Von Christina Cassala
Freitag, 29. Juli 2016

“Ich weiß, wie unfair der Vermietungsprozess abläuft”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Nicolas Jacobi von Immomio.

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Für mich ist es ein sehr erfüllendes Gefühl morgens aufzustehen und zu wissen, dass jeder Gedanke und jede Minute am Laptop, Telefon oder beim Kunden unmittelbaren Einfluss auf den Erfolg meines Unternehmens hat. Das treibt mich an und gibt mir Kraft.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee kam mir bereits im Jahr 2011, als ich auf Wohnungssuche war. Dort habe ich am eigenen Leib erfahren, wie unfair und ineffizient der Vermietungsprozess oftmals abläuft. Mir war bewusst, dass dies nicht die Zukunft sein würde und so habe ich, gemeinsam mit meinen Mitgründern, angefangen an alternativen, digitalen Vermietungsprozessen zu arbeiten. Erst jedoch die Einführung des Bestellerprinzips 2015 war die Initialzündung, da hierdurch die Akzeptanz am Markt für digitale Vermietungsunterstützung gestiegen ist.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Bis zum Launch im Juni 2015 haben meine beiden Mitgründer und ich den Aufbau und die Entwicklung des Unternehmens aus eigener Tasche finanziert. Seit Juli 2015 haben sich zwei Business Angels beteiligt, die das Wachstum von Immomio finanzieren.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Die richtigen Leute an Bord zu bekommen, war die größte Herausforderung. Denn die Idee kann noch so gut sein, wenn das Team nicht stimmt. Am Ende haben wir eine super Mischung aus erfahrenen und hungrigen Entwicklern und Immobilienexperten gefunden.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde noch mehr Risiko gehen. Mehr Geld in die Hand nehmen, um noch schneller zu lernen und zu wachsen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Unsere Zielgruppe sind Immobilienverwaltungen und Wohnungsgesellschaften. Da sind klassische B2B-Makertingwerkzeuge gefragt. Messen, Veranstaltungen von Branchenverbänden oder der Direktvertrieb sind in dieser, noch hochgradig offline orientierten, Zielgruppe wichtig. Aber auch Online-Marketing über Newsletter, soziale Netzwerke oder Blogs gewinnt an Bedeutung.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine beiden Mitgründer Nico Vogelsberger und Johannes Hiemer waren in dieser Phase entscheidend, da sie bereits Gründererfahrungen vorweisen konnten, die sie in die Gründung von Immomio eingebracht haben. So ging dieser Prozess sehr zügig und reibungslos.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Sucht euch Mitstreiter, die euren Spirit teilen, aber unterschiedliche Kompetenzen und Fachbereiche haben. Es gibt nichts Schlimmeres als ein Gründerteam aus drei BWLern, die alle Geschäftsführer spielen wollen.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Klar, gibt es Nachholbedarf bei der Förderung junger IT-Unternehmen. Lieber würde ich aber mit unserer Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau Prof. Dr. Johanna Wanka, sprechen. Wir brauchen mehr Mittel für die Bildung, um den Gründungsstandort Deutschland langfristig attraktiv zu machen.

Bei zu vielen Startups scheitert es schon daran kompetente und bezahlbare Entwickler zu finden. Wenn Berufsanfänger aus der IT Gehaltsforderungen jenseits der 50.000 € stellen, ist dies ein klares Zeichen für zu wenig Nachwuchs. Hier muss dringend nachgebessert werden.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Aktuell würde ich sicher mein Augenmerk ausschließlich auf meine Vorbereitung für die olympischen Spiele in Rio mit der Hockey Nationalmannschaft legen. Wahrscheinlich wäre es, dass ich nach den Spielen wieder im Finanzsektor arbeiten würde, wo ich auch schon tätig gewesen bin.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Uber

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die 70er! Wenn man Filme aus diesem Jahrzehnt sieht, kann man nur zu dem Urteil kommen, dass alle immer gute Laune hatten und gefeiert wurde.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde jeden Cent in Immomio stecken

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Nach einem Sieg im Bundesligaspiel mit meinem Hockeyteam UHC Hamburg genieße ich ein paar Kaltgetränke in der Sonne auf der Clubterrasse mit Freunden und lasse den Abend bei einem Abendessen mit meiner Freundin ausklingen.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Angela Merkel

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Nicolas Jacobi studierte zunächst Business Administration und arbeitete parallel bei der Privatbank Donner & Reuschel, ehe er Immomio gründete. Seit 2011 ist Jacobi Spieler der Nationalmannschaft im Hockey und gewann mit seinem Team die Goldmedaille Olympia 2012 in London.

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