Gründeralltag

“Man ist eigentlich permanent am pitchen”

"Wenn es gut läuft, wird man gerade zu Beginn als Gründer sehr schnell euphorisch und extrapoliert positive Entwicklungen gern „sehr weit“ in die Zukunft. Umso tiefer der Fall, wenn dann erste, oder teilweise fundamentale Probleme auftreten", sagt Steffen Wicker von Homeday,
“Man ist eigentlich permanent am pitchen”
Mittwoch, 14. Dezember 2016VonAlexander Hüsing

Wer ein Start-up gründet, steht vor vielen Herausforderungen, vielen Entscheidungen sowie vielen Höhen und Tiefen. Einige Dinge sind planbar, im gewissen Maße vorhersehbar. Andre leide nicht. Wir haben fünf Gründerinnen und Gründer gefragt: “Was hätten Sie gerne vor der Gründung gewusst?” Unser Dank für die ehrlichen Antworten geht an Anna Alex, Outfittery, Sven Hock, Service Partner One. Christopher Oster, Clark, Marko Wenthin, solarisBank, und Steffen Wicker, Homeday.

Was hätten Sie gerne vor der Gründung gewusst?

Alles ist möglich. Man muss einfach immer optimistisch bleiben! Wir haben von Beginn an viele Steine aus dem Weg räumen müssen, und haben es trotzdem immer irgendwie geschafft. Ich habe gelernt: Nie alles auf einmal versuchen zu lösen. Die Probleme priorisieren, und dann eines nach dem anderen angehen.
Anna Alex, Outfittery

Es war mir nicht bewusst, wie hoch der Anteil ist, den man als Geschäftsführer selbst mit Sales, Pitches und Präsentationen verbringt. Denn viele Geschäftspartner, Investoren und auch Bewerber sind noch nicht so überzeugt von der Idee wie man selbst. Man ist eigentlich permanent am pitchen.
Christopher Oster, Clark

Dass ist ja schon meine fünfte Gründung. Die Überraschungen halten sich daher im Rahmen, außer im speziellen Business natürlich.
Marko Wenthin, solarisBank

Ich hatte zuvor eine eigene Beratung und habe viel internationale Management-Erfahrung gesammelt. Doch einen Marktplatz in mehreren Ländern aufzubauen, ist natürlich eine andere operative Herausforderung, bei der mich aber zum Glück Top-Marktplatzexperten in unserem Team unterstützen.
Sven Hock, Service Partner One

Da Homeday meine zweite Gründung ist, hatte ich fairerweise schon eine Vorahnung worauf ich mich einlasse. Wenn es gut läuft, wird man gerade zu Beginn als Gründer sehr schnell euphorisch und extrapoliert positive Entwicklungen gern „sehr weit“ in die Zukunft. Umso tiefer der Fall, wenn dann erste, oder teilweise fundamentale Probleme auftreten. Ich habe über die letzten Jahre die Erfahrung gemacht, dass es in „guten“ Zeiten selten „so gut“ und in „schlechten“ Zeiten selten „so schlecht“ läuft wie es sich zum jeweiligen Zeitpunkt anfühlt. Sich darüber bewusst zu sein, ist wichtig und hilft in mancher Situation allzu große Euphorie oder Sorge wieder zu relativieren.
Steffen Wicker, Homeday

Die befragten Gründer im Kurz-Portrait: Anna Alex gründete den millionenschweren Curated-Shopping-Dienst Outfittery. Sven Hock gründete den B2B-Dienstleister Service Partner One. Christopher Oster gründete das millionenschwere InsurTech-Start-up Clark. Marko Wenthin gründete die solarisBank. Steffen Wicker gründete das PropTech-Start-up Homeday.

Passend zum Thema: “Es gibt so viele Schwätzer und Blender in der Szene“, “Was hätten Sie gerne vor der Gründung gewusst?“.

Kennen Sie schon unseren #StartupTicker? Der #StartupTicker berichtet tagtäglich blitzschnell über die deutsche Start-up-Szene. Schneller geht nicht!

Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.