Von Elke Fleing
Mittwoch, 15. Juni 2016

Mit Startup-Mindset alte Firmenstrukturen aufbrechen

Deutsche Unternehmensstrukturen ermöglichen wenig Weiterentwicklungspotenzial. Können sich Corporate Start-ups als Innovationstreiber für Unternehmen entpuppen. Über die Chancen und Herausforderungen beim Umsetzen von Innovationen:

Die Digitalisierung kennt keine Grenzen und bewegt sich über alle Branchen hinweg.

Marktstrukturen werden durch sie aufgebrochen. Immer mehr Start-ups wollen sich auf unerschlossenen Märkten einen Namen machen. Die Generation Y und Z sehen Traditionsunternehmen wie Siemens und Co., schon längst nicht mehr als Traumarbeitgeber an. Sie suchen nach Raum für Innovationen und kreative Freiheit, aber Studien zeigen:

Tradierte deutsche Unternehmensstrukturen ermöglichen kaum Innovationspotenzial.

Zwar steht der digitale Wandel auf der Prioritätenliste der meisten Manager ganz weit oben, doch wenn es um die Innovationsfreude geht, hinkt die deutsche Wirtschaft hinterher

Etablierte Unternehmen, wie Daimler, Bosch, die LGI, aber auch Medienhäuser, wie ProSieben oder Axel-Springer, lagerten ihre Lösungen aus und gründeten ein Corporate Start-up, ein Unternehmen im Unternehmen.

Markus Ziegler, Geschäftsbereichsleiter von pakadoo, dem internen Start-up der LGI, berichtet, wie Traditionsunternehmen mithilfe eines Corporate Start-ups den Sprung zu mehr Innovation schaffen können.

Für echten Start-up-Speed: Frühe Trennung vom Mutterkonzern
Der Mangel an Geschwindigkeit und Flexibilität sind Faktoren, die gerade Traditionsunternehmen daran hindern, schnell innovative Lösungen hervorzubringen und umzusetzen.

Das erkannte auch die LGI Logistics Group International GmbH, in dem die Idee zu pakadoo entstand, und gründete ihr Corporate Start-up: pakadoo ist ein digitaler Service, der das Empfangen und Retournieren von Privatpaketen am Arbeitsplatz managt – unabhängig vom Paketdienstleister.

Ziegler erinnert sich: “Als es in meinem Team erste Ideen zum Service von pakadoo gab, war die Geschäftsleitung sofort von deren Potenzial überzeugt. Um der Umsetzung dieser Ideen mehr Freiraum zu geben, wurde pakadoo recht schnell aus den bestehenden Unternehmensstrukturen herausgelöst.”

In kleinen Start-ups bleiben Ideen überlebensfähig, denn diese können sich im Vergleich zu Konzernen schnell neu ausrichten, flexibel mit Budgets handhaben und vor allem viele Ideen in den Bereichen Marketing und Sales ausprobieren, aber ebenso rasch wieder über Bord werfen.

Für Corporate Start-ups ist daher eine frühe operative Trennung vom Mutterkonzern entscheidend. Die T-Labs von der Telekom befinden sich beispielsweise an der Technischen Universität in Berlin, also direkt am kreativen Puls der Stadt.

Neue Wege brauchen neue Räume. Nicht nur operativ, sondern auch physisch. So kann jeder junge Betrieb schneller Kontakte knüpfen, und auch Kooperationen kommen beispielsweise weitaus schneller zustande, als in gesetzten Unternehmen.

Mehr Flexibilität durch den Einsatz digitaler Tools
Obwohl die meisten Start-ups gerade zu Beginn aus einem nur sehr kleinen Team bestehen, gilt die schnelle Kommunikation als das A und O, um sich über die Konkurrenz, Produktentwicklungen oder auch über veränderte Bedürfnisse der anvisierten Zielgruppe schnell austauschen zu können.

Hier sind cloud-basierte Collaboration Tools, wie Trello, Jabber oder Spread-Meeting, unabdingbar, um auch ortsunabhängig gemeinsam an Projekten arbeiten zu können.

Ebenso wichtig ist der schnelle und einfache Zugriff auf Dokumente. Cloud-Softwareanbieter, wie Dropbox, Google-Drive oder Tresorit, ermöglichen das rasche Teilen von Dokumenten und den Zugriff auf diese auch offline.

Der Einsatz neuer digitaler Tools ist in der Umgebung eines großen Unternehmens oft nur schwer durchzusetzen.

In Corporate Start-ups können diese hingegen schnell etabliert werden, denn die Hierarchien sind zum einen flacher und zum anderen kann aufgrund der finanziellen Mittel des Mutterkonzerns auch schnell auf hochwertige und ebenso kostenintensive Technologien zurückgegriffen werden.

Schnell, Start-up, Corporate Start-up
Alles in allem bieten Corporate Start-ups viele Vorteile: Sie haben immer einen großen Investor in der Hinterhand und können auf bereits bestehende Unternehmensprozesse aufbauen, aber gleichzeitig flexibel neue Abläufe in die bereits vorhandene Infrastruktur integrieren.

Dadurch verfügen sie über ein rapideres Entwicklungspotenzial als andere neu gegründete Unternehmen und haben einen weniger starken Existenzdruck. Unternehmen müssen mit dem digitalen Wandel Schritt halten.

Daher ist es für große Unternehmen lohnenswert, ein Corporate Start-up auszulagern, um kreative Ideen schnell umsetzen zu können

Zur Person und zum Unternehmen pakadoo
Markus Ziegler, Logistik-Experte und Geschäftsbereichsleiter von pakadoo im – übrigens ausgesprochen spannenden – Gespräch mit Sascha Pallenberg in der TechLounge auf der CEBIT 2016

Mit der work-life-logistics von pakadoo.de ermöglichen es Arbeitgeber ihren Mitarbeitern, private Pakete unabhängig vom Paketdienstleister direkt im Büro zu empfangen und zu retournieren. Unternehmen können dazu einen pakadoo point einrichten. Mittels cleverer Logistik-App können am pakadoo point Pakete eingelagert und an die Mitarbeiter ausgegeben werden.
Die sichere Auslieferung des Paketes erfolgt über PIN und QR-Code, den der Online-Shopper per Mail erhält. Arbeitgeber schaffen mit pakadoo einen Social Benefit für ihre Mitarbeiter, denn Arbeitnehmer haben so noch mehr freie Zeit in der Freizeit und eine ausgeglichenere Work Life Balance. Auch die Nachhaltigkeitsbilanz von Unternehmen wird mit pakadoo verbessert, denn mehrfache Transportwege seitens der Carrier und Arbeitnehmer fallen weg. Zustellungen können gebündelt werden und der Stadtverkehr in reinen Wohngebieten wird entlastet. So werden Spritverbrauch und CO2-Emissionen reduziert.
Hinter der Lösung mit dem Kakadu steht der Logistik-Experte Markus Ziegler, der dafür im Februar 2016 mit dem LEO Innovations-Award ausgezeichnet wurde.

Bild oben: Shutterstock, Startup