Watch out: Diese Big Starts aus China sollten Sie kennen
Big, bigger, China – die Volksrepublik China befindet sich derzeit auf der Überholspur. Die Wirtschaft wächst und die Bevölkerung hat quasi unendlich viele Möglichkeiten im Konsumbereich. Das beflügelt auch die Digital-Branche. Neben Start-ups gibt es in China auch einige Big Starts, die mit viel Investment ausgestattet auf ein extrem innovationsfreudiges Publikum treffen. Bereits mehr als 700 Millionen Chinesen gehen online. Damit gibt der chinesische Markt Skalierbarkeit eine völlig neue Dimension.
Karl Krainer, Chief Thinker der Marken- und Digitalberatung Gedankenfabrik, hat drei unterschiedliche und spannende Unternehmensbeispiele aus dem Reich der Mitte herausgesucht, deren Verlauf man auf jeden Fall beobachten sollte.
Chinese Hottest: LeEco ist ein Paradebeispiel für ein Big Start. Mit dem Mindset eines Start-ups forciert das Unternehmen (LeEco) die Schaffung eines neuen Öko-Systems – mit der Symbiose aus Content und Devices. Gestartet mit Inhalten im Video-Streaming-Bereich hat LeTV, so heißt die Streaming-Plattform, eigens produzierte Soaps, Talentshows und Serienformate entwickelt. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch ein umfassendes Device-System, um den Nutzer immer und überall integriert und kontrolliert mit Inhalten bespielen zu können. Das reicht von TV-Sets über Smartphones bis hin zu Mobilitätsservices wie Elektroautos und Car Sharing. Und das in einem Markt, in dem die Nutzer ständig verrückt nach Innovationen und hungrig nach neuen Inhalten sind. Ich bin sicher, dass LeEco einer der großen Markttreiber werden wird.
Chinese Smart Solution: ZaiHuang monetarisiert die bisher in den sozialen Netzwerken noch nicht so wertgeschätzen Casual-Business-Verabredungen. ZaiHuang ermöglicht es Professionals, sich mit Gleichgesinnten und Experten aus verschiedensten Themenbereichen gegen Bezahlung bei einem Lunch oder Café zu treffen und auszutauschen. Mit 2,16 Millionen angemeldeten Nutzern und über 6.000 registrierten Experten ist der Erfolg dieses neuartigen Konzeptes nicht von der Hand zu weisen. Die Monetarisierung erfolgt übrigens direkt über eine Gebühr für jedes Gespräch. Die Kosten für ein Expertenlunch liegen im Durchschnitt bei 300 bis 500 Renminbi (umgerechnet 40 bis 65 Euro). Als Business-Dating-Service in einem Land, in dem „Guanxi“ (das persönliche Netzwerk eines Menschen), einflussreiche Kontakte und Geld eine wichtige Rolle spielen, steht ZaiHuang sinnbildlich für Geschäftsbeziehungen in China. Die App überträgt das Guanxi-Geschäftsgebahren ins Digitale und erfreut sich großer Beliebtheit. Fragt sich, warum Xing oder LinkedIn so ein Feature noch nicht anbieten?
Chinese (Hidden) Champion: TuJia ist das chinesische Pendant zu Airbnb. Rekord waren 56.000 gebuchte Übernachtungen am 5. August dieses Jahres. Der Fokus liegt auf dem Servicebereich, um dem anspruchsvollen chinesischen Konsumenten auch Butler oder Kochdienste zur Verfügung stellen zu können. Vertrauen ist das wichtigste Markenmerkmal. Interessant ist das Schwergewicht für chinesische Touristen bei Auslandsreisen (die gerne auch mit der gesamten Familien unterwegs sind), zurzeit vor allem im asiatischen Raum. Man darf gespannt, wann Europa auf der Roadmap ist. Wahrscheinlich früher als die Eröffnung des neuen Berliner Flughafens.
Neben den vielen spannenden Start-ups gibt es in China aber noch einen weiteren Watch-out: die Chinesische Regierung. Klingt vielleicht seltsam, ist aber ziemlich spannend unter zwei Aspekten: zum einen unter dem Aspekt der starken Verankerung der Digitalisierung im 13. Fünf-Jahres-Plan Chinas, zum anderen des Einsatzes von modernen Medien zur aktiven Kommunikation dieses Plans – siehe “‘The 13 WHAT’ Video”.
Vor allem das Geben und Nehmen zwischen der Regierung und den großen Marktteilnehmern ist enger verwoben als in anderen Märkten. Zum Beispiel werden Merger von der Regierung nicht nur beaufsichtigt, sondern aktiv angegangen. Die chinesische Regierung ist somit einer der wichtigsten Player in der digitalen Landschaft Chinas.
Über den Autor:
Karl Krainer, Gründer und Chief Thinker, sieht in der Marken- und Digitalberatung Gedankenfabrik einen neuen Beratungsansatz im digitalen Zeitalter. Er verbindet reichlich pre-digital Erfahrung (10 Jahre bei FMCG-Firmen wie P&G, Apollinaris&Schweppes, Coca-Cola) und mehr als 10 Jahre „digital experience“ bei Internetpionierfirmen wie eBay, Google und Start-ups (dealtime, seatwave, radio.de). Mit diesem Know-how hat er in der jetzigen post-digitalen Phase 2010 die Gedankenfabrik gegründet.