“Ich bin ein Tech-Typ. Das konnte nicht funktionieren!”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich bin jetzt auch wieder für die Spülmaschine zuständig und am Wochenende gehe ich Teppiche fürs Büro kaufen.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Bei einem Kaffee mit Holger Weiss, meinem Co-Founder. Holger hatte schon ein paar potentielle Themenfelder im Bereich Connected Car und Zukunft der Mobilität im Kopf. Nach mehreren Runden Ideen-Pingpong wurde die Idee, einen digitalen Beifahrer mit einer künstlichen Intelligenz zu bauen, der das Smartphone-Surfen während des Fahrens sicher und einfach macht, immer konkreter. So viele Leute tippen heute auf Ihrem Telefon rum, während sie fahren. Und einen Tesla kann sich nicht jeder kaufen. Da waren wir überzeugt – da ist ein Markt, das ist es!
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Der Löwenanteil der 2 Millionen Euro unserer Seed-Runde kommt von Target Partners, der Rest kommt von uns Gründern und ein paar Angels.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Bisher lief es ehrlich gesagt fast schon beängstigend glatt. Wir haben schnell ein gutes Team gefunden über unser Netzwerk, schnell Investoren begeistern können, und sind schnell mit dem Produkt und dem Marketing vorangekommen. Die größte Krise war bisher als Holger mal eine Stunde im Aufzug feststeckte, während die Telefonleitungen wegen unserer Pressemeldung heiß liefen!
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich sehe uns noch in der Gründungsphase, für Rückblicke ist es noch zu früh.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Im Moment gehen wir vor allem über unser Netzwerk, vor allem Holger bringt viele wertvolle Kontakte mit.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Berthold von Freyberg von Target Partners hat uns auf Kapitalseite den Weg geebnet, das war der Startschuss.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Die wichtigsten Entscheidungen sind, welche Art von Start-up man machen will – Tech, Commerce, Media -, und mit wem man gründet. Beide sollte man sich sehr genau überlegen. Ich habe mich zum Beispiel in der Vergangenheit schon zweimal mit E-Commerce-Gründungen versucht, obwohl ich eigentlich von meinen Erfahrungen her ein Tech-Typ bin. Das konnte nicht funktionieren!
Und beim Mitgründer muss man darauf achten, dass man komplementär ist, sich sehr gut ergänzt und dass die Chemie stimmt. Eine Gründung ist ein langfristiges Commitment, da ist es sehr wichtig, dass man zusammen auch Spaß hat und sich 100-prozentig vertraut und respektiert. Wenn der Andere in genau den Dingen super ist, die man selber nicht so gerne macht, dann ist es ein Fit.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Generell finde ich Deutschland als Gründungsstandort gut, es gibt Verbesserungspotential, aber vor allem im Detail. Als ich in England gegründet habe, ging das formal natürlich schneller, eine Ltd. aufzumachen und die Buchhaltung aufzusetzen. Hier in Deutschland muss ich immer noch Belege ausdrucken, was mich wahnsinnig macht. Aber am Ende sind meine Gründungen in UK trotzdem gescheitert, während es mit German Autolabs hier super läuft. Vom Bundeswirtschaftsminister und seinem Team wünsche ich mir natürlich, dass er ein attraktives Umfeld für junge Firmen, Gründer und Risikokapitalgeber schafft wo immer er kann.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Dann würde ich jetzt noch das Endkundengeschäft bei HERE machen, das war auch eine sehr spannende Aufgabe mit sehr viel Potenzial.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ich treffe mich lieber auf einen Kaffee als Mäuschen zu spielen.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Gründerzeit, ist ja wohl klar! Aber Spaß beiseite, ich bin fasziniert von den unglaublich großen Visionen, die damals verwirklicht wurden und von der Geschwindigkeit. In Berlin sind fünf Bahnhöfe in sechs Jahren in Betrieb gegangen, die U-Bahn kam, elektrische Straßenbeleuchtung, die Fortschritte im Gesundheitswesen, die Stadt wuchs explosionsartig, das würde ich mir gerne mal aus erster Hand anschauen.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde unsere Produktentwicklung noch mehr beschleunigen. Da ist so viel Potenzial, das verwirklicht werden will. Wahnsinn.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Auf einem Ausflug ins Berliner Umland mit meiner Familie.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit meinem Vater der vor 10 Jahren gestorben ist. Er war selber Unternehmer und wir kamen nie dazu, uns über unsere Erfahrungen auszutauschen.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Patrick Weissert ist Mitgründer und Chief Product Officer von German Autolabs. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Entwicklung digitaler Produkte. Vor German Autolabs verantwortete er als Consumer Director das gesamte digitale Endverbrauchergeschäft beim digitalen Karten- und Navigationssystemanbieter HERE.
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