“Nicht unbedingt die erstbeste Lösung wählen”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Sein eigener Chef zu sein macht unheimlich viel Spaß. Klar, man hat als Chef unglaublich viel Verantwortung, gleichzeitig aber auch wahnsinnig viel Gestaltungsspielraum und Autonomie. Das genieße ich sehr.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Felipe Ogibowski und ich haben gemeinschaftlich mit Friedrich A. Neuman und Marius Schulze das Geschäftsmodell zu IconPeak entwickelt. Wir haben alle einen Hintergrund im Performance Marketing. Anfang 2013 haben wir uns zusammengesetzt und über den aufstrebenden Markt des Mobile Advertisings gesprochen. Dabei ist uns schnell bewusst geworden, dass viele Werbeplattformen nicht die Transparenz und Endergebnisse gewährleisten konnten, die sich Werbetreibende, in diesem Fall App-Hersteller, wünschen. Das motivierte uns eine umfassende und facettenreiche performance-basierte Werbeplattform für Mobile zu bauen.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Neben der Startfinanzierung von MAKERS haben wir keine weiteren Investitionen erhalten. Dieses organische Wachstum macht uns stolz und erlaubt uns auch weiterhin Entscheidungen selbständig zu treffen und Strategieanpassungen unbürokratisch zeitnah in die Wege zu leiten.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Da wir 70 Tage nach unserer Gründung bereits profitabel waren, muss man rückblickend sagen, dass unser Start einfacher war als gedacht. Die größte Herausforderung bleiben jedoch die ständig wachsenden Anforderungen unserer Kunden.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde die ein oder andere schwierige Situation etwas relaxter und bedachter angehen und nicht unbedingt die erstbeste Lösung wählen, um das Problem aus dem Weg zu bekommen.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Um unsere internationalen Kunden zu treffen haben wir von Anfang an regelmäßig weltweit relevante Messen und Konferenzen besucht. Die beste Eigenwerbung ist allerdings ständig qualitative Arbeit für unsere bestehenden Kunden zu liefern und dadurch an Neukunden empfohlen zu werden.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Da ich für sämtliche bürokratischen und administrativen Tätigkeiten bei IconPeak verantwortlich bin nenne ich unseren Investor Friedrich A. Neuman. Er hat mir die Angst vor neuen, unbekannten Aufgaben genommen und mich frühzeitig wichtigen Experten vorgestellt.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Der Weg nach oben ist steinig und langwierig. Vermeidet mehr Geld als nötig aufzunehmen. Arbeitet akribisch an eurem Produkt und sucht die Interaktion mit euren Kunden. Seid geduldig und seid euch bewusst, dass euch euer Startup alles abverlangen wird. Seid bereit alles zu geben. Teilzeitunternehmertum funktioniert nicht. Habt keine Angst zu scheitern, es gehört dazu.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Da wir als profitables Start-Up einen Großteil unseres Gewinns in fortlaufendes Wachstum reinvestieren würde ich Steuerentlastung für die ersten 5 Jahre ansprechen. Start-Ups sind heute schon eine treibende Kraft in der Schaffung neuer Arbeitsplätze in Deutschland. Dadurch wird der Sozialstaat ausreichend mitfinanziert.
Darüberhinaus wäre es für die Gründungsphase wünschenswert leichter an staatlich subventionierte Investitionen zu gelangen, um die finanziellen Sorgen der Anfangszeit zu minimieren.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich würde in einer führenden Funktion eines Unternehmens arbeiten, das mobile Apps herstellt. Smartphones sind das erste Medium der Geschichte, das in rasanter Geschwindigkeit fast die ganze Menschheit erreicht hat. Über Apps hat man darüberhinaus den engsten Kontakt zu Usern und kann sie viel individueller ansprechen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei der Onefootball GmbH aus Berlin. Ich bin sehr Fussball begeistert und nutze ihre App schon seit Jahren.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich bin ein sehr zukunftsorientierter Mensch. Nichtsdestotrotz, würde ich als großer Liebhaber der französischen Sprache gerne einmal in das Paris des 17. Jahrhunderts reisen und mich zusammen mit Molières “Lächerlichen Preziösen” in einem Kaffeehaus treffen, um die absurde Aristokratie der damaligen Zeit zu analysieren.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Als Investition ein Apartment in Berlin kaufen und es mit hübschen Möbelstücken und Dekoration ausstatten, eine große Party für Freunde organisieren, einen Teil für etwaige zukünftige Gründungen zurücklegen und spenden für Kinder, die nicht das Glück haben in so behüteten Verhältnissen groß zu werden mit freiem Zugang zu Bildung, wie ich es hatte.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Am liebsten in einer anderen europäischen Stadt, da mich die Vielfalt Europas fasziniert. Neue Städte und Leute kennenzulernen inspiriert mich. Dank der zentralen Lage Berlins, sind viele Destinationen auch für ein Wochenende zu erreichen.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Den Dalai Lama würde ich gerne treffen, auch wenn es dann wahrscheinlich ein Wasser oder Tee wäre. Ich denke, dass seine Menschenkenntnis und Philosophie auch einem Gründer eines internationalen Unternehmens viel Rat mit auf den Weg geben kann.
Zur Person
Gunnar Kämpgen studierte International Business an der Avans Hogeschool Den Bosch in Holland. Bevor er im Jahr 2013 zusammen mit Felipe Ogibowski IconPeak (www.iconpeak.com) gründete war er für Glispa, zuletzt als Head of Network Operations, tätig.