Startup-Paket in Österreich – Signalwirkung für Berlin?
Das neue Start-up Paket hat in Österreichs Startup-Szene für ordentlich Wirbel gesorgt: Worum geht es dabei?
Es geht um das bisher größte Commitment der österreichischen Regierung, die Rahmenbedingungen für Start-ups zu verbessern und damit Gründen einfacher und attraktiver zu machen. Seit Jahren versucht die Start-up Community, der Politik die Dringlichkeit von Änderungen klar zu machen, und war bis vor kurzem auf taube Ohren gestoßen. Erst mit dem neuen Bundeskanzler, der ‘Start-ups zur Chefsache’ erklärt hat, wurde innerhalb von knapp 1,5 Monaten ein Maßnahmenpaket erstellt und vor kurzem beschlossen. Der Umfang des Paketes ist tatsächlich überraschend. Konkret handelt es sich um 12 Maßnahmen, die kurz- und mittelfristig für einen „Push“ sorgen sollen. Besonders hervorzuheben sind die Risikokapitalprämie für Investoren (ähnlich wie im deutschen Modell), die Reduktion der Lohnnebenkosten und die Aufnahme von Programmierern auf die Mangelberufsliste. Damit können zum Beispiel ausländische Programmierer deutlich einfacher zu einem Visum bzw. einer Arbeitsgenehmigung bei Start-ups kommen.
Warum war es notwendig, dieses Paket an den Start zu bringen bzw. wo lagen die Defizite im Start-up-Bereich?
Österreich – insbesondere Wien – hat eine pulsierende und aufstrebende Start-up Szene. Es gibt eine ausgezeichnete Förderlandschaft und viele aktive Business Angels bzw. einen relativ einfachen Zugang zu Frühphasenfinanzierung. Eine Folgefinanzierung ist allerdings schwieriger, die Lohnnebenkosten sind hoch und die Politik hat die Rolle von Start-ups als Innovations- und Jobmotoren noch nicht ganz erfasst. Damit kann dieses Paket nur die erste von vielen Maßnahmen sein, die Unternehmertum in Österreich einfacher macht.
Wer waren die zentralen Akteure und wie sehr war AustrianStartups an diesem Paket beteiligt?
Den Ausgangspunkt für dieses Paket bildete eine Gründerlandstrategie von Staatssekretär Harald Mahrer, die von Anfang an die Start-up Community eingebunden hat. Außer einem neuen Crowdfunding Gesetz hatte sie allerdings nur wenig Impact. Erst der neue Bundeskanzler Christian Kern brachte im Mai frischen Wind in die Start-up Thematik, und schnürte mit Staatssekretär Mahrer das nun vorliegende Start-up Paket. Auf diesen letzten Metern, 1,5 Monate vor Beschluss, waren besonders die AAIA rund um Hansi Hansmann, Selma Prodanovic und Werner Wutscher, die junge Wirtschaft, i5invest, Speedinvest und natürlich AustrianStartups durch Konzepte, Ideen und unzählige Hintergrundgespräche beteiligt.
Wie beurteilen Sie dieses Paket persönlich, was sind Ihre Erwartungen?
Ich war überrascht und habe mich gefreut, dass sich die Regierung auf ein so großes Paket geeinigt hat, weil im Vorfeld die Zeichen nicht gut gestanden sind. Jetzt sehe ich aber die Regierung gefragt. Den Worten müssen Taten folgen, denn es geht jetzt um die „Execution“: wie werden die einzelnen Maßnahmen konkret umgesetzt und was sind die nächsten langfristigen Schritte?
Welche Konsequenzen wird es für das Ökosystem haben?
Dieses Paket ist vordergründig als erster Impuls zu sehen. Es gilt abzuwarten, wie die Förderungen umgesetzt werden bzw. abgerufen werden können und welche weiteren Schritte von der Politik unternommen werden. Prinzipiell können wir uns aber erwarten, dass es für Startup-Gründer ein Stück einfacher wird zu gründen.
Wie hoch schätzen Sie die Signalwirkung für Österreich in Bezug auf Investoren ein?
Diese politischen Maßnahmen sehe ich eher als einen Teil der positiven Nachrichten, die in den vergangenen Monaten (Speedinvest2, Shpock- und Runtastic-Exit, etc.) aus Österreich gekommen sind.
Ihre Einschätzung bitte: Wird das Paket auch Auswirkung für die deutsche Start-up Landschaft haben, wenn ja, welche?
Ich sehe drei mögliche Felder. Erstens: Je nachdem wie die Förderungen ausgestaltet werden, könnte man sich für eine Gründung in Österreich oder sich bspw. ein Investor für ein Investment in Österreich entscheiden. Zweitens: Der Beschluss des Startup-Pakets kann eine Signalwirkung an deutsche Politiker sein, die Rahmenbedingungen für Start-ups attraktiver zu machen. Drittens: Durch die aktive Einbindung der Start-up-Community in den Prozess könnte das – nach gelungener Umsetzung – ein Best Practice für eine erfolgreiche Ökosystem Entwicklung sein.
Wie sehr wird Europa von dem Paket profitieren und welche Rolle wird Österreich künftig für junge Gründer spielen?
Österreich ist damit ein weiterer Baustein für ein Start-up freundliches Europa gelungen und könnte sich in Zukunft tatsächlich als attraktiver Gründungsplatz für außereuropäische Gründer positionieren.
Über AustrianStartups
AustrianStartups ist eine neutrale und unabhängige Plattform, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Start-Szene in Österreich zu stärken und noch sichtbarer im europäischen Umfeld zu machen. Gegründet wurde AustrianStartups 2013 durch Christoph Jeschke, Vlad Gozman, Patrick Manhardt, Adiam Emnay, Can Ertugrul und Daniel Cronin.
In unserem Themenschwerpunkt Österreich beschäftigen wir uns ausgiebig mit der Gründerszene in der schönen Alpenrepublik.
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