Frank Westermann von mySugr im Interview

Österreich: “Die Leute sind alle sehr zugänglich”

"Ich würde Österreich und Schweiz als relativ einfach zugängliche Märkte immer mitnehmen. Der Markt ist in vielem dem deutschen Markt nicht unähnlich. Auch das Rechtssystem ist sich sehr ähnlich. Zudem bekommt man relativ einfach acht Millionen neue potentielle Kunden", sagt mySugr-Gründer Frank Westermann.
Österreich: “Die Leute sind alle sehr zugänglich”
Mittwoch, 20. Juli 2016VonChristina Cassala

Was wäre Österreich ohne Mozart, Sisi und Alpenromantik? Für Touristen sicherlich um einige Attraktionen ärmer, aber für junge Gründer und Unternehmer ist das Nachbarland mittlerweile viele mehr als nur ein Urlaubsland oder Lebensgefühl mit Schmäh und Sachertorte.

Längst hat sich in Österreich eine dynamische Start-up Kultur entwickelt. Das haben auch die Investoren gemerkt und ihr Auge auf Städte wie Wien, Linz, Innsbruck oder Graz geworfen. In unserem Themenschwerpunkt Österreich beschäftigen wir uns in lockerer Reihenfolge ausgiebig mit der Gründerszene in der schönen Alpenrepublik.

“Wenn es starke lokale Player gibt, dann sollte man es sich lieber zweimal überlegen”

Im Interview mit deutsche-start-ups spricht Frank Westermann (Foto: links), Gründer von mySugr, über die Konkurrenzsituation in Österreich.

Warum sollte ein Gründer auch nach Österreich expandieren?
Generell ist der Markt in vielem dem deutschen nicht unähnlich. Auch das Rechtssystem ist sich sehr ähnlich. Zudem bekommt man relativ einfach 8 Millionen neue potentielle Kunden. Ob es wirklich Sinn macht, nach Österreich zu gehen, kommt letztendlich stark auf das Business an. Wenn es bereits starke lokale Player gibt, dann sollte man es sich lieber zweimal überlegen.

Wie gut schätzen Sie die Investorenlandschaft in Österreich ein?
Sie ist generell zu klein. Es gibt nur einen wirklich relevanten VC – Speedinvest – und einige Business Angels. Das Gute ist jedoch ist, dass man daher relativ schnell Anschluss zur Szene findet und die Leute alle sehr zugänglich sind.

Welches sind die größten Unterschiede innerhalb der Startup-Ökosysteme Deutschland und Österreich?
Die Größe. In Österreich ist alles zehn Mal kleiner als in Deutschland. In Bezug auf die Überschaubarkeit des Marktes ist das gut und es ist relativ einfach, sich zurechtzufinden und die richtigen Leute kennenzulernen. Gleichzeitig hat es aber auch den Nachteil, dass es ein Limit in Bezug auf Marktpotential und Zugang zu Kapital gibt.

Was sind die wichtigsten Veranstaltungen, die ein Deutscher in Österreich besuchen sollte?
Vor allem das Pioneers Festival. Dort sind alle relevanten Leute aus Österreich an einem Ort: nationale und internationale Investoren und Start-ups. Außerdem der Austrian Start-Up Stammtisch. Der Name ist etwas verwirrend: Es handelt sich hierbei um eine monatliche Veranstaltung mit manchmal über 100 Teilnehmern. Das ist eher wie eine Art Meet-Up.

Für welche Business-Modelle lohnt es sich für Deutsche, nicht nach USA zu expandieren, sondern nach DACH oder in die Region CEE?
Ich würde Österreich und Schweiz als relativ einfach zugängliche Märkte immer mitnehmen. Die USA sind immer eine Art Neugründung, da sich Markt der so stark von Deutschland unterscheidet: sowohl rechtlich als auch von der Größe und der Mentalität her.

Sehen Sie Unterschiede in der Gründungsmentalität zwischen Österreich und Deutschland?
Da sind sich Deutsche und Österreicher wieder kulturell eher einig. Auch wenn in Österreich Start-ups in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit bekommen – auch von der Politik – gibt es jetzt keinen großen Gründungsrausch oder eine Gründungswelle. Man ist nach wie vor Innovationen gegenüber eher skeptisch, eher pessimistisch als optimistisch und im Schnitt auch nicht „entrepreneurial“. Aber die Hoffnung besteht mehr denn je, dass sich das ändert. Große Exits wie Runtastic oder Shpock helfen dabei sicher.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.