Von Team
Donnerstag, 7. Juli 2016

So finden Solopreneure das passende Geschäftsmodell

Deine Persönlichkeit, Dein Lebensstil und das, was Dir persönlich im Businessleben wichtig ist, bestimmen den Rahmen Deines Solopreneur-Geschäftsmodells. Auch wenn all dies eher weiche Faktoren sind, solltest Du sie neben einer soliden Marktanalyse in jedem Fall ausführlich durchdenken.

Solopreneure gelten als eine eigene Spezies unter den Startups. Anstatt im Team agieren sie als Einzelkämpfer. Und das schlägt sich auch in den Geschäftsmodellen wider, die sich für den einzelnen Solopreneur anbieten.

Während größere Unternehmen und Investoren zum Entwickeln neuer Geschäftsmodelle etliche Marktstudien wälzen und nach den angesagtesten Startup-Geschäftsmodellen fahnden, steht für Solopreneure etwas anderes im Mittelpunkt: Die Persönlichkeit des Gründers.

Dieser Artikel bietet Dir einen kleinen Einblick in mein neues Ebook “Der Geschäftsmodell-Fahrplan” und zeigt, warum Du Dich als Solopreneur nicht allein auf klassische Marktanalysen stützen solltest, und welche Kriterien stattdessen für Dich interessant sind, wenn Du Dir ein Business aufbauen willst, das wirklich zu Dir passt.

Reine Marktfixierung für Solopreneure ungeeignet

In meinem Wirtschaftswissenschaft-Studium habe ich den Markt und seinen Bedarf als das zentrale Kriterium kennengelernt, wenn es um die Beurteilung von Geschäftsmodellen geht. Die klassische Lehre sucht nach Modellen, die zum Markt passen. So geeignet dieser Ansatz auch für viele Arten von Unternehmen sein mag, für Solopreneure ist er es nicht. Klassische Kriterien wie das Marktvolumen und sein Wachstum bringen einem Solo-Gründer aus zwei Gründen nicht sonderlich viel:

* Nischenmärkte: Als Solopreneur bist Du nicht auf große Märkte angewiesen. Denn um ein richtig gutes Einkommen zu erzielen, genügt für Dich als Einzelkämpfer auch eine kleine Marktnische, die für Dich funktioniert und die zu Dir passt.

* Die Marktanteils-Falle: Auch wenn es einfach erscheint, dass in einem Milliardenmarkt lediglich ein minimaler Marktanteil ausreicht, um ein stattliches Unternehmen aufzubauen, führt diese Betrachtung Solopreneure in die Irre. Denn die entscheidende Frage liegt nicht in Marktanteilsprozenten, sondern in absoluten Zahlen, sprich: Wieviel Umsatz kannst Du mit einem Kunden machen, und wieviele Kunden kannst Du mit welchen Marketingkanälen gewinnen? Ohne dieses Marketingwissen und entsprechende Kanäle, die Du auch zu vertretbaren Kosten bedienen kannst, haben große Märkte für Dich keinen Wert.

Auch Marktzyklen werden gern überschätzt. Als wir beispielsweise mit dem Aufbau unseres Startups MeinSpiel anfingen, herrschte gerade Weltwirtschaftskrise. Diese ging im täglichen Geschäft aber vollkommen an uns vorbei, und so konnten wir unser Geschäftsmodell in aller Ruhe auf die Schiene setzen. Nur weil das aktuelle Wirtschaftsklima gerade mal auf dem absteigenden Ast ist, heißt das noch lange nicht, dass Du nicht in einzelnen Märkten erfolgreich einsteigen kannst.

Passt Du zu Deinem Markt?

Grundvoraussetzung ist natürlich eine gewisse Marktkenntnis, um Vorteile gegenüber dem Wettbewerb zu entwickeln und ausspielen zu können. Wer als Solopreneur in seinem Markt aber wirklich erfolgreich sein will, sollte sich vor allem auf Märkte stürzen, die auch zu ihm als Persönlichkeit passen. Bei jeder Geschäftsidee gilt es also zu hinterfragen:

* Ist der Markt für Dich inhaltlich so reizvoll, dass Du diesen langfristig bedienen willst?
* Wie gut kennst Du die Kunden des Marktes, also Deine Zielgruppe?
* Und: Hast Du wirklich Lust auf diese Leute?

Die Beantwortung dieser Fragen ist entscheidend für den wichtigsten Motor Deiner Arbeit, nämlich Deine dauerhafte Motivation. Große und umsatzträchtige Märkte mögen auf den ersten Blick lukrativ erscheinen, nur was bringt Dir das, wenn Du nach einem Jahr von Deinen Kunden genervt bist und merkst, dass diese in einer Dir vollkommen fremden Lebenswelt unterwegs sind?

Wirf Deine Persönlichkeit in die Waagschale

Anders als bei großen Teams steht die individuelle Persönlichkeit des Solopreneurs bei seinen Geschäftsmodellen viel stärker im Fokus. Neben dem Aufrechthalten der Motivation kannst Du so als Solopreneure starke Wettbewerbsvorteile erarbeiten und Kunden finden, die zu Dir passen. Die Persönlichkeit als Konstrukt aus Interessen, Fähigkeiten, Wissen und Netzwerk sollte idealerweise mit dem Geschäftsmodell verknüpft sein. Was heißt das im Einzelnen:

* Interessen: Welche Hobbys hast Du? Bist Du ein Fan von irgendwas? Zu welchen Themen liest Du gern? Welchen Beschäftigungen konntest Du in Deiner Jugend stundenlang nachgehen, ohne dass Dir langweilig wurde?
* Netzwerk: Auch (und gerade) als Solopreneur sind Partner notwendig. Welche Kontakte finden sich in Deinem Netzwerk, die für Deinen anvisierten Markt hilfreich sein könnten? Das können auch ganz lockere Kontakte sein. Ein Treffen beim Kaffee lässt sich meist irgendwie arrangieren, wobei Du wichtiges Insider-Wissen aus einzelnen Märkten oder Branchen bekommen kannst.
* Fähigkeiten: Denke hier nicht nur an formale Fähigkeiten aus Deiner Ausbildung oder Deinem Studium. Was ist Dir in den letzten Jahren gut grundsätzlich gelungen? Wofür wurdest Du gelobt? Versuche Muster in diesen Einzelereignissen zu finden, um daraus generelle Fähigkeiten abzuleiten, auf die Du in Deinem Business bauen kannst.
* Wissen: In welchen Themen kennst Du Dich gut aus? Welches Wissen aus einzelnen Branchen hast Du schon (beispielsweise durch Jobs)?

All diese Fragen für sich selbst zu beantworten braucht normalerweise etwas Zeit. Diese Zeit solltest Du Dir nehmen, um schließlich alles zusammenzuführen. Bilde Schnittmengen zwischen Deinen Interessen, Deinem Netzwerk, Deinen Fähigkeiten und Deinem Wissen. Prüfe, welche Märkte und Geschäftsmodelle sich gut damit vereinbaren lassen. Klar kannst Du davon nur einen kleinen Teil gebrauchen, doch es lohnt sich genau diesen zu identifizieren, um daraus ein Geschäftsmodell zu finden, mit dem Du langfristig glücklich bist und erfolgreich sein kannst.

Setze eigene Kriterien

Ein Solopreneur-Geschäftsmodell sollte sich neben Deiner Gründerpersönlichkeit auch an selbst gesetzten Kriterien messen lassen. Denn warum solltest Du Dir ein Business aufbauen, dass am Ende nur schwerlich mit Deinem Lebensstil und Deinen persönlichen Zielen vereinbar ist? Je nachdem, was Dir im Leben und speziell im Businessleben wichtig ist, können solche Kriterien vollkommen unterschiedlich aussehen. Ich gebe mal ein paar mögliche Beispiele:

* Ortsunabhängigkeit: Du willst nicht an einen Ort gebunden sein? Dann strukturiere Dein Business so, dass Du deine Arbeit von jedem Ort der Welt managen kannst. Schaff´ Dir also am besten keine große stationäre Infrastruktur mit Maschinen etcetera an, sondern setze auf entsprechende Komponenten.
* Bootstrapping: Wenn Du selbst ins volle finanzielle Risiko gehst (was bei Solopreneuren oft der Fall ist), lass´ die Finger von Krediten und anderen Finanzierungen, die Dich in die Abhängigkeit von anderen treiben.
* Du als Teil der Zielgruppe: Willst Du Dich selbst als potenziellen Kunden Deines Business sehen? Für´s Marketing wäre dies sicher eine gute Voraussetzung.
* B2B vs. B2C: Hast Du Vorlieben zu Firmen- (B2B) oder Privatkunden? Das ist nicht unerheblich, denn gerade das Marketing und die Auftragsabwicklung können hier je nach Markt sehr unterschiedliche Anforderungen haben.
* Gemeinnütziges Business: Du möchtest, dass Dein Geschäftsmodell sozialen oder ökologischen Zwecken dient? Warum nicht?! Gerade hinsichtlich der Motivation von Dir und möglichen Partnern kann das ein treibender faktor sein.
* Nebenberuflich möglich: Du hast nebenher noch einen Job oder ein weiteres Business? Das ist in der Aufbauphase Deines neuen Geschäftsmodells sicher nicht leicht, jedoch für die Struktur Deines Geschäftsmodells definitiv nicht unwichtig.

Fazit
Deine Persönlichkeit, Dein Lebensstil und das, was Dir persönlich im Businessleben wichtig ist, bestimmen den Rahmen Deines Solopreneur-Geschäftsmodells. Auch wenn all dies eher weiche Faktoren sind, solltest Du sie neben einer soliden Marktanalyse in jedem Fall ausführlich durchdenken, wenn Du als Solo-Gründer an den Start gehst. Denn nur so kannst Du am Ende ein Business führen, das wirklich zu Dir passt, für das Du auch in einem Jahr noch brennen wirst, und das somit langfristig Spaß macht und erfolgreich ist.

In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen – siehe dazu auch “Einzelgründer sind keine schlechten Teamplayer” und “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“.

Zum Autor
Thorsten Kucklick ist sowohl Team-Gründer (MeinSpiel), als auch Solopreneur (UltraPress). Zum Thema Geschäftsmodelle hat er die Ebooks “Das 1.000-Startup” (kostenlos) und “Der Geschäftsmodell-Fahrplan” veröffentlicht (7 Euro Rabatt für Leser von deutsche-startups.de mit Gutscheincode “ebook-ds-7”).

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