Von Alexander
Freitag, 16. Dezember 2016

“Zwei Sachen, Startup und Job, gleichzeitig geht nicht”

"Ich hatte bei meiner ersten Gründung noch den Fehler gemacht zu glauben, dass ich das Geld aus dem Freelancer-Job bräuchte, um über die Runden zu kommen. Am Ende war es deutlich teurer, weil das Start-up nicht abgehoben hat", sagt Marko Wenthin von solarisBank.

Überall und ständig passieren Fehler. Auch wer ein Start-up gründet, steht vor vielen Herausforderungen, vielen Entscheidungen sowie vielen Höhen und Tiefen. Wir haben fünf Gründer gefragt: Was war der lehrreichste bzw. der beste Fehler, den Sie gemacht haben? Unser Dank für die ehrlichen Antworten geht an Jens Hoffmann, Drink-Syndikat, Daria Mai, Paleo Jerky, Philipp Man, Chronext, Marko Wenthin, solarisBank, und Steffen Wicker, Homeday.

Was war der lehrreichste bzw. der beste Fehler, den Sie gemacht haben?

Wir sind mit der Idee gestartet, dass ein einmaliger Versand pro Monat ausreicht, sowohl für Abo-Boxen als auch für Einzelboxen. Dabei haben wir schnell realisiert, dass Kunden die Einzelboxen gerne verschenken und nicht einen Monat auf die nächste Box warten wollen. Also haben wir sofort auf den täglichen Versand umgestellt und auch vergangene Boxen verfügbar gemacht. Für uns war das allerdings weniger ein Fehler als vielmehr ein wichtiges Learning: Das Geschäftsmodell sollte immer nach den Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet werden, auch wenn das mit Mehrarbeit und -kosten verbunden ist. Konkret bedeutet das: Vorab viel Recherche zu den Erwartungen der Kunden betreiben, selbst wenn man das Ergebnis bis zu einem gewissen Grad nur simulieren kann. Es zahlt sich immer aus. Gerade zu Beginn, wenn das noch möglich ist, müssen im Zweifel die Ideen auch mal innerhalb kürzester Zeit über den Haufen geworfen werfen.
Jens Hoffmann, Drink-Syndikat

Sich Fehler und missglückte Experimente zu sehr zu Herzen zu nehmen und als persönliche Misserfolge zu bewerten. Tue ich immer noch, versuche aber, das abzustellen.
Daria Mai, Paleo Jerky

Zu Früh zu viele Themen gleichzeitig gemacht. Viel davon haben wir dann wieder gelassen. Fokus ist alles.
Philipp Man, Chronext

Zwei Sachen, Start-up und Job, gleichzeitig geht nicht. Ganz oder gar nicht. Ich hatte bei meiner ersten Gründung noch den Fehler gemacht zu glauben, dass ich das Geld aus dem Freelancer-Job bräuchte, um über die Runden zu kommen. Am Ende war es deutlich teurer, weil das Start-up nicht abgehoben hat. Und das hauptsächlich weil ich nicht 120 % meiner Aufmerksamkeit darauf gegeben habe.
Marko Wenthin, solarisBank

Einer unserer größten Fehler bei simfy, meiner ersten Firma, war, dass wir unser Produkt unfertig und zu früh an den Markt gebracht haben und sofort schnell wachsen wollten. Ich habe irgendwo einmal den Spruch “over-funded companies tend to solve imaginary problems” gelesen. In dem Satz steckt viel Wahres. Anstatt uns auf das Wesentliche, unser Produkt und unsere Kunden, zu konzentrieren, haben wir uns zu früh mit Wachstums- und Skalierungsthemen beschäftigt – und dafür viel Lehrgeld bezahlt.
Steffen Wicker, Homeday

Die befragten Gründer im Kurz-Portrait: Jens Hoffmann gründete den den Abo-Dienst Drink-Syndikat. Daria Mai gründete mit Paleo Jerky einen Powersnacks aus Fleisch. Philipp Man gründete den millionenschweren Uhrenshop Chronext. Marko Wenthin gründete die solarisBank. Steffen Wicker gründete das PropTech-Start-up Homeday.

Passend zum Thema: “Anfänger-Fehler, die Gründer nicht machten sollten“, “15 Fehler, die Startupper unbedingt vermeiden sollten” und “5 Lügen, die jeden Startup-Traum komplett zerstören“.

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Foto (oben): Shutterstock