Von Elke Fleing
Mittwoch, 2. November 2016

Hansi Hansmann = “Großer Anhänger von Mixed Teams”

Dr. Johann 'Hansi' Hansmann ist einer der bekanntesten Business Angels Österreichs und Präsident der Austrian Angels Investors Association. Welche Tipps er für Startups aber auch Business Angels parat hat und wie er über Female Founders denkt, erzählt er in diesem Interview

Hansi Hansmann investiert nicht nur Geld und sein eigenes Know-How in Startups – er sorgt auch dafür, dass die Startups der Hansmen Group sich auch untereinander vernetzen und gegenseitig unterstützen. Und er ist immer bereit, sein Wissen zu teilen, so zum Beispiel auch als Speaker auf der Online Marketing Experts Konferenz (OMX) am 17. November in Salzburg. Und hier bei deutsche-startups.de.

Gibt es in Österreich, das ja doch überschaubar groß ist, so etwas wie ein Startup-Ecosystem und was ist das Besondere daran?
Natürlich gibt es ein Startup-Ecosystem. Es ist stark auf Wien konzentriert, aber auch zum Beispiel in Linz und Graz gibt es wichtige Hubs. Wien ist ein attraktiver Platz zum Leben – laut diverser Studien eigentlich der weltweit attraktivste von allen-, es gibt Zugang zu Talent und im Prinzip auch viel Geld. Obwohl das erst durch Incentives ‘locker’ gemacht werden sollte. Österreich ist überschaubar groß, richtig, doch Wien ist historisch bedingt das Tor zum Osten. Viele Startups und Talente sehen in Wien immer noch den ersehnten Zugang zur Geld und Wohlstand. Wenn Wien es schafft, das relativ schnell regulatorisch, emotional und wirtschaftlich zu kapieren, kann es sich zum wichtigsten mitteleuropäischen Eco-System entwickeln.

Was ist Deiner Meinung nach unbedingt optimierungsbedürftig an der österreichischen Startup-Szene?
Oh, da gibt es einiges: Steuerliche Incentivierung für privates Kapital, Zugang zum Arbeitsmarkt für Talent aus den CEE Countries, weniger regulatorische und administrative Hürden für Startups und vor allem Politiker, die das Startup-Fähnchen hoch erhoben vor sich hertragen und das auch so meinen. Ein weiteres Thema, da müsste man allerdings mehr in die Tiefe gehen, wäre das Thema Bildung. Dort sollte man sehr früh anfangen, unsere Kinder auf die kommenden Zeiten vorzubereiten. Stichworte: Englisch, Coding, Pitchen.

Was kann das deutsche Startup-Ecosystem vom österreichischen lernen und umgekehrt?
Im Prinzip haben weder Österreich noch Deutschland das kreative und risiko-affine Unternehmertum erfunden. Beide Länder sind im Startup-Bereich zu wenig risikobereit, die Österreicher noch ein bisserl weniger. In Österreich ist die Förder-Szene gut ausgebaut und erlaubt es in der Frühphase jedem halbwegs vernünftigen Startup, die ersten Schritte zu machen. Mir wäre zwar lieber mehr ‘privat’ und weniger ‘Staat’ – aber so ist es das zweitbeste. Deutschland ist kaum besser als Österreich, aber eben größer – und das ist in diesem Fall ein Vorteil.

Stichwort ‘Female Founders’. Frauen in der Startup-Szene allgemein: Wie denkst Du darüber?
Ich persönlich bin ein großer Anhänger von Mixed Teams. Ich bin überzeugt davon, dass diese größere Erfolgsaussichten haben. Female Founders beziehungsweise Female Managers haben Eigenschaften, die sich sehr positiv auswirken können. Die weiblichen Gründer, die das Selbstvertrauen haben und sich was trauen, sind normalerweise schwer aufzuhalten. Sie können – wenn sie es erst einmal erkannt haben – meist besser pitchen und verkaufen und sie denken ein wenig länger nach, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Emotionale Intelligenz ist meistens auch ein Plus.

Welches sind die für Startups wichtigsten Trends im Online-Marketing?
Abgesehen von den üblichen Antworten in diesem Bereich glaube ich, dass diejenigen, die AI, also Artificial Intelligence, als Erste einsetzen, enorme Vorteile haben werden. Chatbots sind da schon ein erster Anfang.

Welches sind Deine drei wichtigsten Tipps für Business Angels?
Bei der Auswahl der Startups, in die man investieren will, sind die drei wichtigsten Dinge, die man beachten muss: Erstens: Team. Zweitens: Team. Drittens: Team. Erklärung: Das allerbeste Business-Modell funktioniert mit einem durchschnittlichen oder sogar guten Team nur bedingt oder gar nicht. Ein super Team dagegen macht auch aus einem schlechten Business-Modell noch was. Und wenn das gar nicht geht, ändern sie es, bis es funktioniert :-)

Deine 5 wichtigsten Tipps für Founders, die auf der Suche nach Business Angels, Investoren sind: Worauf sollten sie achten, wie die Spreu vom Weizen trennen?

  1. Andere Founder, die mit diesen Business Angels zusammengearbeitet haben, nach ihren Erfahrungen fragen
  2. Haben die Business Angels Erfahrung bzw. einen positiven Track Record im Fundraising? Also enthält ihre Referenzliste der von ihnen getätigten Investitionen gute und möglichst viele Erfolge?
  3. Können sie zuhören?
  4. Haben sie ein großes Netzwerk?
  5. Hat Geld für sie oberste Priorität? Wenn yes, forget them…

Passend zum Thema: “5 Startups, in die Österreichs Super-Angel investiert hat

Zur Person:

Johann ‘Hansi’ Hansmann ist Österreicher und studierte Wirtschaftswissenschaften in Wien. Die längste Zeit seiner beruflichen Laufbahn bekleidete er Führungspositionen in der internationalen Pharmaindustrie in Österreich, Deutschland, England und Spanien. Nach einem Management Buy-out eines großen Pharmawerkes in Spanien baute er mehrere Jahre lang sein eigenes Pharmaunternehmen auf, das er 2003 erfolgreich verkaufte. Seit dieser Zeit ist er mit der Hansmen Group aktiver Investor und Business Angel. Er hält Beteiligungen mit geografischem Fokus auf Österreich, Deutschland, England und Spanien, vor allem an Internetunternehmen und im Gesundheitssektor. Unter seinen mehr als 30 Beteiligungen finden sich busuu (London), renesim (München), diagnosia, durchblicker, mysugr, whatchado, tractive, shpock, linemetrics, anyline, kiweno, playbrush und pioneers. Runtastic und Shpock begleitete er bis zu den spektakulären Exits 2015. Er ist Präsident der Austrian Angels Investors Association und wurde von eban 2016 als ‘Best European Early Stage Investor’ ausgezeichnet, Hansmann lebt in Wien und versucht, genug Zeit für sein Hobby Mountainbiken zu finden.

PS: Wer noch Tickets für die Online Marketing Experts Konferenz (OMX) und die SEOkomm in Salzburg am 17./18. November braucht: Wir dürfen Euch mit einer Möglichkeit beglücken, Tickets vergünstigt zu bekommen: Wer sich mit diesem Link bei der OMX und/oder auch der SEOkomm anmeldet, spart bei beiden Events jeweils 72 Euro brutto, also jeweils 60 Euro netto.

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