Kontoführung: “Freelancer erfahren wenig Unterstützung”
Das Start-up Holvi startete 2011 in Helsinki, vier Jahre später, seit 2015 ist es nun auch in Deutschland aktiv und nahm als eines der ersten Unternehmen aus dem FinTech-Sektor Entrepreneure und Selbständige ins Visier. Holvi agierte zunächst noch ohne Bank im Hintergrund, geht aber seit 2016 nun mit der spanischen BBVA.
Mit dem Berliner Unternehmen Kontist ist in den letzten Monaten ein deutsches, bereits hoch investiertes Pendant, auf den Markt gekommen. Warum Konkurrenz so lange auf sich warten ließ und warum die Selbständige und damit auch junge Entrepreneure als Zielgruppe für Holvi so interessant sind, darüber sprach deutsche-startups.de mit Leah Marie Zeppos.
Nur wenige FinTechs haben bislang Entrepreneure und Selbständige ins Visier genommen. Bei Holvi ist das anders. Was reizt Holvi an dieser Zielgruppe?
Es ist einfach toll, wenn man seine Kunden beim Wachstum als persönlicher Berater unterstützen kann. Durch den direkten Austausch mit den jeweiligen Gründern steht man regelmäßig im engen Kontakt und kann somit auch bessere Beziehungen zu seinen Kunden aufbauen, was uns sehr hilfreiches Feedback einbringt. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass gerade Freelancer und Kleinunternehmer zu wenig Unterstützung erfahren, was Finanzdienstleistungen und steuerrechtliche Themen betrifft.
Welche Dienstleistungen deckt Holvi konkret ab?
Holvi ist im Grunde genommen ein Geschäftskonto, das Freelancern und Startups alle notwendigen Werkzeuge für eine erfolgreiche Unternehmensführung an die Hand gibt. Holvi automatisiert von der Buchhaltung über die Rechnungserstellung bis hin zum integrierten Online Shop fast alle alltäglichen Aufgaben eines Selbstständigen. Alles in einem benutzerfreundlichen Paket und auf einer Plattform, verknüpft mit unserem Konto und der Holvi App. Holvi ist da, um die Gründung, die Führung und das Wachstum eines Unternehmens zu unterstützen.
Mit dem Einstieg der spanischen BBVA hat Holvi nun auch eine Bank im Hintergrund: Warum agierte Holvi zunächst ohne Bank im Hintergrund, welche Vorteile hatte das im täglichen Business, welche Nachtteile?
Holvi wurde von Grund auf als digitale End-to-End Banking Plattform gebaut, ohne von Banken im Hintergrund abhängig zu sein. Dies hat den Vorteil, dass man flexibel, ohne Altlasten traditioneller Banken, arbeiten kann. Wir können uns dadurch zwar schneller entwickeln und dem Kunden ein stetig besser werdendes System bieten, aber als Start-up muss man dafür auch immer wieder Investoren suchen. Auch konnten wir nicht von spezifischen Erfahrungen klassischer Banker profitieren. Wir sind sehr zufrieden mit der BBVA als Eigentümer, denn sie ist eine Bank, die die digitale Welt versteht. Sie unterstützt uns in der Realisierung unserer Vision, indem sie uns den nötigen Raum zum Wachsen gibt, und uns gleichzeitig mit viel Erfahrung unterstützen kann.
Dadurch können wir uns nun noch mehr auf die Bedürfnisse unserer Kunden konzentrieren.
Was ändert sich mit der BBVA im Hintergrund für die Zielgruppe?
Zunächst einmal agiert Holvi immer noch unabhängig vom Kernbankensystem der BBVA. Unsere Ziele bleiben dadurch dieselben. Wir wollen weiterhin alle Selbstständigen bei ihrer alltäglichen Arbeit unterstützen und ihnen dabei helfen, erfolgreich zu wachsen. Die BBVA ermöglicht uns, uns genau darauf fokussieren zu können, ohne dass wir uns dem stetigen Druck von Finanzierungsrunden ausgesetzt sehen.
Gestartet ist Holvi seinerzeit in Finnland: wie sehr und worin unterscheiden sich die Märkte in Skandinavien und die Region DACH?
Freelancer und Kleinunternehmer haben grenzübergreifend dieselben Probleme. Es sind die einfachen Dinge: Einnahmen generieren, Ausgaben verwalten und Finanzen ordnen. Die neue Generation von digital Natives verlangen Technologien, die es ihnen ermöglichen, zeit- und ortsunabhängig arbeiten zu können.
Mit Kontist hat Holvi in Deutschland Konkurrenz bekommen. Wie sehr wird sich Holvi vom Angebot des Mitbewerbers abheben und wodurch?
Vor dem offiziellen Launch ist es noch schwierig zu beurteilen, inwiefern Kontist wirklich Konkurrenz für uns darstellt. Grundsätzlich sind wir aber neugierig, was die Zukunft der Fintech-Welt mit sich bringt. Sicher ist aber, dass der gesamte Markt erst am Anfang steht.
Sehen Sie einen Trend, dass diese Zielgruppe für weitere Wettbewerbern interessant wird?
Absolut! Gerade die neuesten Entwicklungen im Fintech-Bereich zum Thema Kreditvergabe an Kleinunternehmer um Zahlungsausfälle bzw.-verzüge kompensieren zu können, stimmen uns sehr positiv. Wir finden es sehr gut, dass dem Segment der Kleinunternehmer und Freelancer europaweit endlich mehr Beachtung geschenkt wird.
Wie sehen die Ziele für 2017 aus?
Die Anzahl unserer Mitarbeiter ist dieses Jahr von 15 auf 45 Mitarbeiter gestiegen. Dieses Potenzial, unsere kosteneffizienten operativen Strukturen und unser Crossborder Modell, welches uns erlaubt, Finanzdienstleistungen am gesamten europäischen Markt anzubieten, wollen wir nächstes Jahr nutzen, um weitere Märkte zu erschließen.
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