vor allem ein Mehrwert zur Kundenbindung. Nach den erwähnten Gesprächen mit den Gründern war mir klar, dass die beiden den „Drive“ und Gründergeist mitbringen, um das Thema nach vorne zu bringen. Mehr als zwei Jahre später, weiß ich, dass die Entscheidung richtig war. sharemagazines hat jetzt mehr als 180 Publikationen im Portfolio und über 150 Locations bieten den Service an. Kein Marktbegleiter kann da mithalten. Ich bin überzeugt, dass bald keine Klinik, kein Hotel, kein Restaurant und keine Arztpraxis mehr an dem digitalen Lesezirkel vorbeikommt.
In welche Branchen investieren Sie generell?
Sehr gern beschäftige ich mich mit Branchen, die nicht so sehr im Fokus stehen wie gerade zum Beispiel SaaS, FinTech, InsurTech, Wearables oder VR-Hardware. Für meinen Geschmack sind dort die Ambitionen oft größer als das Potenzial. Es gibt hingegen unglaublich tolle Unternehmen im Medienbereich oder auch in Handels- und Industrie-Nischen, die, wenn man sich damit auseinandersetzt, hervorragendes Potenzial bieten.
Haben Sie einen besonderen Rat an junge Gründer?
Konzentriert euch auf euer Geschäft, habt oder entwickelt eine Passion für euer Produkt und versteht die Branche in der ihr agiert sehr gut. Analysiert eure Performance und das „warum“ hinter den Zahlen. Das wird leider zu häufig nicht gemacht. Achtet darauf, dass ihr nicht zum Selbstzweck gründet, sondern weil ihr wirklich für etwas brennt.
Dürfen Gründer auch mal abschalten – wie stehen Sie zum Thema Work-Life Balance?
Ich brauche ein gewisses Maß an „Life“, damit ich einen freien Kopf und viel Energie für „Work“ habe, wobei die Grenzen zwischen den beiden Dingen zerfließen. Das predige ich auch den Geschäftsführern meiner Investments. Jan, Olli und ich gehen zum Beispiel gern gemeinsam eine Runde Golf spielen, um dabei über sharemagazines zu sprechen. Eine „Balance“ beispielsweise in Stunden auszudrücken gelingt mir daher nicht.
Wie sehen Sie den Kultstatus anderer Gründer wie etwa der Samwer-Brüder?
Vor den Samwer-Jungs kann man nur den Hut ziehen. Was sie erreicht haben ist außergewöhnlich und hat niemand vermutet. Ebenso respektabel ist die Leistung von einigen Gründern der Firmen an denen die Samwers beteiligt sind. Robert Gentz und David Schneider von Zalando zum Beispiel. Für mich gibt es einige sehr respektablere Gründer, die nicht so medienwirksam agieren und extrem erfolgreich sind. Ijad Madisch von Researchgate zum Beispiel.
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