“Wir haben mehrere kleine und größere Fehler gemacht”
Unsere Rubrik “5um5” liefert jeden Tag um Punkt 5 Uhr insgesamt – wer hätte das gedacht – 5 wissenswerte Fakten, bahnbrechende Tipps oder hanebüchene Anekdoten rund um ein startupaffines Thema. Heute geht es um: 5 Fragen an Claudia Seehusen, Mitgründerin von Ogaenics, einem Shop rund um Nahrungsergänzungsmittel.
Wie sieht Dein ganz normaler Start-up-Arbeitsalltag aus – von früh bis spät?
Morgens geht es bei uns immer erstmal los damit, unsere Zahlen zu checken – wie läuft der Webshop, welche Kampagnen arbeiten gut und welche nicht? Dann werden Mails gecheckt und die dringlichsten To dos direkt erledigt. Dazu gehören meist die Presseanfragen, die unsere PR-Agentur an uns weiterleitet, Kunden-Emails oder operative Themen mit denen unser Fullfillment-Dienstleister an uns herantritt. Wenn alle mit Input und Antworten „versorgt“ sind geht es an unsere strategischeren Themen. Das sind der Vertriebsaufbau, das Verhandeln von Marketingkooperationen und die Neuproduktentwicklung, die viel Zeit und Kraft in Anspruch nehmen. Wir befassen uns auch täglich mit der weiteren Schärfung der Positionierung unserer Marke Ogænics und hinterfragen alles was wir machen immer wieder kritisch. Dazwischen passieren jede Woche unvorhergesehene Dinge, die wir zunächst immer „verfluchen“, die sich aber im Nachhinein immer als wertvolle Impulsgeber für den weiteren Aufbau von Ogænics herauskristallisiert haben. Unser Arbeitsalltag ist bunt, intensiv, macht viel Spaß und hält regelmäßig neue Herausforderungen bereit.
Was war der lehrreichste bzw. der beste Fehler, den Du gemacht hast?
Da gab es ehrlich gesagt so einige. In unserem Business ist es etwa existentiell, die einwandfreie Qualität der eingesetzten Rohstoffe zu gewährlisten; schließlich sind Nahrungsergänzungsprodukte, wie der Name sagt, eine Art Lebensmittel. Deshalb verlassen wir uns meist nicht auf Herstellerangaben, sondern prüfen diese Angaben noch einmal in einem deutschen Labor. Bei unseren ersten beiden bio-zertifizierten Produkten hatten wir dann auch gleich den Fall, dass eines davon nicht unseren hohen Qualitätsrichtlinien entsprach und nicht in den Markt gehen konnte. Das hat uns dann sehr viel Zeit, Nerven und Geld gekostet aber auch dazu geführt, dass wir für unsere gesamte Lieferkette jetzt Prozesse implementiert sowie Qualitätsstandards definiert haben, die mit sehr großer Sicherheit solche Probleme künftig ausschließen werden.
Was würdest Du bei Deinem nächsten Start-up anders machen?
Wir haben im ersten Jahr mehrere kleine und größere Fehler gemacht, die uns auch Geld gekostet haben. Ein Learning ist, sich für alles, was größere strategische oder finanzielle Konsequenzen hat, Zeit zu nehmen und gut zu recherchieren und sich nicht von den vielen to-do´s hetzen zu lassen. Hätten wir das beherzigt, dann hätten wir jetzt etwa nicht ein Warenwirtschaftstool „rumliegen“, welches uns Geld gekostet hat und dann leider doch nicht unseren Anforderungen entsprochen hat.
Was war denn der beste Rat, den Du während Deiner Gründungsphase bekommen hast?
Für den Erfolg ist es entscheidend, eine wirklich fundierte und gute Marktanalyse zu machen. Auch als erfahrene Marketingleute wurde uns geraten, bevor wir uns für Markennamen, Logo und Packaging entscheiden, eine gründliche Marktforschung mit der Zielgruppe unserer Produkte durchzuführen. Das war natürlich sowieso geplant, aber wir haben das ernst genommen und sehr penibel umgesetzt. Im Ergebnis haben wir sehr spannende Erkenntnisse und Inspirationen erhalten, die dazu geführt haben, nochmal eine komplett neue Konzeptionsschleife für die Marke, Positionierung und Produktkonzept zu drehen, für die wir heute extrem dankbar sind.
In jedem Unternehmen gibt es Meetings. Wie sorgt Ihr dafür, dass Meetings bei Euch nicht zum reinen Zeitfresser werden?
Zu zweit ist das noch relativ einfach zu managen. Unsere Meetings haben immer eine Agenda. Was wir nicht machen, ist uns zeitlich zu begrenzen, ganz einfach, weil unsere Meeting-Themen große Themen sind und unsere Learnings aus den letzten 3 Jahren gezeigt haben, dass man sich für die wichtigen Themen ausreichend Zeit nehmen muss, um diese von allen Seiten zu durchdenken und zu diskutieren. Wir nutzen auch oft unsere gemeinsame Mittagspause, um operative Dinge zu besprechen oder uns gegenseitig auf den neuesten Stand aus unseren Arbeitsbereichen zu bringen. Beide kennen wir Meetings, die lange dauern und wenig Output haben – von daher sind wir trainiert, den Fokus zu halten und ergebnisorientiert zu sein. Einer von uns übernimmt immer die Rolle, sollte es thematisch abschweifen, das Meeting wieder in die Spur zu bringen und auch auf die Zeit zu achten. Wir brechen Meetings auch ab, wenn wir das Gefühl haben, dass wir damit nicht weiterkommen und vertagen uns.
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