Gastbeitrag von Manuel Meurer
So arbeiten Startups erfolgreich mit Freelancern zusammen
Neben festangestellten Entwicklern sollten Freelancer ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Startup-Teams sein! Aber viele Startups haben noch Berührungsängste mit den “Freien” und wissen nicht richtig, wie sie mit ihnen umgehen sollen. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, wenn man einige Regeln befolgt.
Die meisten Startups suchen händeringend Entwickler! Die Nachfrage ist in den Großstädten mittlerweile sehr viel größer als das Angebot und daran wird sich auch voraussichtlich in den nächsten Jahren nichts ändern.
Trotzdem suchen die meisten Startups ausschließlich festangestellte Entwickler und keine Freelancer. Oft gibt es sogar regelrechte Vorurteile gegenüber ”freien” Entwicklern, meist basierend auf Horrorgeschichten über Freelancer, die nach ein paar Wochen Arbeit und den ersten bezahlten Rechnungen auf einmal wie vom Erdboden verschluckt waren.
Dabei sind die meisten Freelancer fleißige und engagierte Menschen und mögen darüber hinaus eine längerfristige Zusammenarbeit mit einem guten Kunden lieber als mehrere kleine Aufträge.
Die drei häufigsten Fragen im Zusammenhang mit Freelance-Entwicklern sind…
Wo finde ich einen Freelance-Entwickler?
Das erste Problem, das viele Startups haben, ist überhaupt mit Freelance-Entwicklern in Kontakt kommt. Der übliche Weg über eine Job-Ausschreibung und eventuell die Zusammenarbeit mit einem Recruiter oder Personalverrmittler führt nur selten zum Erfolg, denn der Großteil der Freelancer findet neue Kunden über private bzw. berufliche Kontakte. Daher macht es immer Sinn, zuerst im eigenen Netzwerk, insbesondere bei anderen Entwicklern, anzufragen, ob sie einen zuverlässigen Freelancer-Kollegen kennen.
Ein Mittelweg zwischen der persönlichen Anfrage im eigenen Netzwerk, bei der es eher dem Zufall überlassen ist, ob sich jemand findet oder nicht, und der Beauftragung eines Recruiters ist die Anfrage bei einem Freelancer-Netzwerk. Das ist für Firmen meist kostenlos und eine gute Option, um schnell geeignete Kandidaten zu finden.
Darüber hinaus gibt es die XING-Gruppe “Freiberufler Projektmarkt” mit mittlerweile über 160.000 Mitgliedern und auch mehrere Facebook-Gruppen zu Startup-Jobs in allen größeren deutschen Städten, bei denen es sich immer lohnt, eine nett formulierte Anfrage zu posten.
Wie finde ich heraus, welcher der richtige Freelance-Entwickler für mich ist?
Wenn man nun mit einem oder mehreren interessierten Freelancern in Kontakt ist, wie kann man sicherstellen, daß er auf fachlicher und auch sozialer Ebene für die anstehenden Aufgaben und die Zusammenarbeit mit dem eigenen Team gewappnet ist?
Wenn der Freelancer in der eigenen Stadt beheimatet (oder reisewillig) ist, sollte man sich zuerst im eigenen Büro oder einem ruhigen Restaurant treffen und mindestens eine Stunde miteinander verbringen, in der man über die eigene Firma, das Team und die anstehenden Aufgaben spricht. Dabei ist es am wichtigsten daß der Freelancer sich sympathisch und an der eigenen Firma und den technischen Aufgaben interessiert zeigt – so banal das klingt. Ein Warnsignal hingegen ist es, wenn sich der Freelancer nicht für die eigentlichen Aufgaben, sondern z.B. mehr für die eigene Rechnungsstellung interessiert – auch ein Thema, das offen besprochen werden muss, aber sicherlich nicht das wichtigste.
Wenn es nach dem ersten Treffen vom Bauchgefühl her stimmt, sollte ein kurzes Testprojekt der nächste Schritt sein. Dies kann von einem Tag bis zu einer Woche lang sein und man sollte dafür eine Aufgabe auswählen, die nicht zu kompliziert, aber auch nicht zu simpel ist. Es sollte explizit mit dem Freelancer vereinbart werden, daß man nach dem Testprojekt entscheidet, ob man längerfristig zusammenarbeiten will – sowohl von Seite des Startups als auch des Freelancers aus. Dabei sollte man eine Absage nach einem Testprojekt gut begründen können, ein einfaches “es hat einfach nicht gepasst” wäre der Situation nicht angemessen. Die meisten Freelancer können mit negativem Feedback, wenn es ehrlich gemeint und neutral formuliert ist, gut umgehen!
Welche Tools brauche ich, um bestmöglich mit Freelancern zu arbeiten?
Eine der Haupteigenschaften, die Freelancer so attraktiv machen, ist Flexibilität. Ein guter Freelancer ist es gewohnt, sich schnell in die unterschiedlichen Tools, Systeme und Arbeitsweisen seiner Kunden einzuarbeiten.
Trotzdem sollte man als Startup sichergehen, daß einige essentielle Tools benutzt werden, um dem Freelancer eine gewisse “Infrastruktur” zu bieten und so ihm und auch sich selbst das Leben leichter zu machen.
Sehr wichtig ist es, ein Ticketsystem zu benutzen, in dem alle anstehenden neuen Features und auch Bugs eingetragen werden. So können dem Freelancer einfach einzelne Tickets zugewiesen und entsprechend detailliert erklärt werden, und der Freelancer kann direkt im Ticket Nachfragen stellen. Populäre Ticketsysteme sind JIRA, Pivotal Tracker, Asana oder Trello.
Ebenso wichtig wie ein Ticketsystem ist ein Team-Chat-Tool wie z.B. Slack. So hat ein Freelancer bei auftretenden Fragen immer einen Ansprechpartner und fühlt sich, auch wenn er “remote” arbeitet, als Teil des ganzen Teams.
Das dritte fundamentale Tool ist ein Source-Control-System, durch das der Freelancer Zugriff auf alle Teile des Source-Codes hat, mit dem er arbeiten muss. Optimal ist ein Source-Control-System mit einer grafischen Oberfläche wie GitHub, Bitbucket oder GitLab, so daß der Freelancer sich schnell und einfach in die Historie des Source-Codes einarbeiten kann.
Natürlich gibt es weitere Fragestellungen bei der Zusammenarbeit mit Freelance-Entwicklern, aber wenn man diese Tipps befolgt, sollte einem guten Start zumindest nichts mehr im Wege stehen!
Zum Autor
Manuel Meurer ist Gründer von Uplink, dem Netzwerk für professionelle Freelance-Entwickler. Uplink ist eine faire Alternative zu IT-Recruitern und verknüpft Firmen und IT-Freelancer schnell und effektiv.
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