Mosaik hilft Start-ups

Win-Win-Situation: Start-ups und Behindertenwerkstätten

Start-ups müssen viele Herausforderungen meistern. Zum Beispiel die, dass Geld für Angestellte fehlt und selbst studentische Hilfskräfte zu teuer sind. Hilfe finden Start-ups bei Mosaik, einer Werkstatt für behinderte Menschen. Dort kümmern sich Menschen um Bereiche wie Verpackung oder Versand. Damit ist beiden Seiten geholfen.
Win-Win-Situation: Start-ups und Behindertenwerkstätten
Dienstag, 28. Juni 2016VonYvonne Ortmann

Ende April feierte die Mosaik-Betriebsstätte in Berlin-Reinickendorf Jubiläum: Seit 30 Jahren arbeiten dort Menschen, die nicht auf Anhieb in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden können. Acht weitere Betriebsstätten betreibt Mosaik allein in Berlin. Nun entdecken immer mehr Start-ups die Möglichkeit für sich, mit den Werkstätten zu kooperieren. Dennis Kuck, Produktions-Bereichsleiter bei Mosaik, weiß warum: „Mosaik kann perfekt auf die verschiedenen Herausforderungen junger Start-ups reagieren.“ Was bedeutet das konkret?

Kein Mindestlohn, günstige Lagerhallen

Da ist zunächst einmal die Lohnfrage. „Unsere Werkstätten sind befreit von der Mindestlohn-Regelung“, erklärt Kuck. Stattdessen erhalten die Angestellten ein Arbeitsentgelt. Dies bedeute aber nicht, dass sie ausgebeutet würden, betont Kuck. Die Beschäftigten, die aufgrund ihrer Behinderung als „voll erwerbsgemindert“ gelten, erhalten neben ihrem Grundlohn und leistungsabhängigen Zusatzzahlungen auch staatliche Förderungen wie Renten, Grundsicherung und Wohngeld.

Für Start-ups ist der Verzicht auf Mindestlohn-Gehälter ein entscheidender Faktor. Dazu kommt, dass Start-ups die Mosaik-Werkstätten gegen geringe Mietkosten auch als Lagerraum für das eigene Produkt nutzen können. Das erspart jungen Unternehmen, teure (und oftmals zu große) Lagerhallen anzumieten. Die Produkte werden direkt in die Betriebsstätte geliefert, dort konfektioniert, verpackt und verschickt.

„Durch diese Arbeitsverteilung können wir uns stärker um den Vertrieb kümmern“, freut sich Gründer Julian Lechner. Mit seinem Start-up Kaffeeform stellt er Kaffeetassen aus Kaffeesatz her. Dabei übernimmt Mosaik nicht nur das Verpacken und den Versand, sondern sammelt auch den Kaffeesatz bei Berliner Cafés ein und trocknet diesen.

Flexible Zusammenarbeit, Nachhaltigkeits-Stempel

Diese Flexibilität ist auch für Kulau ein Grund, mit Mosaik zusammenzuarbeiten. Das Berliner Start-up vertreibt Kokosnuss- und andere Naturkost-Produkte. „Wir schätzen an Mosaik die Möglichkeit, auch Sonderwünsche zu realisieren“, berichtet Geschäftsführerin Josefine Staats. „Viele professionelle größere Lager sind dazu aus Kostenoptimierungsgründen nicht in der Lage.“ Ähnlich sieht es Martin Arning von Brotliebling, die seit der Gründung 2012 mit verschiedenen Behindertenwerkstätten zusammen gearbeitet haben: „Der Kontakt zu Mosaik ist sehr persönlich und auch Sonderwünsche oder spontane Planänderungen sind selten ein Problem. Es gibt genau die Flexibilität, die man in der Start-up-Phase benötigt.“

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Noch ein weiterer Punkt lässt derzeit immer mehr Start-ups auf Mosaik aufmerksam werden: die Trend-Themen Nachhaltigkeit und „Social Return“. Jedes bei Mosaik verpackte Produkt bekommt einen „fairpackt“-Aufkleber, der darauf hinweist, dass das Produkt nicht „aus einem Logistikzentrum stammt, in dem die Leute abgezockt wurden, sondern aus einer Werkstatt mit angemessenen Bedingungen und Löhnen“, erklärt Kuck. Ein Punkt, der gut zum Selbstverständnis zahlreicher Start-ups passt: „Natürlich hat für uns als Bio-Unternehmen mit einem hohen Nachhaltigkeitsanspruch die Zusammenarbeit mit Mosaik auch einen sozialen Wert. Je mehr Aufgaben von Behinderten übernommen werden, desto mehr Behinderte können mit einem ordentlichen Tarifvertrag vergütet werden. Es macht uns stolz, einen kleinen Beitrag dazu beizutragen“, sagt Staats.

“Manchmal haben Gründer falsche Vorstellungen”

Trotz dieser zahlreichen Vorteile: Komplett problemlos läuft die Zusammenarbeit zwischen Mosaik und Start-ups natürlich nicht immer. Und das auf beiden Seiten. „Teilweise muss man damit rechnen, dass Prozesse erst eine gewisse Anlaufphase benötigen, in der bei uns schon auch Fehler passiert sind“, berichtet Arning. Wer von Anfang an perfekte Abläufe erwartet, ist vielleicht nicht der richtige Kooperationspartner.

Umgekehrt weiß auch Dennis Kuck davon zu berichten, dass die Zusammenarbeit mit manchen Start-ups nicht immer einfach ist: „Manchmal gibt es junge Gründer, die direkt von der Uni kommen und falsche Vorstellungen von der Wirtschaftswelt haben. Sie gehen davon aus, dass es weder Spaßbesteller noch Reklamationen oder Zahlungsausfälle gibt und erklären uns, dass es schon keine Rückläufer geben wird, um die wir uns kümmern müssten“, schmunzelt er. Deshalb lässt sich Mosaik von Start-ups gerne im Vorfeld den Businessplan vorzeigen – so kann man manche Enttäuschung im Vorfeld umgehen. Oft komme das aber nicht vor: „In den letzten fünf Jahren haben wir eine Insolvenz miterlebt und sind zwei mal mit Unternehmen im Streit auseinander gegangen. Ansonsten haben wir immer eine Lösung gefunden.“

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Foto: Mosaik

Yvonne Ortmann

Seit Mai 2009 schreibt Yvonne für deutsche-startups.de Gründerportraits, Start-up-Geschichten und mehr – ihre besondere Begeisterung gilt Geschäftsideen mit gesellschaftlich-sozialer Relevanz. Sie tummelt sich auch im Ausland – immer auf der Suche nach spannenden Gründerpersönlichkeiten und Geschäftsideen.