Von Conny Nolzen
Montag, 4. Juli 2016

Mit Selfapy gegen Depressionen kämpfen

Selfapy bietet eine "Online-Thearpie" für psychisch erkrankte Menschen. Viele Patienten müssen oft Monatelang auf einen Termin bei einem Therapeuten warten, das ist nicht nur Nervenaufreibend sondern auch demotiverend. Zwei Psychologinnen aus Berlin wollen dies nun ändern.

Das Berliner Start-up Selfapy möchte Patienten helfen, ihre psychischen Erkrankungen online zu bekämpfen. “Für unsere Nutzer stellen wir die Ressourcen zur Verfügung, die sie benötigen, um die Depression zu bekämpfen und den Weg zurück ins Leben zu finden. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die Nutzung von online Selbsthilfeprogrammen wie Selfapy sehr hilfreich sein kann”, so heißt es auf der Startseite des Unternehmens, das von Digital Health Ventures unterstützt wird.

Dabei handelt es sich nicht um “Hobby-Psychologen” sondern um qualifiziertes Personal! “Unser Team besteht zum jetzigen Zeitpunkt hauptsächlich aus Psychologen und Tech-Freelancern. Wir verfügen zudem über ein Netzwerk von Therapeuten und Psychiatern verschiedener Schulen, die uns unterstützend und beratend zur Seite stehen”, so Co-Gründerin Katrin Bermbach die gemeinsam mit Nora Blum das Unternehmen gründete. Aktuell wird eine Wirksamkeitstudie vom UKE Hamburg durchgeführt, außerdem steht das Start-up bereits im Gespräch mit gesetzlichen und privaten Krankenkassen, welche Bermbach positiv stimmen.

Welches Problem wollen Sie mit Ihrem Selfapy lösen?
Im Prinzip möchten wir mit Selfapy drei Probleme lösen – Erstens: Die Versorgungslücke. In Deutschland muss man unglaublich lange auf einen Therapieplatz warten – in der Regel zwischen 3 und 6 Monaten. Mit Selfapy möchten wir die Menschen in dieser Zeit unterstützen und ihnen Werkzeuge an die Hand geben, die dabei helfen die Selbsthilfekräfte zu mobilisieren und der Depression entgegenzuwirken. Zweitens: Nachsorge. Viele Menschen, die sich in eine stationäre Behandlung – Klinik, Reha, etc. – begeben, fallen nach der Entlassung erneut in ein großes, manchmal sogar noch größeres Loch. Auch da bieten wir Unterstützung. Drittens: Endstigmatisierung. Von etwa vier Millionen Menschen in Deutschland, die von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, sucht etwa nur ein Drittel professionelle Hilfe auf. Die Dunkelziffer wurde hier nicht berücksichtigt. Wir wollen mit Selfapy auch dem Stigma den Kampf ansagen und dazu beitragen, dass psychische Erkrankungen wie zum Beispiel die Depression akzeptiert und als solche verstanden werden.

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet Selfapy ein Erfolg?
Weil wir aus den richtigen Gründen gegründet haben und die Problematik selbst erfahren haben – lange Wartezeiten, umstandardisierte Therapiesitzungen und das Stigma. Mit Selfapy haben wir die Möglichkeit nicht nur standardisierte Interventionsmöglichkeiten anzubieten, sondern auch die langen Wartezeiten sinnvoll zu nutzen und letztlich das Gesundheitssystem zu revolutionieren, psychische Gesundheit für jeden zugänglich zu machen und zu entstigmatisieren.

Wer sind Ihre Konkurrenten?
Unser Kurs basiert auf dem Prinzip der geleiteten Selbsthilfe, dazu gibt es auch andere Angebote. Was uns von den Standardangeboten unterscheidet ist, dass wir Telefongespräche begleitend zum Kurs anbieten und eine Community ähnlich Weight-Watchers zur zusätzlichen Unterstützung im Alltag aufbauen wie zum Beispiel Treffen von Betroffenen im geschützten Raum und gegenseitige Verknüpfung von Betroffenen. Auch bieten wir ab nächster Woche Folgekurse an, die verschiedene Interventionen vertiefen – wie Achtsamkeit, Stressmanagement.

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