“Als Investor ist man auch eine Art Zukunftsforscher”
Der noch junge Frühphasen-Investor Vito Ventures, der von der Viessmann Group unterstützt wird, finanziert Vito Start-ups, deren “Technologien und Geschäftsmodelle die digitale Transformation von Unternehmen und Infrastruktur ermöglichen”. Thematisch stehen dabei Segmente wie Internet of Things, Industry SaaS, B2B-Marktplätze und Energy Tech im Fokus.
Bis zu 3 Millionen Euro investiert Vito in junge Firmen. Im Portfolio des Münchner Kapitalgebers befinden sich Start-ups wie Service Partner One, Crate.io und Wirepas. Im VC-Interview mit deutsche-startups.de spricht Benedikt Herles, Managing Partner bei Vito Ventures, über Technologien, Transformationen und Bauchgefühle.
Reden wir über Geld. Was genau reizt Dich daran, Geld in Unternehmen zu investieren?
Als VC investiert man ja nicht einfach nur Geld in Unternehmen. Man finanziert und unterstützt Gründer und neue Technologien, die dann nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern im besten Fall Wirtschaft und Gesellschaft verändern. Jeden Tag stellen wir uns die Frage wie die Zukunft aussehen könnte und welche Geschäftsmodelle und Innovationen diese bedienen. Als Venture-Investor ist man auch eine Art Zukunftsforscher. Ich kann mir keinen spannenderen Job vorstellen.
Wie wird man eigentlich Venture-Capital-Geber?
Da gibt es keinen Königsweg. Einige Kollegen sind ehemalige Gründer, andere würden sich wohl eher als sogenannte “Career VCs” beschreiben. Wichtig ist in jedem Fall eine große Begeisterung für Unternehmertum und neue Technologien. Egal mit welchem Hintergrund: Entscheidend ist vor allem Neugier und Offenheit für Menschen und Ideen.
In der VC-Welt wird oftmals mit Millionenbeträgen hantiert, wird Dir da nicht manchmal mulmig zumute – bei diesen Summen?
Am Ende das Tages bin ich ein Asset Manager. Ein großes Verantwortungsbewusstsein gehört da selbstverständlich dazu. Aber im Vergleich zu anderen Investoren arbeiten wir sogar noch mit vergleichbar überschaubaren Summen. In einem großen Hedge Fonds wäre mir vielleicht anders zumute.
Was sollte jeder Gründer über Euch – als VC – wissen – wie etwa grenzt Ihr Euch von anderen Investoren ab?
Zunächst einmal haben wir einen spezifischen Investment-Fokus. Wir finanzieren frühphasige B2B-Startups aus den Bereichen Internet of Things, Enterprise SaaS, Marketplaces und Energy Tech. Über unsere Investorenbasis stehen wir dem industriellen Mittelstand sehr nahe und bauen Brücken zwischen Start-ups und dem Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft. Somit wollen wir auch Katalysator der digitalen Transformation sein. Zudem sehen wir uns als europäischer Investor. Unsere ersten drei Deals waren letztes Jahr in drei verschiedenen Ländern.
Welche Unterstützung bietet Ihr – neben Geld?
Wir investieren nur, wenn wir auch einen strategischen Mehrwert für unsere Portfoliounternehmen mit an den Tisch bringen. Wir bieten einen direkten Zugang zum deutschen Mittelstand – sei es zum Beispiel für potentielle Piloten, Sales-Partnerschaften oder auch technische Kooperationen. Im Gegensatz zu anderen Investoren können wir auf echte industrielle Assets zugreifen. Für High Tech- und B2B-Start-ups kann das sehr wertvoll sein.
Wie entscheidet Ihr, ob Ihr in ein Start-up investiert: Bauchgefühl, Daten, Beides oder was ganz anderes?
Wir versuchen natürlich Daten-getrieben zu arbeiten. Wir analysieren Märkte und Parameter. Zudem sind für uns sogenannte “Reference Calls” mit Industrie- oder Technologie-Experten extrem wichtig. Am Ende des Tages bleibt aber auch ein bisschen Bauchgefühl. Glaubt man an ein Team, an eine Idee? Zum Glück lässt sich nicht alles in Zahlen ausdrücken. Das macht den Job erst richtig spannend.
Wie organisiert Ihr den Austausch mit Euren Portfolio-Firmen, welche Tools nutzt Ihr?
Ich spreche sehr regelmäßig mit unseren Gründern. Die Formate des Austauschs sind vielfältig. In jedem Fall sind wir 24/7 für unsere Portfoliounternehmen da, wenn es nötig ist.
Nicht jedes Start-up läuft rund, nicht jedes wird ein Erfolg. Was macht Ihr, wenn eine Eurer Beteiligungen in Schieflage gerät?
Soweit wie möglich versuchen wir unsere Portfoliounternehmen natürlich zu unterstützen wo immer es geht. Das operative Management können und wollen wir aber nicht übernehmen. VCs sind nicht die besseren Unternehmer. Gerade wenn es einmal nicht rund läuft, ist es wichtig das nicht zu vergessen.
Und woran merkt Ihr, dass Ihr bei einem Start-up die endgültige Reißleine ziehen müsst?
Wir sind ein sehr junger Fonds und bis jetzt hatten wir diesen Fall zum Glück noch nicht. Ich bin mir aber sicher, dass er eines Tages kommen wird. Wenn er eintritt ist es nicht leicht. Schließlich baut man über die Zeit auch persönliche Beziehungen zu Gründern auf. Wenn nötig die Reißleine zu ziehen ist aber Teil unseres Geschäftes.
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